laut.de-Kritik
Unvollendete Miniaturen mit schepperigen Beats.
Review von Ingo ScheelSiggi Freud, ick hör' dir trapsen: Wenn man beim Zusammenschrauben der Platten-Rezi die Cover-Datei mit ScreamTree.jpg abspeichert, dann haben sich wohl alte Sehnsüchte unabdingbar manifestiert. Und in der Tat: All die Projekte und Alleingänge, die Gastauftritte und Kollabos mal beiseite, eigentlich wäre so eine Screaming-Trees-Reunion schon schick, oder?
Belassen wir es für den Moment dabei - was nicht ist, kann ja noch werden, bis dahin tröstet uns weiterhin das Timbre des tiefergelegten Lanegans.
Schon vor fünf Jahren hatten sich Duke Garwood und Mark Lanegan zusammengetan und auf "Black Pudding" düstere Sphären, pechschwarze Balladen, verbleite Melancholie zusammengerührt, mit "With Animals" folgt nun eine zweite Zusammenarbeit. Hatte Lanegan sich damals mehrheitlich um Garwoods Gitarre gewunden, hält nun Reduktion Einzug. Die Playbacks wirken durchweg wie unvollendete Miniaturen. Schepperige Beats mit viel Luft zwischen den Schlägen, vom Sound her alles andere als drum-verwandt, gleichzeitig aber auch längst keine offenkundig elektronischen Beats. Mal klingt das, wie in "My Shadow Life", als würde jemand nervös mit metallenen Pantoffeln auf einen Tisch klopfen, dann wieder nach dezenter Industrial-Miniatur.
Gibt es zum Auftakt drei ähnliche gelagerte Düster-Preziosen, wird es mit dem klassisch Gitarre/Gesang-basierten "Upon Doing Something Wrong" fast ein wenig sonnig, weht es wie vom Fabrikgelände der stillgelegten "Buzz Factory" herüber. "L.A. Blue" klingt wie Roky Erickson in einem verlangsamten Parallelkosmos, "Scarlett" taumelt, als würde jemand am Plattenteller schubbern, mal verlangsamt, dann wieder nach vorn geschubst, "Ghost Stories" wie in der gekachelten Abstellkammer eines verlassenen Funeral Homes aufgenommen. Überhaupt, alles voller Gespenter hier, Schatten, Tiere, Wüste, Weltall.
Für Anhänger des dunklen Lord Lanegan der gewohnt-geliebte Melancho-Schmeichler, oftmals aber auch so zwischen Drone und Desert verloren, dass diese Songs sich vornehmlich auch selbst genügen. Und was hatte Lanegan vor Jahresfrist selbst zu einer Reunion seiner alten Band gesagt? Es würde ihm das Herz brechen, das zu tun. Zu lange schon genießt er seine Freiheit. Eine Ausnahme würde er jedoch machen: Dann, wenn es die Trump-Administration zum Rückzug veranlassen würden. Das wiederum wäre doch eine vielversprechende Aussicht.
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