laut.de-Biographie
Mortis
Der zweite Newcomer im Zuge des Showdown Records-Comebacks 2013 hört auf den Namen Mortis. Ähnlich seinem Labelkollegen Shawn The Savage Kid befasst sich der frühere Boom Bap-Produzent später vor allem mit den (Un-)Möglichkeiten der ihn umgebenden Gesellschaft.
Geboren im Südharz an der Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland, umzingelt von bescheidenen Perspektiven in der Provinz, flieht Mortis als Jugendlicher in die Hip Hop-Parallelwelt. Statt Provinz-Nazis und Mainstream-R&B-Dorfdiskos wählt er das Leben als Graffiti-Künstler. Er übernachtet auf Bahnhöfen, nimmt an Jams in Ostdeutschland teil und übt sich im Freestyle.
Kaum volljährig, setzt er als Mortis One zum richtigen Sprung in die Freiheit an. Er zieht nach Hannover, knüpft Verbindungen mit dem Label IllViBE Recordings und begleitet deren Künstler mit auf Tour. Der Zugriff auf das professionelle Musikequipment führt schließlich zu ersten eigenen Schritten als Producer. Mithilfe geliehener Bass-Drum-Machines von Freunden spielt der MC Boom Bap-Stücke ein - weil es auf dieser soliden Beat-Grundlage eben am schnellsten geht.
Während das erweiterte Umfeld Dipset und Karl Kani-Sweatshirts feiert, kauft Mortis lieber Second Hand. Wichtiger als Szene-Konformität ist ihm von Anfang an, "Bescheid zu wissen, über das, was man tut, mit wem man Dinge tut und wer man selber ist".
Dieser Fokus auf das Wesentliche prägt auch die Lyrics des Rappers. Während er als Vertreter des klassischen 'Diggin' in the crates' altes Soul- oder Progrock-Vinyl sampelt, drehen sich die Inhalte etwa um das Zusammenleben der Menschen auf engstem Raum in einer überreizten Welt.
Mortis rappt von Schlafproblemen, Migräne und dem allgegenwärtigen Drogenkonsum um ihn herum. Nicht zuletzt der Umzug ins umtriebige Berlin dürfte dafür Inspiration geliefert haben. Präzise findet er die Pointe, wenn er vom "Goldenen Käfig" aus Selbstverwirklichungstraum und fehlender Sicherheit erzählt. Mortis lebt in dieser Welt und betrachtet sie gleichzeitig von außen.
"Aus den Autos kommt Haftbefehl", "zu viele Bekannte, zu wenig Freunde", "illegale Immigranten bleiben unter eigenen Leuten" heißt es bei ihm. Zu allem Überdruss ist dann auch noch "Kühlschrank leer, Mangelernährung" ... eine erfreuliche Existenz sieht anders aus. Die Suche dauert also an.
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