laut.de-Kritik

Was hat dieser Mann im Vorprogramm von Xavier Naidoo verloren?

Review von

Mitbegründer des sagenumwobenen Studios The Shack. Toningenieur bei Fire House. Nicht unwesentliche Beteiligung an der Produktion des Wu-Tang-Debüts "Enter The Wu-Tang (36 Chambers)", das in meinen Ohren zu den wesentlichsten Hip Hop-Platten überhaupt zählt. Geschätzter Kollege RZAs. Beatlieferant für Gurus zweite "Jazzmatazz"-Ausgabe ... Seine Referenzen könnten nicht besser sein. Was zum Teufel, frage ich mich da, hat ein Mann wie Carlos Bess im Vorprogramm von Xavier Naidoo verloren? Nun, nach dem Genuss von "For Majic Eyes Only" bin ich schlauer.

Gemeinsam mit seiner Gattin, der Sängerin und Trompeterin Paulisa Moorman, stellte Bess das Projekt "Majestic 12" auf die Beine. Am Konzept ist wenig auszusetzen: Sattsam bekannte Samples und der ein oder andere Jazzstandard treffen auf amtliche Beats, charakteristische Vocals verleihen der Melange einen leicht mystischen Anstrich. An sich keine schlechte Allianz, hätte man solches nicht von Massive Attack schon tiefgründiger und auf Madlibs "Shades Of Blue" bereits um Welten intelligenter angelegt vernommen. Leider tönt alles ausgesprochen bemüht. Dumm, denn bekanntlich wirkt niemand uncooler als der, der für sein Leben gerne cool wäre.

"For Majic Eyes Only" fühlt sich an wie ein sehr dicker Perserteppich: Edel, doch das Muster hat man meist schon tausendfach gesehen. Der Aufbau der Songs gehocht stets dem gleichen Schema: Eingebettet in dicke Bässe hören wir einmal Streicher, einmal Orgeln oder eine mit leichter Hand hingeworfene Klaviermelodie, für den Wiedererkennungswert ein wohlvertrautes Element. Dazu Madame Majestics Gesang, fertig ist die Laube. Jeder einzelne Track taugt prima zum James Bond-Titelthema - nach der Hälfte der Spieldauer beschleicht mich das unangenehme Gefühl, als hörte ich seit Stunden ein und dasselbe Stück.

Es mangelt keineswegs an netten Elementen: Durchgehend vollmundige, untadelige Bässe, ungewöhnlich schräg arrangierte Streicher und mädchenhaft-charmanter, dennoch ausgereifter Gesang in "Prisoner Of Love", funky groovende Rhythmen ("The Light", "With You"), zurückhaltende Orgeln ("Super Star"). Alles sehr schön, wirklich.

In Verbindung mit den zahlreichen Wermutstropfen ergibt sich aber doch ein recht fader Brei: Möchte man wirklich das Thema aus "Love Story" noch einmal hören? Warum klingt Naidoo selbst in einem optimistischen Liebeslied wie "With You", als müsste er instantan in Tränen ausbrechen? Wieso gönnt man protzig-opulenten Kreationen wie "The Light" keinen ordentlichen Schlusspunkt sondern verwässert das Ende mit einem schalen Fade-Out? "Day Break" schließlich verursacht mir richtiggehend Unbehagen, weil es trotz aufwändigstem Rückenwind einfach nicht in die Gänge kommen mag.

An manchen Stellen wird zudem schlicht zu dick aufgetragen: "Super Star" verfügt über eine einprägsame Hookline. Muss man sie deshalb gleich zu Tode nudeln? In "The Future" versumpft der Gesang im übertrieben vollgestopften Soundkonstrukt. Ähnliche Übersättigung verspüre ich bei "Alone Again". Nichts gegen Kalorien, aber Sahne hätte gereicht. Es muss nicht immer Buttercreme sein.

Trackliste

  1. 1. Round Midnight Intro
  2. 2. For Majic Eyes Only
  3. 3. The Journey
  4. 4. Prisoner Of Love
  5. 5. The Light
  6. 6. Superstar
  7. 7. With You feat. Xavier Naidoo
  8. 8. Stay
  9. 9. Winter Flowers
  10. 10. Nice Work If You Can Get It
  11. 11. Rent Free
  12. 12. Windmills
  13. 13. Yesterdays
  14. 14. Alone Again
  15. 15. Day Break

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