Porträt

laut.de-Biographie

Lacrimas Profundere

Wenn zwei Geschwister künstlerisch aktiv sind und sich beide musikalisch ausdrücken, liegt es eigentlich auf der Hand, gemeinsame Sache zu machen. So beginnen auch die Schmid-Brüder Christopher (Gesang) und Oliver Niklas (Gitarre) im oberbayerischen Waging am See 1993 damit, gemeinsam Musik zu machen, und legen den Grundstein für Lacrimas Profundere.

Lacrimas Profundere - Bleeding The Stars
Lacrimas Profundere Bleeding The Stars
Beerdigungstaugliche Gitarren zu ansprechenden Melodien.
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Mit Markus Lapper finden sie einen Bassisten, mit Christian Greisberger einen Drummer und mit Manu Ehrlich einen zweiten Gitarristen. Mit Sängerin und Violinistin Anja Hötzendorfer und Flötistin Eva Stoger holen sie sich zusätzlich zwei Frauen in die Band, die jedoch nicht alle auf dem über das Label Perverted Taste veröffentlichten Debüt "... And The Wings Embraced Us" zu hören sind. Um aber live mit entsprechender Instrumentierung auftreten zu können, ist dieser Zuwachs an Musikern definitiv notwendig.

In der zunächst wenig aufregenden Mischung aus Gothic und Death, die neben der üblichen Instrumentierung noch Flöten, Klavier und eben die Violine aufweist, kontrastiert die elfenhafte Stimme von Anja die tiefen Growls von Christopher. Auf dem zweiten Wurf namens "La Naissance D'Un Rêve" greift inzwischen schon Christian Steiner in die Tasten, hinter den Drums sitzt Stefan Eireiner. Mittlerweile haben Lacrimas Profundere bei Witchhunt Records eine neue Heimat gefunden und zeigen dort, dass sie ein paar wirklich tolle Melodien in ihren zum Teil überlangen Songs verarbeitet haben.

Um ihren Sound noch breiter und variabler zu gestalten, holen sie sich nach der Veröffentlichung Ursula Schmidhammer an der Harfe dazu, müssen Eva aber fast gleichzeitig ziehen lassen. Inzwischen haben sie überall in Deutschland schon Gigs mit Lacuna Coil, Theatre Of Tragedy oder Subway To Sally bestritten und sich eine ständig wachsende Fanschar erarbeitet.

Nach zwei Demos werden Ende 1998 Napalm Records auf Lacrimas Profundere aufmerksam und nehmen sie unter Vertrag. Dort erscheint 1999 das nächste Album "Memorandum", auf dem Lorenz Gehmacher den Beat angibt. Die Scheibe kommt vor allem in Südamerika und in Japan ausgesprochen gut an, und es macht sich positiv bemerkbar, dass Fronter Christian merklich an seiner Stimme gearbeitet hat.

Im Anschluss an die Veröffentlichung spielen sie auf dem Wave Gotik Treffen und dem Summer Breeze, müssen die Tour mit Tristania und Sins Of Thy Beloved aber wegen Krankheit absagen. Allerdings machen sich schon wieder diverse Line-Up-Wechsel bemerkbar. Sowohl Lorenz als auch Markus steigen aus und werden von der Darkseed-Rhythmusgruppe Willi Wurm (Drums) und Rico Galvagno (Bass) ersetzt. Auch Ursula und Anja trennen sich von Lacrimas Profundere.

Die Arbeiten an "Burning: A Wish" starten also als Sextett, und natürlich zeigt sich die Band auf der Scheibe wieder einmal deutlich gewandelt. Vor allem Christian konzentriert sich mehr und mehr auf seine klare Gesangsstimme, die sich durchaus hören lassen kann. Die Vergleiche mit Anathema, My Dying Bride oder Katatonia reißen zwar nicht ab, doch haben sich die Bayern schon lange einen eigene Identität erarbeitet.

Bereits im folgenden Jahr legen sie das etwas rockigere "Fall, I Will Follow" nach, auf dem der für Marco eingestiegene Christian Freitsmiedl sein Debüt als Gitarrist feiert. Nach Konzerten in Mexico folgen ein paar Dates mit Paradise Lost und Ende 2003 eine Tour mit Amorphis, ehe Rico seinen Bass wieder einpackt und seinen Platz im Line-Up an Daniel Lechner abgibt.

Der hat seinen Einstand Mitte 2004 auf "Ave End", worauf sich Lacrimas Profundere ein wenig mehr an Musical-ähnlichen Sounds versuchen. Anfang 2005 begleiten sie The 69 Eyes auf deren Deutschland-Dates und merken dabei, dass es mit Gitarrist Christian wohl doch nicht so gut klappt. Seinen Posten übernimmt Tony Berger, für den abgegangenen Willi sitzt nun Korl Fuhrmann hinter den Drums, beide spielten auch bei A Live Divided. Ihre siebte Scheibe "Filthy Notes For Frozen Hearts" lassen Lacrimas Profundere John Fryer (HIM/NIN/Depeche Mode) produzieren und in den Finnvox Studios mastern.

Der Aufwand macht sich bezahlt, "Filthy Notes For Frozen Hearts" steigt in die Media Control Charts ein. Im Vorprogramm der Senkrechtstarter von Lacuna Coil geht es im Oktober und November quer durch Europa. Die Tracks sind lange nicht mehr so verspielt wie früher und deutlich rockiger und eingängiger geworden. Auch Bam Margera wird auf die Band aufmerksam und verwendet insgesamt ganze acht Songs in seiner Bam's Unholy Union-Show. Allerdings schockt Sänger Christian im April 2007 die Fans mit der Nachricht, dass er Lacrimas Profundere den Rücken kehren will, da er mit dem Stress der Touren und des Musicbiz' im Allgemeinen nicht mehr zurechtkommt.

Das stellt die übrigen Bandmitglieder vor ein größeres Problem, das sie erst einmal mit Peter Kafka (Beloved Enemy/Ex-Fiddler's Green) lösen. Da Basser Daniel im Oktober ebenfalls aussteigt, übernimmt Peter einfach den Bass, und ans Mikro stellen Lacrimas Profundere den Lost-Fronter Roberto Vitacca. Live geht es nun so richtig ab, neben einer vierwöchigen Tour mit Apocalyptica Anfang 2008 stehen auch diverse Festivals wie das Summer Breeze, Summer Darkness oder das M'era Luna an. Zuvor erscheint Ende Juni noch die neue Scheibe "Songs For The Last View".

Sowohl national als auch international haben sich Lacrimas Profundere einen starken Ruf erspielt und sind entsprechend rum um den Globus auf Tour. Allerdings haben sie einmal mehr kein Glück mit ihren Bassisten, auch Peter steigt im Vorfeld der neuen Scheibe aus, um sich mehr auf Beloved Enemy und Ski's Country Trash zu konzentrieren. Für die Aufnahmen zu "The Grandiose Nowhere" spielt das keine Rolle, denn im Studio ist eh Oliver Nikolas für das meiste verantwortlich.

2010 legen sie ihr neuntes Studioalbum vor und bieten darauf eingängigen Gothic Rock, der Vergleich mit HIM und Konsorten nicht scheuen muss. Dieser Kurswechsel gen Masssentauglichkeit und Gothic light erweist sich erwartungsgemäß als einträglich. Besonders das Album "Hope Is Here" wächst 2016 zum großen Erfolg und knackt nach 25 Jahren Bandgeschichte erstmals die Top 30 der Charts.

Trotzdem scheint Mastermind Schmid nicht zufrieden mit dem künstlerischen Gehalt dieser Entwicklung. So kommt es zwei Jahre später erneut zu einer tiefgreifenden Zäsur. Entschlossen reißt er das Ruder herum und verkündet die beabsichtigte Rückkehr zu ihren Wurzeln aus Doom, Gothmetal und klassichem Gothrock.

Vorhersehbar, dass das Line-Up hieran erneut zerbricht, da unter anderem Sänger Rob die Rückkehr in unkommerzielle Gewässer nicht mittragen will. Damit liegt die Band 2018 quasi im Koma. Kurz darauf entsteigt sie wie Phönix der eigenen Asche. Mit dem alten Weggefährten Dominik Scholz plus dem Showbiz-Greenhorn Julian Larre als Frontman erleben die Lacrimas ihren dritten Frühling.

Als Ergebnis dieser frischen Brise erscheint in der Hitze des Hochsommers 2019 mit "Bleeding The Stars" ein grabeskühler Bastard aus finsterstem Doom und rundem Gothic Rock. So gelingt ihnen einmal mehr die totale Neuerfindung der eigenen musikalischen Aura.

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