laut.de-Kritik
Munterer Querschnitt seines Schaffens in Top-Qualität.
Review von Philipp GässleinEs gibt wohl kaum einen Künstler aus Deutschland, dem es so eindrucksvoll gelungen ist, sämtliche Kritiker in die Schranken zu weisen, wie Al-Deen. Wer nach dem Charterfolg "Bilder Von Dir" in dem Soulsänger noch eine Eintagsfliege vermutete, muss spätestens jetzt, zwei äußerst erfolgreiche Alben später, seinen Irrtum eingestehen. Al-Deen spielt längst in einer Liga mit Cassandra Steen oder Naidoo um den Rang des besten populären Soul-Acts aus Deutschland.
Mit seiner ersten Live-Platte will Al-Deen, der früher selbst in mehreren Bands als Gitarrist tätig wär, nun auch den Ruf erwerben, Vollblutmusiker mit Herz zu sein. "Für Alle" hatte mit Untermalungen der unterschiedlichsten Genres ja schon einen Vorgeschmack auf die musikalische Experimentierfreudigkeit der Al-Deen Kapelle gegeben. Den hohen Anspruch untermauert das vorliegende Album noch.
Tobias Reiss am Keyboard, Tommy Baldu am Schlagzeug mit verschiedenen Percussioninstrumenten, Ole Rausch mit Gitarre und Mandoline sowie Frieder Gottwald am Bass liefern durchwegs solide Leistungen ab. Zusammen mit den Gastmusikern Jens Streifling (Saxophon) und Sebastian Studnitzky (Trompete) bringt Al-Deen also eine vollständige Ska-Besetzung auf die Bühne, die durchaus zu überzeugen weiß. Daneben greift er auch selbst mit in die Saiten.
Die Mitschnitte aus seinen Konzerten in Dortmund und Köln weisen eine glänzende Aufnahmequalität auf (ohne Overdubs, wie im Booklet versichert wird). Auch Laiths Stimme besteht den Härtetest sehr souverän. Bunt gemischt ergeben die Songs von allen drei Alben einen munteren Querschnitt des Al-Deen'schen Schaffens. Alle großen Erfolge werden durchgespielt, um abzusichern, dass kein Fan-Auge trocken bleibt.
Leider finden insgesamt nur zwölf Tracks den Weg auf den Silberling. Recht dürftig, auch wenn die Musiker bei "Noch Lange Nicht Genug" über zwölf Minuten lang ihr Bestes geben. Auf die schnellen Fans wartet immerhin noch eine Bonus-CD in limitierter Auflage. Al-Deen jedenfalls erfüllt seine Mission mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit. Er rockt, swingt und singt sich erneut in die öffentliche Wahrnehmung.
Ob Laith "Live" solch orgiastische Schwingungen überträgt, wie es uns das Gesicht auf dem Cover weiszumachen versucht, ist sicherlich diskutabel. Dazu ist dieser Neo Soul-Pop, der keinem weh tut und sich gut in Al-Deens bisheriges Schaffen
einreiht, einfach zu nett. Ob er uns in ferner Zukunft tatsächlich noch ein Heavy Metal-Album bescheren wird, wie er im Interview verlauten ließ?
Noch keine Kommentare