laut.de-Kritik
Space-Pop oder Synthgaze: Diese Sounds sind nicht von dieser Welt.
Review von Kerstin KratochwillHinter M83 – benannt nach der Galaxie Messier 83 und damit schon auf dessen spacige wie weltferne Musik anspielend – steckt der französische Musiker Anthony Gonzalez. Über zwei Jahrzehnte hat er nun schon sein Projekt Genregrenzen sprengen lassen.
Auch auf seinem neunten Album "Fantasy" schillert der Sound zwischen Synthflächen und Shoegaze, ist zugleich Dreampop als auch Cinemascope und Projektionsfläche für allerlei fantastische Träume wie Visionen. Damit soll dieses Album wieder an die energetischen sowie enigmatischen Anfangszeiten von M83 anschließen, wie sie vor allem auf dem 2005 pulsierenden Album "Before The Dawn Heals Us" zu hören sind.
Der dort geradezu typische M83-Sound in seiner Kombination aus Gitarre und Synths wird nun wieder aufgenommen, nachdem Gonzalez zwischenzeitlich in Richtung Electro-Dancefloor abgebogen war und mit dem Track "Midnight City" auch einen relativ großen Hit landen konnte. Was dann folgte, war oft pathetisch überladen und schielte unverhohlen auf die große Stadion-Bühne.
Diesen Hang zum Kitsch hat Gonzales glücklicherweise auf "Fantasy" überwunden. Emotionen und epische Hymnen bleiben aber dennoch Hauptmerkmal seiner Songs. Evoziert werden diese beispielsweise auf "Oceans Niagara" mit imposanten Chören und bewegenden Drums, die bis in die Magengrube treffen. Track für Track entfaltet sich hier ein kaleidoskopisches und kosmisches Klanggemälde, das nicht nur traumverloren ist, sondern auch dramatisch wie drängend eine unglaubliche Wirkkraft entwickelt.
Damit ist Gonzales der schwierige Spagat gelungen, der seine bisherige Diskografie zwischen Artpop und Mainstream ein wenig zerrissen machte: Dieses Album ist genauso gut zum einsamen Hören unter Kopfhörern geeignet wie lautstark und verloren im Publikumsmeer bei einem Live-Konzert und das macht "Fantasy" zum ergreifendsten und intensivsten M83-Album seit langem.
2 Kommentare mit einer Antwort
Für mich definitiv sein zweitbestes Album. Oceans Niagara, Radar, Far, Gone und Laura sind einfach Synthie Bretter. Schade nur dass der Hype irgendwie sehr abgeflacht ist. In dem Genre findet man eigentlich kaum was hochwertigeres.
Was ist für dich sein bestes Album?
Der hat immerhin drei Oberknüller im Gepäck.
Ich muss auch zustimmen. Nach dem selbst mir als Kitsch-Connoiseur zu klebrigen Junk hatte ich ihn eigentlich schon abgeschrieben. Fantasy würde ich als Synth-Prog zum Schwelgen und Tanzen bezeichnen.