laut.de-Kritik

Besser gut kopiert als schlecht erfunden.

Review von

Das Debüt "Solitaire" von Mishlawi, bürgerlich Tarik Mishlawi, beginnt mit "Win Some Lose Some". Der erste Gedanke: Das ist doch Drake, der da aus den Kopfhörern trällert. Vorteil oder Nachteil? Vorteil: Man wird mit dem so ziemlich erfolgreichsten Musiker der vergangenen Jahre verglichen. Nachteil: Man wird mit dem so ziemlich erfolgreichsten Musiker der vergangenen Jahre verglichen.

Der erste Eindruck der zwölf Songs umfassenden Platte täuscht nicht. Die Vorbilder sind klar erkennbar. The Weeknd hört man, ein bisschen Chris Brown und Trey Songz. Bei Gesangseinlagen fällt einem Justin Bieber ein. Zum Teil kommen da ganze Songs in den Sinn, so z.B. "Uber Driver", ein eleganter R'n'B-Jam Love-Song, oder "Need A Hug (Interlude)", ein zeitgemäßer Laid back-Trap. Das Plattencover, auf dem der 22-jährige US-Amerikaner mit türkischen und libanesischen Wurzeln eine orangene Michelinmännchen-Jacke trägt, tut ein übriges. Irgendwas war da mal mit Drake.

Man kann das alles kritisch sehen bzw. als bloßes Abkupfern erfolgreicher Songs und Künstler abtun. So einfach ist es dann aber doch nicht. Denn das Album wirkt rund. Es vereint Hip Hop, R'n'B, Trap sowie Jazz-Einflüsse und schafft es trotzdem, eine Art roten Faden zu bewahren. Mishlawi zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass er auf ruhigeren Songs auch eine schwermütige und melancholische Seite zeigt.

Die Trap-Nummern kommen zudem mit weniger Effekthascherei aus als die seiner aktuellen Mitstreiter im Hip Hop-Kosmos. Der Künstler verlässt sich hier eher auf seine Stimme und den eleganten Wechsel von Rap und Gesang. Und so ist die ein oder andere catchy Hook ist nicht von der Hand zu weisen. Auch die Beats kommen aufgrund ihrer Vielfältigkeit und verschiedener Einflüsse aus Hip Hop, R'n'B und Jazz gut.

Mishlawis Inspirationsquellen sind unterm Strich ohne jeden Zweifel klar zu benennen. Andererseits: Besser gut kopiert als schlecht erfunden. Aus der großen Rap-Pop-Masse hervorzustechen, mag für den Newcomer schwierig sein - ein wenig mehr Wiedererkennungswert wäre besser gewesen. "Solitaire" könnte dennoch für Fans der oben genannten Künstler ein Geheimtipp werden.

Trackliste

  1. 1. Win Some Lose Some
  2. 2. New Thang
  3. 3. Uber Driver
  4. 4. Audemars (feat. Nasty C)
  5. 5. Honor Roll
  6. 6. Bad Intentions
  7. 7. Need A Hug (Interlude)
  8. 8. Selfish
  9. 9. Too Basic (feat. Trace Nova)
  10. 10. Figure It Out
  11. 11. I Could
  12. 12. Something

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