laut.de-Kritik
Angenehm soulige Vibes nach grausigem Opener.
Review von Martina KellnerDie hübsche Lena Schütz alias Lea Finn, Tochter eines Gitarristen und einer Opernsängerin, hat schon allerlei Erfahrungen im Musikbusiness gesammelt. Im Zuge ihres 2003er Debüts "One Million Songs" ging sie mit Bryan Adams auf Europatour und trat im Vorprogramm von Simply Red und Sting auf.
Später zog sie mit Laith Al-Deen durch die Lande. Doch trotz ausgeklügelter Promotion und durchaus vorhandenem Gesangstalent blieb der große Sprung bislang aus. Nach kurzer Kreativ-Pause meldet sich die Bremerin nun mit ihrem zweiten Album zurück. Eine Kostprobe daraus gab sie beim diesjährigen Bundesvision Song Contest mit "Ich Weiß Und Du Weißt" zum Besten – leider reichte das nur zum elften von fünfzehn Plätzen.
Lea Finn selbst beschreibt ihren zweiten Longplayer wie folgt: "'FinnLand' ist ein Album, das Stimmungen meines Lebens eingefangen hat. Melancholie, Experiment und Unterhaltung wechseln einander ab. Ich versuche, mich mit meiner Musik Leuten langsam näher zu bringen - dieses Album zu veröffentlichen ist wie ein erstes Kennenlernen bei einem Date. Ich stelle mich vor, in der Hoffnung, mit meinem Gegenüber Gemeinsamkeiten zu entdecken und teilen zu können."
Wem das schon zu viel Geschmalze ist, sei gesagt: Es wird nicht besser! Kitschig-gefühlsduseliger Pop gepaart mit allerlei Soulapplikationen, das ist die Musik von Sängerin und Songwriterin Lea Finn. Hier und da ein paar leise Gitarren und klingelnde Percussions werten die Kuschelmusik der Bremerin zwar auf, zeitweise Extrem-Sopranakrobatik à la Tori Amos oder Sarah McLachlan lassen "Finnland" jedoch zu einer höchst anstrengenden Vokal-Quietsch-Perfomance verkommen. Dass sie ihre Songs mittlerweile in deutscher Sprache trällert, macht das Ganze nicht gerade bekömmlicher, sondern verleiht den fünfzehn Herzenssongs eine leidige Schlager-Attitüde!
Wenden wir uns den Lyrics zu: "Dass ich den Nobelpreis kriege/ Dass ich mal dies Land regiere/ Meinen ganzen Körper tätowiere/ Dass ich mich im Bett von Johnny Depp mal liege/ Mit dem Dalai Lama meditieren/ Für die Olympiade mal trainieren/ Mich für schnelle Autos interessieren/ Und einen Harvard Abschluss absolvieren/ Ja ich weiß ganz genau/ Das ist höchstwahrscheinlich unwahrscheinlich", weiß die gute Lea. Und noch der grausige Rest des Openers: "Weltweit Titelblätter zieren/ Ein Orchester dirigieren/ Die Rolling Stones mal produzieren/ Und Woodstock 3 organisieren/ Ja ich weiß ganz genau/ Das ist höchstwahrscheinlich unwahrscheinlich."
Wenn man den Einstiegstrack hinter sich gebracht hat, ist man zum Glück aus dem Gröbsten raus! Einige Tracks bestechen sogar durch recht angenehme, soulige Vibes und entspannende Backround-Gospel-Vocals, so zum Beispiel der Song Contest-Titel. Die meisten Songs zeichnen sich jedoch durch akustische Gitarren und allerlei Percussion aus. "Ich Bleib Mit Mir Stehen" eröffnet mit rhythmischen Trommeln, sehr ruhig gehalten. Später setzen sanfte Gitarren und voluminöse Streicher ein. Dazu stimmt Lea melancholisch trübsinnige Lyrics an.
Ausgiebiger Einsatz von Schlag- und Effektinstrumenten kennzeichnet auch "Meilenweit" oder "Überall Gesucht". Der marokkanische Perkussionist Rhani Krija, der auch schon für Sting trommelte, sorgt für gut abgerundete Instrumentalparts.
Dennoch hat man die ganze Zeit das Gefühl, Lea Finn sollte besser bei englischsprachigen Texten bleiben – dann hätten die Tracks nicht diesen üblen Deutsch-Pop Kitsch-Beigeschmack. Letzten Endes bleibt der schale Eindruck, dass die 25-Jährige ihr vorhandenes Talent nicht ganz ausschöpft bzw. dass das Produzententeam Sitzmann/Baldu (Xavier Naidoo, Nena, Laith Al-Deen) zu sehr den Kommerzrichtlinien einer Pop-Talentschmiede verhaftet ist.
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