laut.de-Kritik
Von einem Tequila-Abenteuer ins nächste.
Review von Kai ButterweckNebenprojekte von bereits etablierten Bands werden oftmals kritisch beäugt. Warum? Nur selten wagen sich Musiker dabei in wirklich andere Gefilde. Wie man hingegen Äpfel von Birnen richtig trennt, beweisen die Hardcore-Punkrocker von The Bronx mit ihrer musikalischen Nebenbaustelle Mariachi El Bronx. Und das nun schon seit fast einem halben Jahrzehnt.
Mit bandtypischem HC-Punkrock haben Mariachi El Bronx nur wenig am Hut. Wie der Bandname bereits vermuten lässt, geht es hier primär um das Ausleben mittelamerikanischer Sombrero-Klänge, die aufgepeppt mit reichlich Pop-Glasur vor allem eins verbreiten sollen: Spaß. Und das tun die insgesamt zehn neuen Songs des dritten MEB-Albums auch. Immer wieder angeführt von Matt Caughthrans markantem Organ, hüpft, tanzt und schwingt sich die um einige Bläser erweiterte Background-Belegschaft von einem detailverliebt arrangierten Tequila-Abenteuer ins nächste.
Die Herrschaften haben hörbar Spaß, wenn sie sich zu lateinamerikanischen Rhythmen in den Armen liegen und abseits knüppelharter Distortion-Welten von Sonnenschein, Hüftschwüngen und reichlich Tequila träumen. Hin und wieder blinkt sogar der Ohrwurm-Button hell auf ("Wildfires", "Sticks And Stones").
Mit langlebigen Hooks und großen Melodien wird nicht gespart. Auch Songs wie das groovig vor sich hin klappernde "High Tide", das charmant säuselnde "Nothing's Changed" oder das zuckende "Raise The Dead", das von jeder Latin-Tanzschule mit Kusshand ins Musikprogramm aufgenommen werden würde, heben die Stimmung bereits nach wenigen Sekunden. Gute Laune ist Trumpf.
Auch wenn die Band das Niveau bereits erwähnter Songs auf Albumlänge nicht ganz halten kann und zwischendurch den einen oder anderen Füller vom Stapel lässt, so leuchtet "III" am Ende trotzdem wie ein hoffnungsvoller Stern am ansonsten recht düsteren Nebenprojekt-Himmel. Hier präsentiert sich nämlich mal eine Band von einer komplett anderen Seite. Alleine dafür sollte es schon Applaus geben.
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