laut.de-Kritik
Eine Ska-Zeitreise in die 80er Jahre.
Review von Michael SchuhUnd es sprach der Godfather of Ska im Jahre des Herrn 1980: "Verdammt noch eins! Ich habe diese Musik nach England gebracht und mache überhaupt keine Kohle." Also setzte er sich hin und schrieb den Song 'Rudi Got Married'. Die Nummer ist ein ironischer Querverweis auf Dandy Livingstones 60s-Ska-Klassiker "A Message To You Rudy" und lässt die jamaikanische Rebellen-Figur nicht mehr in Vororten nach Schlägereien trachten, sondern stattdessen heiraten.
Das im Two Tone-Fieber taumelnde England ist begeistert und beschert dem Idol der mächtig angesagten Bands The Specials, Madness und The Beat seinen ersten und einzigen Charteinstieg. Ein später Erfolg für einen Mann, der maßgeblich daran beteiligt war, dass der jamaikanische Ska bereits um 1960 den Weg nach England fand, damals allerdings noch unter dem Namen "Jamaican Blues".
Die 80er zählen dagegen trotz des erwähnten Single-Hits nicht zu Laurels erfolgreichsten Jahren und, bei allem Respekt, auch nicht zu seinen besten. Wie schon auf dem 80er Re-Release "Meets Floyd Lloyd & The Potato 5" bietet auch der fünfte Teil der Aitken Classics-Reihe deutlich Two Tone-beeinflussten Ska.
Die oftmals seltsam sterile Aura der Aufnahmen mag dem nach High Tech und Sound-Perfektion gierenden Jahrzehnt geschuldet sein, mit "Honey Come Back To Me" ist dennoch ein ranzig-rumpelnder Rocksteady mit auf dem Album. Im direkten Vergleich dazu verkommt "Rude Boy Dream" wie ein Stehblues in Pumps auf weißen Kacheln. Zwangsläufig verirrten sich auch Synthesizer in Laurels Studio, nachzuhören auf "Je T'aimerai Toujours" und dem Korg-Lovesong "Don't Turn Your Back".
Hauptsächlich regieren aber, wie es sich gehört, Posaunen und Trompeten auf Aitkens 80s-Output. Mit "Sahara" und "Sally Brown" flossen dem Offbeat-Würdenträger auch unnachahmliche Hits aus der Feder. Die bislang nur auf Single erhältlichen Live-Granaten "Hitchhike" und "Skinhead" runden die Zeitreise ab. Aitken-Einsteigern empfehle ich den Kauf seines Hit-Alterswerks "The Story So Far" und den Besuch der anstehenden Tournee. Denn beim 75-jährigen Godfather gilt mehr denn je das Sprichwort: "So jung kommen wir nicht mehr zusammen."
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