laut.de-Kritik
Selbst Martin Gore kann hier nichts mehr retten.
Review von Michael SchuhMotor eilt ein wahrlich beeindruckender Ruf voraus. Mit dem alten Projekt Xlover zog das Motorenduo Bryan Black und Olivier Grasset einst aus dem Stand einen Deal bei Hells Gigolo Records an Land, nach der Umbenennung in Motor folgte eine Einladung zur "Speicher"-Reihe des Kompakt-Labels, einhelliges Lob von DJs wie Sven Väth und Dave Clarke, Remix-Anfragen von Throbbing Gristle und Depeche Mode und schließlich noch eine Tour-Support-Einladung der britischen Synthie Pop-Stars.
Wüsste man nicht, dass ein gewisser Martin Gore damals den Motor-Remix von "Precious" als exorbitant gelungen bezeichnete, würde einen die Tatsache, dass er auf vorliegendem Titelsong seine Stimme erhebt, schon erheblich wundern. "Man Made Machine" ist sicher kein schlechter Song, bleibt aber doch den Nachweis schuldig, weshalb Gore aus den mutmaßlich tausend Koop-Anfragen pro Tag nun ausgerechnet Motor adelte.
Seine von Jahr zu Jahr tiefer absackende Stimme fügt sich den metallischen, state of the art aufpolierten 80s-Sounds vorzüglich, der zugegeben effektvolle Groove peitscht den Song nach vorne und gleicht die leider zu monotone Melodie der Nummer aus. Dass Depeche Mode- und Motor-Fans in "Man Made Machine" sogleich eine "moderne Version von 'Personal Jesus'" hinein fantasierten, zeigt die ganze Hilflosigkeit, die das einstmals stolze Synthie Pop-Genre heute ausstrahlt.
Wenn schon "Personal Jesus", dann könnte man viel eher die Rhythmik der Drumpattern von "Control" erwähnen, die arg auffällig in Richtung des Klassikers gehen. Gore bleibt jedoch nicht der einzige Gast: Billie Ray Martin, eine Art Kollegin von Motor aus der langen Depeche Mode-Supportgeschichte, machte sich 1990 mit ihrer seltsamen House Pop-Band Electribe 101 nicht zu Unrecht zum Gespött der DM-Fans. Das Urteil zum gefälligen "Hyper Lust" fällt gnädiger aus, wenngleich der Midtempo-Song ebenfalls mit erheblichen Längen zu kämpfen hat.
Gary Numan und Douglas McCarthy sind dagegen alles andere als vergessene Ex-Sänger, was umso mehr verwundert, da auch ihre Beiträge von vollständiger Redundanz geprägt sind. Numans Stimme erkennt man aufgrund der Verfremdung erst gar nicht ("Pleasure In Heaven") und McCarthy keucht in "The Knife" in altbekannter Form über altbekannte Nitzer Ebb-Techno-Muster. Der Opener "Messed Up" klingt wie ein And One-Remake eines doppelt so schnell laufenden "Some Great Reward"-Tracks.
Motor müssen sich die Frage gefallen lassen, was sie abseits vom Abgrasen der riesigen Fanzirkel ihrer Gaststars (Billie Ray ausgenommen) eigentlich sagen wollen und wofür sie stehen. Denn auch die übrigen Songs pendeln unentschlossen zwischen Novamute-Wumms, Electro-Pop und EBM-Nostalgie. Chris Liebing scheints jedenfalls zu mögen, denn auf seinem Label CLRX erscheint der Spaß.
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