laut.de-Kritik
Ein Schritt vorwärts, zwei zurück.
Review von Amelie KöpplMit ihrem fünften Langspieler "Tacheles" zeichnen Mia ein "musikalisches Protokoll vieler Wendepunkte im Leben der Sängerin Mieze Katz". Und damit gleichzeitig eine deutliche Abkehr von den goldenen Zeiten der Berliner, von denen man dachte, sie hätten mit "Zirkus", ihrem Konzeptalbum rund um erste Küsse, Liebesversprechen und gemeinsame Stunden, zu sich selbst gefunden.
Der nur teils geglückte Versuch, zu den elektrisch-ekstatischen Anfängen zurückzukehren, verirrt sich auf "Tacheles" in peinlichen Einblicken in das Sexualleben der Sängerin. Doch es sind nicht nur die kitschig-schnulzigen Texte, die den Verdacht wecken, dass Mia jetzt aus jedem Kokolores ein Stück Musik machen. Es sind auch die niederträchtig eingesetzten Synthies, die sowohl 80ies-Jüngern als auch eingeschworenen Mia-Fans die Ohren bluten lassen.
Um die Themenlandschaft von "Tacheles" kurz zusammenzufassen: Einsamkeit - Liebe - Trauer. Es beginnt mit dem aufbrausenden "Sturm" und der neuen Lebensfreude, ausgelöst durch eine neue Liebe. Ein neues Leben, ein neues Heim erreicht Mieze in "Das Haus".
Es folgen schlaflose Nächte. Und ab "Immer Wieder" wissen wir dann auch, warum. Denn ab hier verlieren Mia ihren musikalischen Faden völlig aus den Augen. Elektro-Beat: ja. Klimperndes Glockenspiel a là
"Zirkus": auch ja. Aber "Am Tag Danach" bringt das mühevoll errichtete Konstrukt von poppigem Großstadtkino endgültig zum Einsturz. Das Weiterschalten lohnt sich, und zwar bis Track zehn.
Leider auch nur, um sich von einer weinerlichen Mieze Katz in einer klavieruntermalten Hymne samt krudem Gitarrensolo ihren traurigsten Moment schildern zu lassen. Ein kurzer Knall, "La Boom", beendet das Chaos vorerst. Bis die Sängerin noch einen dranklatscht: eine womöglich lesbische Liason im Bonustrack "Die Frau". Aha. Passt ja ganz gut zum Konzept "Das Album soll die Sprache des Herzens sprechen" (O-Ton Mieze)
Die musikalischen Wege, die Mia auf dieser Gratwanderung zwischen Alt und Neu beschreiten, befriedigen kaum die Erwartungen, die "Tacheles" nach drei Jahren Auszeit vorab schürt. Es ist zwar, was die Stimmung betrifft, das finsterste und reduzierteste Album von Mia. Fans von den kreativen Anfängen wie "Hieb Und Stichfest" und "Stille Post" sollten davon aber besser die Finger lassen.
40 Kommentare
Ich habd schon beim Video von Fallschirm gepostet, aber bitte noch mal:
Weil ich so gerne ficke ohne Gummi, fick und nix bereu, weil ich so gern wix und um mich beisse, weil ich alles um mich schmeiße, weil ich so gerne ficke und ich könnte schon wieder... ahhh... ich könnts schon wieder tun!
Ja, ja, ja. Der miesesten Mia Song aller Zeiten! Das ist soooooo mies ich kann es nicht glauben!!! Ist das die selbe Band die mit Sonne, Ökostrom, Wie es ist, Hungriges Herz nette und klevere Pop-Songs gemacht haben? Und mit Zirkus ein sehr gutes Album erschafft haben? Und dann mit Willkommen im Club im Müll landeten?? Dieses Album ist mies, mies, mies. Schlechter als das neue von Silbemond, ey!
Wer Mia noch hört, tut mir leid.
Zumindest Fallschirm ist einfach mal grauenhaft. Den Rest vom Album kenn ich nicht, aber schein in eine ähnlich schlechte Richtung zu gehen.
Nach den letzten Mia-Alben waren die Erwartungen echt niedrig, und jetzt die neue Platte gehört, und siehe da, fand ich gar nicht mal übel. Es gibt sogar 3 Tracks die beim ersten Hören sehr monoton klingen, aber dann durchaus wachsen (Sturm, Rien ne vas plus Bruechiges Eis). Es gibt natürlich auch richtige Durchhänger auf dem Album, aber wenn dabei 5 gute Pop-Songs rumkommen die mir die Wochen versüssen, kann ich mich nicht beklagen.
Textlich kann ich den Vorrednern zustimmen, dass die Scheibe jetzt nicht zur Creme de la Creme zählt. Aber ehrlich gesagt, machen Texte für mich persönlich nur 20% des Musikgenuss aus, von daher hat dass den Spass an der Platte wenig getrübt. Ich hab 'ne Schwäche für 80er Pop, von daher trifft die Disco-Scheibe wahrscheinlich meinen Geschmack. Würde sogar überlegen auf's Konzert zu gehen, aber ich schätze es wird eher von Teenies wimmeln, was mich als 30jähriger ein bisschen abschreckt. 40 EUR sind auch ein bisschen teuer, für so ein Experiment.
Auch wenn das jetzt reichlich opportun rüberkommt, mittlerweile liebe ich das Album und zwar so sehr, dass ich mir sogar das Konzert in der Max-Schmeling-Halle gegeben habe, obwohl diese Massenevents nicht mein Ding sind. Mit den Lyrics bin ich weiterhin auf Kriegsfuß, zu beliebig, zu unpolitisch, zu irrelevant. BRÜCHIGES EIS ist die rühmliche Ausnahme. Dass der lesbische Song bloß als Gimmick auf der Deluxe-Version veröffentlicht wurde, hat leider wieder einen schalen PR-Beigeschmack. Denn musikalisch als auch textlich ist DIE FRAU das Highlight von TACHELES und der einzige Song, der dem Albumtitel gerecht wird.
Also die ersten Alben waren für mich das Größte.
Nun war ich damals von dem Album "Mein Freund"
schon geschockt aber dieses Album hat mir die Schuhe
ausgezogen.
Das Bandmitglied Ingo Puls stand immer für eine gewisse Handwerkliche Qualität der Musik und der
Klänge,er war das Salz in der Suppe.
Der Typische MIA-Klang ist mit Ihm verschwunden.
Stattdessen muss man sich wirklich schlimme und billige Klänge ohne richtige Botschaft anhören.
Das Album dient bei mir inzwischen als Untersetzer
für meinen Kaffee.
Musik ist nicht nur eine Emotion und eine Kunst,Musik ist ein Stück weit auch ein Handwerk.
Hätte die Band MIA ein Haus gebaut,so wäre dieses Haus jetzt eine Ruine.
Ingo Puls hat alles Richtig gemacht,für so einen Müll würde ich meinen Namen auch nicht mehr her geben.