15. Oktober 2018

"Dave Grohl ist fast perfekt"

Interview geführt von

Die Band Mini Mansions ist hierzulande noch wenig bekannt, obwohl alle Mitglieder bei großen Bands spielen. Wir sprachen mit Michael Shuman über die neue EP "Works Every Time".

Drei Jahre sind ins Land gegangen, seit die Mini Mansions ihr letztes Album "The Great Pretenders" veröffentlicht haben. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht, aber immerhin kredenzen uns Michael Shuman (Queens Of The Stone Age), Zach Dawes (The Last Shadow Puppets) und Tyler Parkford drei neue Songs und eine Coverversion auf der EP "Works Every Time". Ein Anruf bei Michael Shuman in Los Angeles.

Du bist gerade von der längsten Tour mit Queens Of The Stone Age zurück gekehrt. Wie müde bist du?

Michael Shuman: Gar nicht. Es war nicht mal unsere längste Tour bisher, eher sogar eine kürzere. Wegen mir hätte sie noch länger gehen dürfen, aber zwölf Monate waren es am Ende schon. Für uns als Band war es bisher die beste Tournee, weil wir nie besser zusammen gespielt haben.

Okay, da hatte ich wohl falsche Infos, war die Tour zu "Like Clockwork" länger?

Ja, damals waren wir 18 Monate unterwegs.

Kommen wir zu den Mini Mansions, deiner zweiten Band: Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass es keine neue LP, sondern nur eine EP mit vier Songs geworden ist. Warum?

Du hast allen Grund enttäuscht zu sein. Im Ernst: Wir schreiben unsere Songs immer in einzelnen großen Abschnitten und entscheiden danach, was wir damit anfangen. Dabei haben wir aber das Problem, dass wir alle in verschiedenen Städten der Welt leben und in anderen Bands spielen. Der Songwritingprozess belastete irgendwann auch unsere Freundschaft. Eine ganze Zeit lang lief es einfach nicht rund und es stand auch die Idee im Raum, das ganze Bandprojekt einfach enden zu lassen. Wir hatten aber ein paar Songs in der Hinterhand, die nun auf dieser EP sind. Wir fanden, dass diese vier Songs von der Stimmung sehr gut zueinander passen, gerade auch die Coverversion.

Wir sind dann für zwei Wochen ins Studio gegangen, um diese Songs richtig hin zu bekommen. Es war ein Entschluss, der die Band am Ende auch gerettet hat. Jetzt ist wieder neue Musik von uns draußen und wir können uns zu einem späteren Zeitpunkt um einen größeren Release Gedanken machen.

Lag der beinahe erfolgte Bandsplit nur an der Entfernung zwischen euch?

Ja, es wurde einfach irgendwann zu schwierig, das Gefühl einer normalen Band aufrecht zu erhalten. Es macht keinen Spaß und man fragt sich, was das Ganze überhaupt soll. Für mich persönlich war das total sinnlos. Ich bin nicht in einer Band, um die Musikindustrie zu unterhalten, sondern um mit meinen Freunden zu spielen und mit ihnen gemeinsam etwas zu erschaffen, auf das ich später stolz sein kann. Als es sich abzeichnete, dass dies mit den Mini Mansions so nicht läuft, wollte ich auf keinen Fall unsere Freundschaft dafür opfern. Aber wir haben dann doch noch die Kurve gekriegt und jetzt läuft wieder alles rund.

Hast du den Laden dann wieder zusammen bekommen?

Schwer zu sagen. Ich war ja selbst lange unterwegs, dann aber auch wieder sehr lange zuhause, während die anderen mit den Last Shadow Puppets und Sparks unterwegs waren. Die Verantwortung lag also eine Zeit lang bei mir, bevor wir dann wieder zusammen kamen.

"Wir mussten ein paar Drummer einladen"

Bei eurem Debüt von 2015 ist vergleichsweise viel Zeit fürs Songwriting vorhanden gewesen. Wie fühlte es sich dieses Mal unter diesen neuen Bedingungen an?

Mit den Mini Mansions hat es damals ganz klassisch angefangen: Drei Leute stehen in einem Raum und komponieren. Es gab zwar damals schon Demos oder Ideen, die wir gemeinsam ausgearbeitet haben, dieses Mal war es wie gesagt aber total anders. Die Songs wurden praktisch vorab von Tyler und mir separat ausgearbeitet, danach schickten wir sie den anderen zu und im Studio überlegten wir uns dann gemeinsam Arrangements.

Die Arrangements sind wirklich stimmig und voluminös geraten, gerade im Titelsong "Works Every Time". Die Basslinie und das Gitarrensolo tragen den Song, finde ich. Wie lief in diesem Fall die Ausarbeitung im Studio ab?

Tyler hatte dieses Demo, das gerade mal 70 Sekunden lang und eigentlich für einen 80s-Film gedacht war. Wir hörten es und es sprach mich sofort an. Ich hörte etwas heraus, auf das ich neugierig war. Ich wollte diese kleine Idee unbedingt zu einem richtig großen Song entwickeln. Der Bass und das Gitarrensolo stechen wirklich heraus und gehen zu großen Stücken auf Tylers Konto.

Ihr habt auf der letzten Platte mit Brian Wilson und Alex Turner gearbeitet. Wie läuft das bei euch ab mit den Gästen?

Ich spiele zum ersten Mal kein Schlagzeug auf den neuen Aufnahmen, so dass wir ein paar Drummer einladen mussten: Jon Theodore, mit dem ich bei den Queens spiele, Dash Hutton und Darren Weiss. Das sind zwei Schlagzeuger, mit denen ich zusammen spiele seit ich 14 Jahre alt bin, zum Beispiel auch in meiner alten Band Wires On Fire. Das war für alle von uns eine ganz neue Erfahrung, gerade auch für mich. Als wir uns für die Coverversion "A Girl Like You" entschieden haben, wollte ich spontan Mike Kerr von Royal Blood dabei haben, der gerade in L.A. war. Er drückte dem Song mit den Gitarrenspuren deutlich seinen Stempel auf.

"Tyler muss zwei Mal pro Abend spielen"

Bei Queens Of The Stone Age ist Josh der Bandchef. Ist es angenehm, einmal nicht seinen Anweisungen Folge leisten zu müssen?

Josh hat mit meiner Band überhaupt nichts zu tun. Es ist weder angenehm noch unangenehm, das sind zwei völlig verschiedene Projekte. Klar, Josh ist bei Queens der Anführer und bei den Mini Mansions übernnehme ich diese Rolle. Ich denke nicht an Josh, wenn ich Mini Mansions-Songs komponiere.

Ihr seid in Kürze mit den Arctic Monkeys unterwegs - wie groß ist die Vorfreude?

Wir sind gerade von ein paar gemeinsamen Gigs in den USA zurück gekommen und es waren aus verschiedenen Gründen unsere besten Shows überhaupt. Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt Gitarre spiele und nicht mehr ganz hinten an den Drums sitze, aber mir kommt es so vor, dass wir noch nie eine so starke Verbindung hatten wie zu ihrem Publikum. Und es ist natürlich einfach schön, wenn man mit Freunden auf Tour gehen darf. Tyler spielt jetzt auch Keyboards bei den Arctic Monkeys, er muss also zwei Mal pro Abend ran.

Große Bühnen oder kleine Clubs: Wo spielst du lieber?

Unser erstes Konzert spielten wir in New York in einem kleinen Club, das war klasse. Du hörst wie die Fans jedes Wort mitsingen. Für mich ist es dagegen immer eine Herausforderung, auf die Bühne einer Arena zu gehen und Leute zu erreichen, die vielleicht noch nie von dir gehört haben.

Gibt es Pläne, in Deutschland zu spielen?

Fuck yeah. Wir stehen gerade am Anfang eines langen Tourneeeplans, da wird noch einiges hinzu kommen.

Zum Schluss: Du hast bei Queens Of The Stone Age mit Jon Theodore, Joey Castillo und Dave Grohl zusammen gespielt. Welchen Drummer bevorzugst du persönlich?

Jesus Christus, darauf antworte ich dir auf gar keinen Fall. (Pause) Jon Theodore ist der beste Drummer der Welt. Er ist mein Bruder und daher wähle ich ihn.

Wenn du die besonderen Qualitäten jedes einzelnen charakterisieren müsstest, welche wären das?

Puh. Joey ist ein Biest, ein echtes Monster. Er kennt sich im Punkrock wahrscheinlich besser aus als die anderen beiden und spielt ihn auch am besten. Dave ist fast perfekt, wenn es um Anschläge und die Umsetzung eigener Ideen geht und Jon Theodore ist einfach der musikalischste Drummer. Er kann unglaublich groovy spielen, ach, eigentlich kann der Mann alles.

Vielen Dank für diese ehrliche Antwort.

Gerne. Aber stell mich nicht hin wie einen Vollidioten.

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Mini Mansions

Michael Shuman kennt man als Bassisten der Queens Of The Stone Age. Was der eine oder andere aber nicht weiß: Shuman mimt auch hin und wieder gerne den …

2 Kommentare mit 2 Antworten