laut.de-Kritik
Stumpfe Party-Schlager-Beats bügeln die Diversität der Diven platt.
Review von Kerstin KratochwillGay-Ikone, Kult-Sängerin, ESC-Urgestein: Diese Beinamen hat Marianne Rosenberg alle schon erhalten, aber viel lieber würde sie wohl Diva genannt werden. Bestimmt gelingt das mit dem neuen Cover-Album, das laut Eigenaussage "eine Hommage an die ausgelassene Energie ihrer Lieblingssängerinnen und deren weltberühmten Hits sein soll".
Die Auswahl der Künstlerinnen mag überraschen, wer Rosenberg nur noch aus den seichten Schlagershows von Silbereisen & Co. kennt. Doch in ihrer mittlerweile 50 Jahre lang andauernden Karriere hat sie nicht nur unsterbliche Hits wie "Er gehört zu mir" oder "Marleen" gesungen, sondern auch mit unterschiedlichsten Genres wie Chanson, Jazz, Rock, Electronica und gar Punk experimentiert.
Dann ist es gar nicht mehr verwunderlich, dass Rosenberg Musikerinnen wie Grace Jones, Amanda Lear oder Blondie für ihr Konzept-Album zu dem Diva-Mythos ausgewählt hat. Und während in Italien auch die männliche Form "Divo" gebräuchlich ist, ist man vielleicht hierzulande verwundert, auch einen Song von Rio Reiser auf "Diva" zu finden.
Aber auch das ist folgerichtig, wenn man Rosenbergs Laufbahn kennt: Reiser half Rosenberg in den Achtzigern, selbstbestimmt und selbstbewusst zu arbeiten, weshalb sie ihn hier mit dem Ton Steine Scherben Song "Der Traum ist aus" würdigt. So ist 'Diva' für Rosenberg letztendlich ein feministischer, gar politisch besetzter Begriff, der für Gleichberechtigung und Emanzipation steht.
Das Album beginnt dann auch mit dem programmatischen Track "Diva" von Dana International, womit sie geschickt einen Bogen schlägt von ihrem Status als Gay-Ikone und ihrer ESC-Verbundenheit hin zu dem Album-Thema: Der ESC-Siegessong aus dem Jahr 1988 der transsexuellen Dana International handelt von den wichtigsten Frauen und Göttinnen der Weltgeschichte und Mythologie, wie etwa Victoria, Kleopatra oder Aphrodite. Geschickt ist auch, wie Rosenberg die Lyrics – wie alle Song-Texte der gecoverten Lieder – ins Deutsche sehr sehr frei übersetzt und darin unnötige Klischees von "1.001 Nacht" unterbringt, sowie gleich eine Art Zusammenfassung der kommenden Coversongs.
Was dann kommt, ist leider weit weniger cool als die Coverauswahl selbst: Während sie sich auf dem Album-Cover im Glitzeroutfit zeigt, gönnt sie ihren Versionen wenig glitzernde Abwechslung. Jeder Song, ob "Fremd (Liebe an die Macht) " (I've Seen That Face Before), "So wie Du bist" (Follow Me) oder "Herz aus Glas" (Heart Of Glass) hat denselben stumpfen, stampfenden Party-Schlager-Beat verpasst bekommen, der in jedes Bierzelt, auf jede Betriebsfeier, jede Après-Ski-Playlist und auf jede CSD-Party passt.
So entsteht eine seltsame Kluft zwischen Anspruch und Anstrich. Wo doch die Diversität der Diven gefeiert werden soll, werden sie und ihre Songs hier wie Barbies im Regal präsentiert – alle sehen gleich aus, werden aber doch mit minimal austauschbaren Outfits als Blondie-Barbie oder Reiser-Barbie verkauft.
4 Kommentare mit 12 Antworten
Mal so ganz realistischerweise gab es nie eine bessere deutschsprachige Sängerin. Ihre drollige Art, beim Singen Wörter zu artikulieren, brachte immer Musikalität in die ziemlich vokalfeindliche Sprache. Hatte schon vor drei Jahren mal interessehalber recherchiert, was sie heute so macht. Und da warens schon genau diese unengagierten Bums-Bums-Beats fürs besoffene Malle-Publikum. Eine Schande, daß sie ebenso würdelos gealtert ist wie die anderen Mottenfifis aus dem Schlagerkabinett.
Dass man mit Würde altern kann, beweist Ragi in seinen souveränen, rein gar nicht in seiner teenie-edgelord-Phase steckengebliebenen postings.
Richtig. Irgendwann will man einfach nicht mehr irgendjemanden aus dem örtlichen Dackelzuchtverein mit sowas wie Leidenschaft verstören.
Ich weiß aus verlässlicher Quelle, dass man auch mit Leidenschaft Dackel züchten kann. Desweiteren gebärden sich diverse Dackel ääh Wieselzüchter im Internet als übertriebene Teenie McEdgelords und holen damit zumindest einen Teil ihrer Leidenschaft zurück, gar zum Ungefallen der dortigen Mitleser.
Jetzt lass doch mal das arme, gute Wiesel in Ruhe. Ich bin doch dein Freund.
Niemand legt sich mit meinem leidenschaftlichen Pelzlover an, sonst werd ich edgy!!!!
Danke, Ragizzle. Du kannst mich glücklicherweise aufgrund deiner Lebenserfahrung wohl am besten einordnen .
Das Wiesel und sein Züchter in trauter Eintracht.
Züchtiger, wenn ich bitten darf.
Ich stehe ja sowieso auf Eintracht. Dann gerne auch mit Peitsche ... *Zisch* *Zabusch* Oh, ja, Ragism... ohhh...
Wo ist eigentlich Hundi? Und was macht Hundis Sextreff?
Leckt Knochen!
marianne queen idc
Allemal authentischer, intellektueller & engagierter als alle Ella Endlich & Co. Worüber sprechen wir hier also!?
Kurz Reingehört: 3/5-4/5. Muss man sich drauf einlassen – oerding es lassen …
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.