laut.de-Kritik
Ein Sommer voller Herz und Schmerz.
Review von Benjamin BuntzelWas für einen Sound kann man vom Keyboarder der Beasties eigentlich erwarten? Na ja, bestimmt Nichts allzu Chilliges, so die erste Eingabe. Aber falsch gedacht, Money Mark lässt es auf "Brand New By Tomorrow" sehr gediegen und ruhig angehen. Bisher waren seine Platten mit Partytracks gespickt, die schön dahin flowten und manchmal sogar an den Speed von Jamiroquai erinnerten. Jetzt drosselt Money Mark das Tempo und schlägt öfters ernstere Klänge an.
Das Holz, aus dem der Ghettoblaster auf dem Cover geschnitzt ist, könnte einer Hütte am Strand von Waikiki-Beach entstammen. Die Affinität zu Holz verwundert kaum. Verdankt Money Mark seinen Durchbruch doch dem glücklichen Schicksal, als Handwerker den Auftrag erhalten zu haben, den Beastie Boys ein Plattenregal zu zimmern. So lernte er die Jungs kennen, und eine Karriere nahm ihren Lauf.
Der Herzschmerz des Verlassenwerdens ist sozusagen das Kernthema des Albums. So leitet der Opener "Color Of Your Blues" mit den Worten "Since you've been gone, I've lost my clevernesss …" ein. Armer Mark! Da der Track aber von einer easy gezupften Klampfe und lautstarken Grillen im Hintergrund begleitet wird, kommt nicht allzu viel Mitleid mit dem Schmachtenden auf. Man sieht ihn vor dem inneren Augen eher am sonnigen kalifornischen Strand liegen.
Nix mit Großstadt-Regenwetterstimmung und schon gar kein "Ich schließ mich ein und will nichts mehr von der Welt mitbekommen". Mit "Pic Up The Pieces" folgt auch gleich die flotteste Nummer. Auch hier kann aber höchstens locker mitgewippt und geswingt werden. Die Drums werden sanft gestreichelt, und Mark düddelt freudig auf seinem Keyboard. Zusammen mit "Nice To Me", einem ebenfalls kuschelig verträumten Song im Mid-Tempo, macht das Spaß und bietet den optimalen Soundtrack für einen gemütlichen Sommertag.
"Black Butterfly" geht als klassische Pop-Ballade durch: Marks Stimme schraubt sich in süßlichste Höhen und für ihn gibt es wenn er seinen "Beautiful black butterfly" sieht, "No other colours" als das Schwarz seines metaphorisch überhöhten Insekts. Dazu klingen federleichte Hi-Hats und ein Keyboard, hinter dem auch Elton John hätte sitzen können. "Radiate Nothing" ist vom Tempo nicht wesentlich schneller, hat aber Hawaii-Flair.
Statt dem Sound der Beasties kommt nun der Surfer-Style eines Jack Johnsons durch. Nicht umsonst erscheint "Brandnew By Tomorrow" auf dessen Bushfire Records. Jedes Mal wenn die Gitarre im Lagerfeuer-Rhythmus schnalzt, ist die Ausrichtung eindeutig und passt gut ins Label-Konzept. Kommt aber Marks Piano mehr zu Geltung, verschwimmen die Grenzen zum Easy-Listening.
"Brand New By Tomorrow" fesselt nicht durchgehend, gehört aber sicherlich nicht der Kategorie lieblos dahingespieltes Standardwerk an. Sound und Vibes hat Money Mark perfekt unter Kontrolle, und so bietet das Album den ausgewogenen Begleiter durch einen Sommer voller Herz und Schmerz.
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