Porträt

laut.de-Biographie

Lead Belly

Er war einer der wenigen Ur-Blues-Folk-Musiker, die noch zu Lebzeiten einen gewissen Ruhm erlangten. Dazu verhalfen ihm neben seinen Fähigkeiten an der Zwölf-Saitigen-Gitarre, seine kräftige Stimme, seine vom Leben geprägten Texten auch viele Jahre im Knast.

Im Januar 1888 oder 1889 als Hudson William Ledbetter auf einer Plantage bei Mooringsport, Louisiana geboren, tritt er bereits 1903 als Musiker in der Fannin Street im Rotlichtviertel der nahe gelegenen Stadt Shreveport auf. "Don't go down to Fannin Street / You'll be lost and never found, you can never turn around" singt Tom Waits 2008 dazu.

1910 lebt Ledbetter in Texas, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Zunächst spielt er Akkordeon, 1912 schreibt er das Stück "Titanic" auf einer Zwölf-Saitigen-Gitarre, die zu seinem Standardinstrument wird. Bald verlässt Huddie (ausgesprochen 'Hiudi') seine Familie und wird zu einem wandernden Musiker.

1915 kommt er zum ersten Mal in den Knast. Der Ausbruchsversuch glückt, doch 1918 sitzt er wieder hinter Gittern, nachdem er einen Verwandten erschießt, mit dem er sich wegen einer Frau gestritten hat. In der Anstalt mit dem malerischen Namen Sugar Land hört er zum ersten Mal das Stück, das später zu einem seiner bekanntesten wird, "Midnight Special".

Hier erhält er vermutlich auch seinen Spitznamen. Wie es zu 'Bleibauch' kommt, lässt sich nicht endgültig klären. Vielleicht, weil er große Mengen an schwarz gebranntem Schnaps wegkippen kann. Oder als Anspielung auf seine körperliche Stärke. Schließlich könnte es auch eine falsche Aussprache seines Nachnamens gewesen sein.

Fest steht, dass er 1925 wieder freikommt, nachdem er seine Mindeststrafe abgesessen hat und vom Gouverneur von Louisiana begnadigt wird. Ein unüblicher Vorgang, der wohl damit zu erklären ist, dass der Gouverneur Lead Bellys Musik zu schätzen weiß, nachdem er ihn mehrfach besucht hat.

1930 sitzt er wegen versuchten Mordes erneut ein, diesmal nach einer Messerstecherei. Wieder hat er Glück, denn die Musikenthusiasten John und Alan Lomax sind von ihm begeistert, als sie 1933 durch die Südstaaten reisen, um Folkmusic aufzunehmen und zu sammeln. 1934 kehren sie zurück und nehmen gemeinsam dutzende Stücke auf. Eines davon "Goodnight Irene", schicken sie dem (neuen) Gouverneur, der Ledbetter erneut begnadigt.

Als freier Mann heuert er als Chauffeur bei den Lomaxes an. So kommt er 1935 nach New York, wo er sich als 'singender Bruder' einen Namen macht. 1936 überwirft er sich jedoch mit John Lomax und kehrt nach Louisiana zurück, wo er mit Erfolg eine Klage gegen seinen nun ehemaligen Mentor einreicht.

1937 ist er mit seiner neuen Ehefrau Marta Promise wieder in New York. Zwei Auftritte im Apollo Theater in Harlem wecken kaum Begeisterung bei der ansässigen schwarzen Bevölkerung, wohl aber in den eher links orientierten Folk-Kreisen des Greenwich Village.

Als er 1939 nach einer Schlägerei mal wieder im Knast steckt, setzt sich Alan Lomax, Johns Sohn, für seine Freilassung ein. In den 1940er Jahren gelingt es Lead Belly schließlich, von seiner Musik halbwegs zu leben. Für die Library of Congress, Moe Ash (später Gründer des einflussreichen Labels Folkways) und Capitol nimmt er eine ganze Reihe Alben auf, zudem spielt er mit Woody Guthrie und dem noch jungen Pete Seeger.

1948 feiert Lead Belly sogar Erfolge in Frankreich, wohin er auch auf Konzertreise geht. Dort wird ihm jedoch das Lou-Gehrig-Syndrom diagnostiziert, eine nicht heilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, an der er am 6. Dezember 1949 in New York stirbt. Sein letztes Konzert gibt Lead in Texas zu Ehren von John Lomax, der wenige Monate zuvor gestorben war.

Auch wenn Lead Belly (oder Leadbelly) sein Leben lang in Armut lebte, ist der Einfluss seiner Musik auf die kommenden Generationen immens. Sein "Rock Island Line" landet 1954 in der Skiffle-Version Lonnie Donegans in den US- und UK-Charts, 1959 macht Johnny Cash aus Leadbetters "Yallow Women's Door Bells" das fröhliche "I Got Stripes".

Besonders die britische Rockszene der 1960er Jahre, darunter Eric Clapton, Rolling Stones und Led Zeppelin, saugt sein Repertoire auf.

Seine Stücke werden unzählige Male umgeschrieben und gecovert. Auch von Nirvana, die ihre "Unplugged"-Aufnahme mit "Where Did You Sleep Last Night" (im Original "In The Pines") abschließen. Bei einer Lead Belly-Veranstaltung lernen sich zudem Robert Plant und Alison Kraus kennen, die kurz darauf (2007) das wunderbare Album "Raising Sand" veröffentlichen.

Von den vielen Ehrungen, die Hudie Ledbetter posthum angetragen werden, sticht die der Stadt Shreveport hervor: Bottoms, wie das verruchte Viertel um die Fannin Street genannt wurde, heißt seit 1982 offiziell "Ledbetter Heights".

Alben

Surftipps

  • Offizielle Seite

    Viele Infos bei der Stiftung, die Lead Bellys Erbe verwaltet.

    http://www.12stringking.com

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