laut.de-Kritik

Zwischen Waldspaziergang und schweißtreibender Live-Energie.

Review von

Motorpsycho veröffentlichten 2020 und 2021 mit "The All Is One" und "Kingdom Of Oblivion" zwei Großwerke von über siebzig Minuten. Nun legen die Norweger mit "Ancient Astronauts" ein vergleichsweise kurzes Album hin.

Für das hat die Band, die sich aus den beiden Gründungsmitgliedern Bent Sæther (Leadgesang, Bass, Gitarre, Keyboards, Drums) und Hans Magnus Ryan (Leadgitarre, Gesang, Keyboards, Mandoline, Violine, Bass) sowie Tomas Järmyr (Drums, Gesang) zusammensetzt, Langzeitweggefährte Helge Sten alias Deathprod als erneuten Produzenten gewonnen. Gastgitarrist Reine Fiske konnte sich dagegen wegen internationaler Reisebeschränkungen während der Covid-19-Pandemie nicht an dem Werk beteiligen, da er in Stockholm lebt.

Der Opener "The Ladder" beginnt mit einem kurzen ambienten Intro. Danach lösen sich hardrockige und proggige Momente in aller Regelmäßigkeit ab. Ab der Mitte sorgt ein spaciges Fuzzsolo dafür, dass der Song nach und nach in immer epischere Sphären abhebt. Am Ende klingt die Nummer so ambient aus, wie sie begonnen hat. Ein Motorpsycho-Song, wie er im Buche steht.

Das anschließende "The Flower Of Awareness" fungiert als düstere, dronige Überleitung zu "Mona Lisa/Azrael", das mit schleppendem Schlagzeug, ruhigem Gesang, wabernden Saitentönen, entrückten Mellotron- und glockenspielartigen Klängen zunächst eine psychedelische Stimmung heraufbeschwört, um schließlich in einem abenteuerlichen Freakout zu münden, bei dem die Band mit wilden Drumsounds, proggigem Bassspiel und durchgeknallten, krachigen Gitarrenklängen mal richtig herrlich am Rad dreht.

Etwas verträumter und melancholischer lässt es die Formation dagegen im abschließenden, 22-minütigen "Chariot Of The Sun/To Phaeton On The Occasion Of Sunrise (Theme From An Imaginary Movie)" - das vom Aufbau stark an Pink Floyds "Echoes" erinnert - angehen, ohne ihre Kreativität und Spielfreude aus den Augen zu verlieren. Der Song entfaltet am Anfang und am Ende mit sphärischer Elektronik, nachdenklichen Gitarrentönen und dezenten Gesangseinsprengseln eine Tangerine Dream-artige Atmosphäre.

Der Mittelteil zieht dagegen mit motorisch krautrockigen Drumsounds, schwerem Bass und gefühlvollen Saitenklängen nach und nach die Intensität an und findet mit furiosen, explosiven Heavy-Rock-Tönen seine Entladung. Letzten Endes vollziehen Motorpsycho in dem Stück eine fulminante Gratwanderung zwischen Waldspaziergang und schweißtreibender Live-Energie. Am Ende ist "Ancient Astronauts" ein Album geworden, das trotz vier strukturell unterschiedlicher Tracks wie aus einem Guss klingt und mit jedem weiteren Durchgang an Größe gewinnt.

Trackliste

  1. 1. The Ladder
  2. 2. The Flower Of Awareness
  3. 3. Mona Lisa/Azrael
  4. 4. Chariot Of The Sun/To Phaeton On The Occasion Of Sunrise (Theme From An Imaginary Movie)

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1 Kommentar

  • Vor einem Jahr

    Fand die Band für ein paar Monate richtig gut. Es kommen aber nur alle paar Jahre mal wirklich starke Platten von denen, mit Mut zum Risiko und Inspiration. Das hier scheint wieder eine normale Motorpsycho zu sein. Man weiß, was man bekommt, es ist gut, und es verschwimmt zusammen mit 80% des Bandkatalogs in der Vergessenheit.