laut.de-Kritik
Liebeslieder gibt es eh schon genug ...
Review von LAUT-RedaktionMountain Goats sind John Darnielle and his guitar. Sicher, irgendwo ist da diesmal noch Peter Hughes am Bass, Franklin Bruno an den Keyboards (was nett ist gerade bei den Songs ohne Revoluzzer-Potential) und Christopher Mc Guire am Schlagzeug, ohne die das alles nur halb so schön wäre.
Aber mal ehrlich - wer je Gelegenheit hatte, die Mountain Goates (ja genau, die Bergziegen!) live on stage zu sehen, dem hat sich John Darnielles Stimme eingebrannt, irgendwo zwischen Herz und Hirn, genau da, wo Bier, Tabak und der ganze andere Kram seltsame Synthesen eingehen. Um letztlich doch wieder im wirklichen Leben zu landen, das sich auch auf "We Shall All Be Healed" nicht von seiner allerschönsten Seite zeigt.
Sich locker zurücklehnen ist nicht. Und auch wenn John Darnielle mittlerweile im HiFi-Lager angekommen ist - mit Highlife hat die Scheibe nix zu tun. Zugedröhnte, fertige Leute, die schon mal die Kontrolle verlieren, Freunde, die man auf der Intensivstation besucht, kurz bevor das Licht ausgeht - "this is the worst place", schon klar, aber wir machen weiter, irgendwie.
Was die generelle Rotzigkeit und Sparsamkeit angeht, erinnern die Mountain Goates schon mal an die Violent Femmes - sie beherrschen ganz einfach die Kunst, sich aufs Wesentliche zu beschränken. Dazu kommen noch John Darnielles großartige Texte - "I'm lyrics first", sagt er in einem Interview - schade nur, dass es auch diesmal kein Booklet gibt. Aber über die Homepage der Mountain Goates (www.mountaingoates.net) kommt man weiter, wenn man will - es lohnt sich.
Aber Texte sind nicht alles - und ein bisschen mehr Rock, ob das fürs nächste Mal wohl drin wär? Seltsamerweise überzeugen die ruhigen Sachen auf "We Shall All Be Healed" mehr als alles andere ("Linda Blair Was Born Innocent", "Mole", "All Up The Seething Coast", "Cotton"), obwohl das sonst doch eher andersrum war. Alles in allem halten Trotz und Tenderness sich die Waage - John Darnielle kann eben beides: von zornig bis zärtlich - und viel mehr als seine Stimme und seine Gitarre braucht es dazu nicht. Liebeslieder gibt es auch keine. Gibt's eh schon genug.
Bleibt nur noch zu sagen: leider, leider nicht die Beste aller Mountain Goates-Platten ever, aber wir wissen ja: "nothing you can say or do will stop me/and a thousand dead friends can't stop me" (Track 9). So go ahead. Wir sind auf jeden Fall hier.
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