laut.de-Kritik
Die Psycho-Bitch schreibrüllt sich durch 14 Songs.
Review von Michael EdeleDa schau her, Psycho-Bitch Tarrie B. weilt ja doch noch unter den Lebenden und sogar noch unter den Musikproduzierenden. Nachdem es mit Manhole/Tura Satana Ende der 90er vorbei war, hatte sich mein eh nur gelindes Interesse für die Dame und ihre Musik ganz schnell wieder gelegt, und ich wähnte sie schon außerhalb des Musicbiz'. Doch damit lag ich wohl falsch.
Fakt ist, dass Tarrie mit neuem Gefolge schon seit '99 wieder durch die Gegend lärmt und vor allem in England nach wie vor als richtig heißes Eisen gilt. Da mir das Prophezeien einfach im Blut liegt, wage ich hier mal die Voraussage, dass sich das in unseren Landen auch mit "The Horror Of Beauty" nicht wiederholen lassen wird. Irgendwie scheint sich mit dem Rock-Schlampen-Image in unseren Breitengraden nicht viel reißen zu lassen, auch wenn es mit Sicherheit unfair wäre, Tarrie und My Ruin nur auf das zu reduzieren. Tarries Texte sind nämlich nach wie vor deutlich und alles andere als stupide. Zwar wäre ab und zu eine etwas weniger plakative Ausdrucksweise vielleicht etwas aussagekräftiger, aber schließlich kommt die Frau aus der Gangsta Rap Szene von L.A., und da wird eben nicht in Metaphern gesprochen, sucker! Tarrie schreibrüllt und schmachtet sich also durch 14 Songs und kann sich dabei blind auf ihre Mitmucker verlassen.
Mit ihrer Hintermannschaft, die sie schon seit gut drei Jahren begleitet, hat sie aber durchaus fähige Musiker dabei. Vor allem zu erwähnen ist Gitarrist Mick Murphy, der für den Großteil des Songwritings verantwortlich ist und sich einige megafette Riffs aus dem verschwitzen T-Shirt schüttelt. Das erinnert dann nicht selten an einige Sachen von Ozzy Sidekick Zakk Wylde, versehen mit einer guten Prise Hardcore ("Nazimova", "Stinkface") oder Doom bzw. Sludgecore ("Burn The Witch", "Bravenet"). Den Kerl deswegen gleich auf eine Stufe mit Randy Rhoads zu stellen, halte ich doch für etwas übertrieben. Für den richtigen Groove hinter den Songs sorgen die beiden weiteren Damen Yael und Bassistin Meghan Mattox, wodurch zumindest ein wippender Huf stets gesichert bleibt.
"The Horror Of Beauty" ist ein ganz nettes Album geworden, zischt aber größtenteils unbemerkt durch die Lauscher und kann so einen Anflug von Banalität nicht ganz vermeiden. Vielleicht bedarf es ja mal eines Live-Konzertes, damit die viel beschworene Magie der Band auch auf mich überspringt.
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