laut.de-Kritik
Nick Oliveri zeigt, wie durchgeknallt er wirklich ist.
Review von Maximilian SchenkelWas ist zu tun, wenn man jede Zeile und jeden Ton von "Songs For The Deaf" in- und auswendig kennt, die Zeit für die nächste Queens Of The Stone Age-Scheibe aber noch nicht reif ist? Richtig – man schaut, was im Dunstkreis um die Queens sonst so passiert. Dort findet sich sehr schnell das Side-Projekt von Nick Oliveri: Mondo Generator. Was einen soundtechnisch erwartet, verrät bereits der Schriftzug Ipecac, denn dahinter verbigt sich das Label von Chef-Weirdo Mike Patton (u.a. Fantomas, Tomahawk).
In diesem Sinne zeigt der glatzköpfige Mastermind auf "A Drug Problem That Never Existed", wie kreativ und durchgeknallt er wirklich ist. Die Frage, welche Drogen ein Problem oder kein Problem waren, würde man beim Hören aber dann doch sehr gerne wissen. Gibt es so etwas wie ein Drogen-Konzept-Album? Wohl schon. Allerdings bricht im Gegensatz zu irgendwelchen LSD-Muckern, welche nach dem Konsum endlose Solis spielen, bei Oliveri blanke Wut aus. In wilder, psychotischer Fahrt rauscht die Mischung aus Southern Rock, Noise, Punk, Hardcore, Metal, Acoustic, ach, irgendwie allem durch den Gehörgang.
Das rockt, groovt und breakt! Definitiv! Plattenfirmen würden es wohl als kommerziellen Selbstmord bezeichnen. Musik, die zu eigen ist. Das ist es, was dieses Album so schön macht. Die absolute künstlerische Freiheit des Musikerkollektivs um Oliveri. Das Line-Up des Albums liest sich wie das komplette "Who is Who" der Southern-Szene. Neben Josh Homme sind z. B. Brant Bjork (Fu Manchu), Dave Catching (QOTSA, Earthlings?), Mark Lanegan (Screaming Trees), Troy Van Leeuwen (A Perfect Circle, Desert Sessions), Josh Freese (u.a. Vandals, Guns'n'Roses, Suicidal Tendencies, White Zombie) und noch weitere zu hören.
Gleich der erste, einminütige Song startet mit einem Telefongespräch, das mit Doublebass und bretterten Gitarren unterlegt ist. In "Here We Come" zeigt Oliveri, wie markerschütternd er schreien kann, in "All I Can Do", dass er auch sehr gut auf der Acoustic-Gitarre ist. Die Songs sind meist kurz und bündig, die Lyrics befremdlich und herrlich schräg. Kostprobe? "There is a party in your mouth and I'm your tongue." So fühlt es sich auch an. Dennoch ist es schwer, einzelne Songs heraus zu heben. Wie gesagt: Das Album ist ein einziger Trip, wenn auch stellenweise etwas eintönig. Der letzte Track ist eine Art musikalischer Werbespot für die kommenden Dessert Sessions.
Eine an einen Zirkusdirektor erinnernde Stimme verliest die Namen der Gastmusiker. Die Kreativschmiede um die Queens ist aktiv wie nie zuvor. "A Drug Problem That Never Existed" könnte bei vielen Fans auf der Jahresliste landen. Bleibt mir nur noch, den ebenfalls beteiligten Mark Lanegan zu zitieren: "Mondo Generator - enjoy yourselves kids, I did."
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