laut.de-Biographie
Midge Ure
Synthie Pop-Fans schnalzen beim Namen Midge Ure mit der Zunge: Nicht nur führte der am 10. Oktober 1953 in Glasgow geborene Sänger und Gitarrist Feder bei der New Wave-Band Ultravox zu ihren erfolgreichen Zeiten, auch mit den New Romantics von Visage errang der Schotte Weltruhm. Schließlich kommt ohne deren Single "Fade To Grey" bis heute keine 80s Revival-Party aus.
Dabei übersieht man gerne, dass Midge Ure durchaus eine rockige Vergangenheit besitzt (Ultravox startete 1974 ja auch als Glamrock-Band). Als Jugendlicher begeistern ihn besonders die Small Faces, deretwegen er sich eine Gitarre zulegt, um sich an ersten Songs zu probieren. Mit 23 treibt es Ure auf verborgenen Wegen hin zur Teenie-Formation Silk, deren Single "Forever And Ever" am Valentinstag 1976 sogar die Spitzenposition der englischen Charts von ABBAs "Mamma Mia" übernimmt. Dem eingängigen Schlonz-Pop schnell überdrüssig tritt Ure 1978 über Kontakte zum Ex-Sex Pistols-Basser Glen Matlock dessen neuer Band The Rich Kids bei. Doch auch hier hält es ihn nicht lange und nach einem kurzen Zwischenspiel als Gitarrist bei Thin Lizzy (als Ersatz für Gary Moore!), startet er als Frontmann mit Ultravox durch und findet in melancholischem, oftmals pathetischem Synthie Pop seine Bestimmung.
Nachdem Midge Ure Ultravox Mitte der 80er verlässt, wartet bereits der nächste Höhepunkt auf ihn: Live Aid. Gemeinsam mit Bob Geldof startet der Schotte das gigantische, im Jahr 2005 reanimierte Live-Projekt, um notleidenden Kindern in Äthiopien zu helfen und ist auch Co-Autor der immens erfolgreichen Charity-Single "Do They Know It's Christmas". Mit "If I Was" vom Album "The Gift" gelingt ihm im selben Jahr sein größter Solohit.
Für sein nächstes Album "Answers To Nothing" lädt sich Ure 1988 Kate Bush, Big Country-Drummer Mark Brzezicki, Level 42-Sänger Mark King sowie Mitglieder von UB 40 ins Studio ein. Dennoch bewegt sich der Musiker von nun an außerhalb der internationalen Charts, was sich auch mit dem '91er Nachfolgewerk "Pure" nicht ändert. Seine Fangemeinde indes bleibt dem Mann treu und so bricht Midge Ure 1993 auf eine 22-Städte-Tour durch England auf. Die Veröffentlichung der kommerziell erfolgreichen Werkschau "If I Was - The Very Best of Midge Ure and Ultravox" ist dem Projekt natürlich förderlich.
1996 tourt der Sänger mit seinem neuen Album "Breathe" im Gepäck auch erstmals nach langer Zeit wieder in Amerika, im Vorprogramm der Chieftains. Die Platte führt Ure in die Nähe alter Erfolge zurück und verkauft sich in Europa eine halbe Million Mal. Anschließend vertieft er sich in Filmmusik-Arbeiten, dreht weiter Musikvideos (u.a. für Bananarama, Andrew Strong, 1980 bereits für Phil Lynott) oder arbeitet mit jungen, unbekannten Künstlern zusammen, etwa mit dem Tokioter Musiker Ryoichi Yuki.
1998 spielt Midge Ure zur Einweihung des Daimler Benz-Stadtquartiers in Berlin auf dem Potsdamer Platz neben Gianna Nannini und den Prinzen vor etwa 500.000 Menschen. Ähnlich erfolgreich gestaltet sich sein Auftritt in der Royal Albert Hall zu Gunsten der von Vulkanausbrüchen geplagten Karibikinsel Montserrat, an der auch Paul McCartney, Elton John und Eric Clapton teilnehmen.
Am 2. Juli 2005 kommt es zur Neuauflage von Live Aid. Unter dem Motto "Make Poverty History" finden gleichzeitig an zehn Orten der G8-Mitgliedstaaten sowie in Südafrika Livekonzerte statt. Sinn und Zweck des Ganzen ist diesmal vor allem die politische Demonstration an die Adresse der G8-Staaten. Insgesamt kommen mehr als 24 Millionen Unterschriften bzw. Namen zusammen, die als E-Mail oder SMS-Nachricht gesammelt wurden. Midge Ure gehört zum engen Mitarbeiterkreis des Kommitees um Geldof und Bono. Im selben Jahr trifft Ure die britische Königin Elizabeth II., die ihm im Buckingham Palast die Auszeichnung "Officer In The Most Excellent Order Of The British Empire" (OBE) überreicht.
Die Universität von Aberdeen verleiht Ure kurz darauf ein Ehrendiplom für seine künstlerischen und karitativen Dienste. Der Musiker fühlt sich geschmeichelt: "Für jemand, der mit 15 die Schule hinschmiss, ist solch eine Ehre natürlich fantastisch." Musikalisch überrascht Ure 2008 noch einmal mit einem Album voller Coverversionen an die Helden seiner Jugend. Mit dabei sind Queen, Bowie und Phil Lynotts Thin Lizzy.
Dennoch geizt Ure vorerst auch weiterhin mit neuem Material. Erst 2014 bringt er ein frisches Studioalbum heraus. "Fragile" bietet Selbstreflexionen und Bestandsaufnahmen von Ures Leben und hüllt diese in einen passenden Edelpop-Mantel. Doch so richtig los lassen ihn weder Ultravox noch die eigene Vergangenheit. Sein Traum: Ein neuer Kontext für essentielle Evergreens von "Vienna" bis "If I Was".
So eignet Ure sich die Fähigkeit des Klassik-Arrangements an und interpretiert Ende 2017 auf "Orchestrated" etliche 80er-Klopper sensibel neu.
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