laut.de-Kritik
Austauschbarer Kitsch-Pop von der Stange.
Review von Andreas BättigIm Jahr 1999 blutete wohl so manches ABBA-Fan-Herz. Zwanzig Jahre nach dem großen Erfolg der "Waterloo"-Stars coverten drei Schweden und eine Norwegerin ihre größten Hits. Mit ihrem Mix aus Plastikpop und ABBA-Nostalgie eroberten die A*Teens die Charts.
Eine dieser gecasteten Retorten war Marie Serneholt. Nun versuchte sie es zum ersten Mal solo. Dabei griff ihr der Erfolgsproduzent Jörgen Elofsson kräftig unter die Arme. Der hat bereits Songs für Stars wie Britney Spears, Celine Dion, Kelly Clarkson und Westlife maßgeschneidert.
"Enjoy The Ride". Welchen "Ride" man nun genießen soll, bleibt für mich zumindest unklar. Den auf der hunderttausendmal textlich thematisierten "Liebe und damit zusammen hängender Kummer"- Schiene? Gut aussehen, ein bisschen mit dem Arsch wackeln und von Songwritern auf den Leib geschneiderte Lieder trällern hat bei Britney Spears ganz gut funktioniert. Doch langsam aber sicher sollte sich manche Pop-Dame mal was Neues, Kreatives einfallen lassen. Oder besser gesagt, deren Produzenten.
Die Songs auf dem Album sind sehr schablonenhaft durchkonstruiert. "Beyond Tonight" ist eine Schmacht-Ballade, bei der sich die junge Sängerin zwar sehr gefühlvoll zeigt. Doch man nimmt ihr das Gesungene nicht ab. Das ist das große Problem der CD. An Maries Stelle könnte genauso gut irgend eine andere hübsche Blondine treten, die singen kann und ein wenig Ausstrahlung hat. "I Love Making Love In The Morning" ist ein unbekümmerte "Dumdidum-Pop"-Song. Chart-Potenzial hat hingegen der tanzbare Song "Can't Be Loved" dank einfachster Mittel: Ein bisschen Beat, ein bisschen Bass und eine lasziv am Mic klebende Serneholt.
Wer wissen will, wie "Enjoy The Ride" klingt, der soll eine Jessica Simpson-, eine Spears sowie eine Shakira-Platte im Kopf zusammen wursteln. Wem das Ergebnis gefällt, der wird auch die Musik von Maire Serneholt mögen. Singen kann die junge Schwedin durchaus. Schade nur, dass sie daraus nicht mehr gemacht hat.
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