laut.de-Kritik
Songs, für die andere Schreiber ihre Seele dem Teufel feilböten.
Review von Rainer HenzeEs gibt diese Theorie über den perfekten Popsong: Sollte es je gelingen ihn zu finden, die Welt würde sich in zwei Minuten zwanzig zum Guten wenden. Einfach so. Es gibt Menschen, die der Entdeckung des perfekten Popsongs bereits sehr nahe kamen: Lennon hießen sie, oder Wilson. Lloyd Cole ist auch ein Suchender. Seit knapp 20 Jahren. Und Songs wie "Lost Weekend", "Jennifer She Said" oder "Rattlesnakes" hätten die Welt fast verändert. Bedauerlicherweise nahm sie kaum Notiz, die Welt.
Auf dem nun vorliegenden Album versammelt Cole Material, das er im Verlauf der vergangenen fünf Jahre geschrieben, aufgenommen, live gespielt aber überwiegend nicht auf CD gebracht hatte. Es besitzt so den Charakter einer "en-passant"-Veröffentlichung. Und dementsprechend lapidar ist der Titel: "Etc". Das zeugt von einer Lässigkeit, die Cole in früheren Zeiten als maßlose Arroganz ausgelegt wurde. Denn auch auf "Etc" finden sich Stücke, für die andere Sänger und Songschreiber ihre Seele dem Teufel feilböten.
"Another Lover", "Alright People" und "Love Like This Can't Last" bieten die typischen Cole-Zutaten: Wunderbare Melodien, kristallklare Gitarren, die einschmeichelnde Stimme und die bittersüßen Texte. Groß. Viele Stücke hat Cole komplett solo eingespielt. Was allerdings dazu führt, dass die Instrumentierung auf Albumlänge etwas eintönig wirkt. Weniger Bottleneck-Jaulen und Country-Anleihen hätten geholfen. Aber letztlich finden sich auf diesem Album neben den genannten hervorragenden Stücken noch einige ordentliche, nur wenige schwache und auch das mäßige Dylan-Cover "You're A Big Girl Now" ist verzeihlich.
So ist diese CD jedem Cole-Kenner bedenkenlos zu empfehlen. Einsteigern in die Welt des Lloyd Cole sei dagegen die '99er-Compilation "The Collection" ans Herz gelegt: Für bewegende Reiseberichte über die Suche nach dem perfekten Popsong.
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