laut.de-Kritik
Dancehall-Punk mit Pauken, Trompeten und Nitroglyzerin.
Review von Dani Fromm"Wir werden an Taten gemessen", schallt es aus "Karma". Stimmt, insofern war es für "Unter Freunden" auch allerhöchste Zeit. Der Vorgänger "Ausser Kontrolle" hat schließlich schon wieder drei Jahre auf dem Buckel. Im Fall Mono & Nikitaman liegt aber offen auf der Hand, wo die Zeit geblieben ist. Das ungleiche Pärchen befindet sich - zumindest gefühlt - am laufenden Meter auf Tour.
Eine schweißtreibende Live-Show an der anderen: Dass das Zeit kostet, leuchtet unmittelbar ein. Erstaunlich, dass trotzdem genug davon übrig blieb, um Kontakte zu knüpfen und die, die das Rootdown-Netzwerk ohnehin bietet, zu intensivieren. "Unter Freunden" wird so seinem Titel ausgesprochen gerecht. Neben Haus- und Hofproduzenten Teka kommen an den Reglern Junior Blender und der Österreicher Bassrunner zum Zuge. Den Riddim zum vorab verschenkten Bonbon "Komplizen" steuerte 'Di Genius' Stephen McGregor bei. Kölns Jamaikaner Gentleman, Dancehall-Lady Ce'Cile und Rebellion The Recaller greifen zum Mikrofon. Das Ergebnis: Eine durch und durch runde Angelegenheit.
Mono & Nikitaman speisen ihre scheinbar unerschöpflichen Energieressourcen aus zwei Quellen: Zum einen leben sie von Gegensätzen. Was wäre das Leben auch ohne "Kontrast"? Hier manifestieren sich Derbe und Zart allein schon in den überaus unterschiedlichen Stimmen der beiden Sänger.
Zum anderen gehen, bewaffnet "mit Pauken, Trompeten und Nitroglyzerin", absolute Überzeugungstäter zu Werke. Mono & Nikitaman feiern, was sie geschafft haben, ebenso, wie das, was sie erst noch zu tun gedenken. "Komplizen" bringt den Stolz und die Aufbruchsstimmung des Moments, in dem ein lange betüddeltes Projekt abgeschlossen und präsentationsreif vorliegt, wunderbar auf den Punkt: "Wir holen uns, was uns gehört", denn: "M&N sind zurück, Straßen brennen wieder."
Dancehall-Punk, dieses Etikett trifft, so lange es sich auf Inhalte und Intentionen, nicht etwa auf handwerkliches Dilettantentum, bezieht, absolut zu. Mono & Nikitaman liefern mit dem Titeltrack einen erstklassigen Anheizer für jede Ragga-Nacht, huldigen dem Zauber kleiner Basements im "Underground" und brauchen dafür etliche "Dezibel".
Neben der großen Party zählten bei diesem Duo jedoch immer schon die Inhalte. Das geriet in der Vergangenheit gelegentlich ein wenig mühsam, weil gar so bemüht. Inzwischen haben Mono & Nikitaman ihren Weg aber offenbar gefunden, wandeln geradezu "Schwerelos" auch über deepe Themenäcker. Sie prangern den allzeit im Gange befindlichen Tanz ums goldene Kalb namens "Cash" an. Sie nehmen jeden beliebigen, aus inflationär ausgestrahlten Casting-Formaten gekrochenen vermeintlichen "Superstar" aufs Korn.
"Ein Paar Meter" markieren allzu oft einen unüberwindlichen Abgrund. Die "Rückkehr Der Clowns" taugt ebenfalls eher nicht zum leicht zu konsumierenden Kasperltheater. Dicht neben alle Kritik packen Mono & Nikitaman allerdings die positiven Botschaften. Zusammen mit Gentleman freuen sie sich an den Momenten, "Wenn Sich Der Nebel Verzieht". "Zeit Steht Still" singt das Hohe Lied der Entschleunigung und vor seinem "Karma" muss sich nicht fürchten, wer es vorher schon bedacht hat: "Es kommt alles zurück."
6 Kommentare
Sorry, aber aus meiner Sicht schon wieder total überbewertet. Mono Nikitaman sind live ne Granate, aber auf Platte schon im Fremdscham-Bereich.
Das sehr ich teilweise ähnlich.
Live rocken die.
Aber:
-Sind die Texte sehr einseitig und unreflektiert. Ich mag zwar linke Themen in Texten aber nicht in der Form unbedingt wie es bei MN geschieht.
-Stimmlich finde ich beide nicht sehr gut und sie sind oft schwer zu verstehen.
-Fehlt ihnen das was guten Reggae oder Dancehall ausmacht, nämlich den Flow. Können Nosliw oder Ganjaman einen obgleich ihrer Texte mit teils deutlichen Aussagen in einen rhythmischen Flow bringen, vermasseln dass MN immer durch ihre merkwürdigen breaks, Punkeinlagen und diesen anstrengenden Sprechgesang.
# (editieren von Beiträgen nicht möglich? Und zitieren auch nicht mehr?!)
ich habe sie vor ca. einem Jahr live gesehen und fands nichtmal da gut... es war eig wie bereits gesagt kaum was von den Texten zu verstehen weil Genuschel von Niki und gekreische von Mono. Aber war wohl Ausnahme, was mir auch einige Festivalbesucher bestätigten.
Vielleicht hole ich mir mal die Platte, früher habe ichs gerne gehört und mochte auch die Texte obwohl sie wirklich teilweise sehr Einseitig sind ^^
Also, ich finde die Rocken. Vor allem "Dezibel" und "Underground" gehen echt ab. Von mir jedenfalls: Thumbs up!
Ich hab nach den dritten Track ausgemacht. Ging garnicht. Irgendwie komm ich mit toasting auf Deutsch nicht klar und die beats waren auch saft und kraftlos.