laut.de-Kritik
Elvis' Tochter besingt ihr wahres Ich.
Review von Giuliano Benassi"Dieses Album bin ich. Jedes Lied bin ich. Hier kommt raus, wie ich wirklich bin, nicht, was die Klatschpresse über mich schreibt oder was die Leute über mich behaupten", lautet die Erklärung der 35-jährigen Lisa Marie Presley zur Veröffentlichung ihrer ersten Platte. Eine Rechtfertigung, die die Bewertung erschwert, schließlich geht es weniger um die Musik als um die Botschaft.
Wie ist sie nun, die Tochter von Elvis und ehemalige Ehefrau von Michael Jackson und Nicholas Cage? Eine resolute Frau, die sich "son of a bitch" nennt ("S.O.B."), eine liebevolle Mutter abgibt ("So Lovely"), manchmal ein gebrochenes Herz hat ("Nobody Noticed It") und sich an ihre Herkunft erinnert ("Lights Out"). Dabei finden sich erfreuliche Stilblüten wie "ich bin nicht mehr deine Erektion oder deine Gemeinde, ich bin deine Krankheit" ("Better Beware"). Im Titelsong kritisiert sie dagegen die Verschreibung von Psychopharmaka an Kinder in den USA.
Musikalisch ist die Angelegenheit weniger persönlich. Unter Führung von Eric Rosse (Tori Amos) und Andrew Slater (Fiona Apple, Macy Gray und Wallflowers) ist ein sauber produziertes Pop/Rock-Album entstanden, das sich irgendwo zwischen Alannah Myles und Melissa Etheridge ansiedelt, ohne aber die Qualitäten der letzteren zu besitzen. Presleys rauchige Stimme lässt kaum Parallelen zu der des Vaters zu, die Überraschung beim ersten Lied geht bald in gepflegte Langeweile über.
Ob vom Psychiater empfohlen oder einfach nur der Spleen einer Frau, die sich im Leben alles außer Abgeschiedenheit leisten kann - "For Whom It May Concern" ist kein Album, das wie eine Bombe einschlägt. Leserinnen von Schundzeitschriften werden sich kaum die Mühe machen, heraus zu finden, wie Lisa Marie Presley wirklich ist. Andere Zuhörer können dagegen den Titel ihres Albums zitieren: Wen interessierts?
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