laut.de-Kritik
Der Universal Soldier zeigt sich hungrig.
Review von Robin Schmidt"Der Universal Soldier, Urban Abteilung...": Während ein gewisser Bushido diese Zeilen vor zwölf Jahren mit "... meine Jungs und ich stürmen dein Heim und / In der Hand hab ich ein brennendes B / Damit mache ich dir heute Nacht ein Branding, OK?" fortführte, könnte auch Luciano dem Label in Zukunft seinen ganz eigenen Stempel aufdrücken.
Dafür tritt er auf seinem zweiten Werk in Sachen Flow und Stimme ebenso kräftig aufs Pedal wie bei seinem Debüt "Eiskalt". Innerhalb eines Jahres muss sich bei Luciano gewaltig viel Frust angestaut haben. Diese überschüssige Energie setzt er mit ordentlich Druck und einer Portion Ignoranz in der Stimme frei und erzeugt somit eine dichte Atmosphäre.
Die Themen spiegeln zuvorderst das tagtägliche Hustlen auf den Straßen von Berlin wider. Weil er "alles nur für Money" macht ist sein "Auftreten Bandit" und seine "Mentalität Gang Gang". Die Jagd nach der "Roli" und weiteren Statussymbolen verkommt dabei fast schon zur Pflicht für den Mann, der in der "Vergangenheit viel Scheiße gefressen" hat.
Der Hunger in seiner Stimme tröstet allerdings nicht immer über das gleiche Geplänkel in den Texten hinweg. Wobei Luciano vereinzelt versucht, etwas Deepness in seine Lyrics einzubauen, zum Beispiel in "Maktub". Darin thematisiert er einerseits den Glauben an eine höhere Instanz und macht seinem Ärger über falsche Freunde Luft: "Mit Patte kommen Ratten / Wenig Ahnung, viel quatschen / Dich vorher gar nicht kannten, wollen auf einmal viel haben / Nie Taten, wichtig machen, viel sagen / Doch ich scheiß auf euch und zähl meine Kreditkarten". Weiterhin lässt er uns kurz tiefer in sein Innerstes schauen: "Erfolg ist Glücksgefühl – macht die kalte Seele hell".
Die teils leichten Texte verpackt Luciano meist in ein überzeugendes Trap-Gewand. "Ballin" versetzt in Partystimmung, bei "Meer" gerät man in rhythmisches Kopfnicken während "Traube Minze" zum entspannten Stelldichein im Shisha-Café einlädt.
Mit "L.O.C.O." hat Luciano die meist schwere Hürde eines zweiten Albums würdig gemeistert. Auch wenn er sich für seinen Status als neuer Universal Soldier in der kommenden Zeit noch eine ganze Ecke deutlicher von anderen Rappern abheben muss, kann man die LP über weite Strecken problemlos durchhören.
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