laut.de-Biographie
Moomin
Der Berliner DJ und Producer Moomin mag es in der Regel unaufgeregt. Das gilt für seine Künstlerpersona und seine Tracks gleichermaßen: Bis auf vereinzelte Interviews, die sich strikt um musikalische Aspekte drehen, scheut er weitestgehend das Rampenlicht.
Im nördlichen Kiel und damit im ehemaligen britischen Sektor Deutschlands geboren, kommt Sebastian Genz früh mit dem British Forces Broadcasting Service in Kontakt, wie er im Interview mit Resident Advisor verrät. Dort ertönt naturgemäß andere Musik als im deutschen Rundfunk: Hip Hop, Jungle, verschiedenste elektronische Spielarten laufen über den Äther.
Vor allem Hip Hop, Funk und Breakbeats haben es dem jungen Sebastian angetan, bevor er ab 2010 den formvollendeten Deep House unter seinem Moomin-Alias produziert. Die Diggin' In The Crates-Crew oder DJ Shadow inspirieren ihn. Besonders den Künsten des Samplings und Auflegens widmet Genz sich ausgiebig, ab 1996 spielt er erste DJ-Sets und geht bald darauf erste Schritte als Producer.
Um die Jahrtausendwende beginnen sich seine musikalischen Präferenzen jedoch langsam zu wandeln, Hip Hop gibt ihm zusehends weniger: "Da gab es eine Welle kommerziellen Hip Hops, die die deutsche Musikszene überflutete, die mich irgendwie vergrault hat. Versteh' mich nicht falsch, ich bin kein elitärer Old Schooler, aber das Zeug hat mir nicht viel gegeben. Plötzlich sind die Leute mit Adidas, Fat Laces oder Vans-Sneakers rumgelaufen. Vorherige Statussymbole sind über Nacht so etwas wie eine Konsumware geworden."
So nimmt elektronische Musik, die ebenfalls stark Sample-orientiert arbeitet, sukzessive mehr Raum ein. Das experimentelle Label Warp Records mit Größen wie Boards Of Canada, Aphex Twin oder Autechre übt naturgemäß eine große Anziehungskraft aus, ebenso wie Theo Parrishs repetitiv-mathematische, fesselnde Club-Epen.
Durch die Kombination dieser musikalischen Einflüsse kristallisiert sich nach und nach der Sound heraus, für den Moomin heute steht: Zurückgenommen, angenehm, aber stets anspruchsvoll: 4/4-Beats aus der Roland 808 vermengen sich mit Klavierloops, gezielten Sample-Einsätzen und vereinzelten Low-Fi-Nuancen.
Nach ersten Singles und EPs, unter anderem mit Oskar Offermann, erscheint 2011 schließlich mit "The Story About You" Moomins Debütalbum. 2016 folgt "A Minor Thought", ehe 2018 "Yesterday's Tomorrows" teilweise neue Wege geht.
Die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Releases passt zur Musik: Ohne großes Brimborium kommen die Alben des Wahlberliners auf den Markt, in der Szene hat er sich aufgrund seiner Fähigkeiten längst einen Sonderstatus erarbeitet.