laut.de-Kritik

Gothic Rock-Songs mit Hitpotenzial.

Review von

Vor zwei Jahren haben Lacrimas Profundere mit "Filthy Notes For Frozen Hearts" den ganz großen Wurf gelandet. Das vom NIN-Produzenten Josh Fryer veredelte Album stieg nicht nur in die Charts ein, sondern zog auch diverse, lukrative Touren nach sich. Dabei kam es Anfang 2007 zu einer massiven Umstellung bei der Band, warf doch Sänger Christian das Handtuch.

Nachdem kurzfristig Peter Kafka, Gitarrist und kreativer Kopf von Beloved Enemy, das Mikro übernommen hatte, hängt er sich inzwischen lieber den kurze Zeit später verwaisten Bass um und überlässt den Gesang dem Lost-Fronter Roberto Vitacca. Der hatte sich schon auf dem letztjährigen Summer Breeze und diversen anderen Konzerten dem Publikum präsentiert, gibt mit "Songs For The Last View" aber nun seinen Einstand auf CD. Nach dem kurzen, titelgebenden Intro schallt erst einmal die vorab ausgekoppelte Single "Pearl" durch die Speaker, die weitgehend auf die Rezeptur des Vorgängers setzt.

Wieder hat man mit John Fryer zusammen gearbeitet und ein paar Gothic Rock-Songs produziert, die angenehm ins Ohr gehen und in der Schnittmenge aus Sisters Of Mercy, The 69 Eyes und HIM liegen. Schon besagte Single hat deutliches Hitpotential, allerdings klingt der tiefe, etwas an End Of Green erinnernde Gesang von Roberto ein wenig zu gezwungen.

Scheinbar ist das nicht so ganz seine Stimmlage, denn auch beim folgenden "The Shadow I Once Kissed" überzeugt seine Leistung nicht 100%ig. Schlecht ist die Nummer, in der er von einer ungenannten Dame gesanglich unterstützt wird, deswegen natürlich trotzdem nicht.

Mit einer ganz anderen, wärmeren Stimmlage überrascht der Sänger beim musikalisch etwas an Amorphis erinnernden "Veins". Da der Wechsel bei "We Shouldn't Be Here" genau zwischen den beiden Tonlagen stattfindet, fällt hier besonders auf, dass im tiefen Stimmbereich nicht alles ganz rund läuft. Am souveränsten wirkt Roberto bei dem ebenfalls singletauglichen "Dear Army", bei dem er mit einer deutlich raueren Stimme zur Sache geht, was dem Song und vor allem auch dem Album deutlich gut bekommt.

In balladeske Gefilde geht es zum ersten Mal mit dem spartanisch instrumentierten "And God's Ocean". Der mehrstimmige Gesang ist sehr gut gelungen, die tiefe Stimmlage könnte live gut von Basser Peter reproduziert werden. Genau wie beim abschließenden "While" steigert sich der Song zum Ende hin langsam, bis auch die Gitarren noch mal einsetzen und bei "While" sogar die Doublebass durch hämmert. Allein das für meinen Geschmack zu sehr auf HIM getrimmte "A Dead Man" bleibt auf der gesamten Strecke im ruhigen Bereich, wobei hier Klavier und ein paar Streicher den Ton angeben.

Sowohl die beiden rockigen "Suicide Sun" und "Lullaby For A Weeping Girl", als auch das eher getragene "Sacrificial Lamb" sind ganz nette Songs, die auf die Charts schielen. Fans der alten Scheiben werden wohl bemängeln, dass alles recht glatt geschliffen klingt, aber Hitpotential muss man den meisten Tracks auf "Songs For The Last View" durchaus zugestehen.

Trackliste

  1. 1. The Last View
  2. 2. A Pearl
  3. 3. The Shadow I Once Kissed
  4. 4. Veins
  5. 5. We Shouldn't Be Here
  6. 6. And God's Ocean
  7. 7. Suicide Sun
  8. 8. Dear Army
  9. 9. A Dead Man
  10. 10. Sacrificial Lamb
  11. 11. Lullaby For A Weeping Girl
  12. 12. While

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