laut.de-Kritik
Etwas mehr Madness hätte nicht geschadet.
Review von Alexander CordasEin vorwärts treibendes Schlagzeug, Synthie-Klänge, die an Sirenen erinnern, leiten "Underground" ein, den Opener des zweiten Mousse T.-Longplayers. Die ersten 15 Sekunden muten an wie der Beginn eines alten Beatles-Songs, bei dem die Rock'n'Roll-Post bald so richtig abgeht. Mit Gekreische. Ihr wisst schon. Twist & Shout und so.
Mit solch einer geballten Ladung Popowackeln kann Herr Gündogdu jedoch nicht aufwarten. Ziemlich lahmarschig nimmt Sänger Hugh Cornwell den Faden auf und verheddert sich irgendwo zwischen R'n'B und Pop. Cheesige Streicher tun ihr Übriges, um den Anfang des Albums schon mal ganz ordentlich in den Sand zu setzen.
"Is It 'cos I'm Cool" hingegen ist so ein Track, bei dem es Mustafa perfekt schafft, einen penetranten Ohrwurm zu basteln, der einem auch mit viel Mühe nicht aus dem Kopf will. Zudem manifestiert gerade dieser Song das Zwitterwesen Mousse T., das zwischen den Genres wandelt, sich das heraus pickt, was ihm nützlich erscheint, um seine eigene Definition von cooler Musik zu basteln.
Jene wandelt des öfteren auf äußerst lässigen Pfaden, die eine Leichtigkeit erkennen lassen, die gut zu dem Image passen, mit dem Mustafa in der Öffentlichkeit gerne hausieren geht. Im schicken Anzug zurück gelehnt die Mädels an sich vorbei flanieren lassen, das ist in etwa die Assoziation, die sich einem offenbart, will man eine Szenerie erdenken, in der sich der Hannoveraner wohl fühlen müsste. Der Dandy im Songwriter und Produzenten verweilt jedoch im Hintergrund und überlässt anderen das Rampenlicht. Mit sicherem Gespür schneidert er jeder Stimme einen Song auf den Leib.
Bei allem Feeling für ein gutes Arrangement, das eine nette Melodie adäquat umsetzt, kommen die Songs aber letztendlich nicht aus dem Quark. Meist spielt sich alles im gedämpften Midtempo ab, nur ab und an entfleucht es dem chilligen Moment. Stets dann, wenn Chanteuse Emma Lanford ans Mikro tritt, kommen tanzfördernde Substanzen mit ins Spiel. Speziell "Wow" und das an En Vogue erinnernde "Right About Now" stechen aus den zwölf Songs heraus.
Dazwischen tummelt sich jedoch auch Meterware vom Schlage "Monotony" - das seinem Titel leider gerecht wird - und "All Nite Madness". Hanifah Walidah trällert da etwas von "I'm living for me" und klingt wie eine Grace Jones mit angezogener Handbremse.
"All Nite Madness" hält nette Songs bereit, denen meist leider 'nur' das Etikett nett anhaftet. Etwas mehr Madness hätte nicht geschadet.
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