João Gilberto gilt als der Begründer und König des Bossa Nova. Jetzt ist Gilberto im Alter von 88 Jahren gestorben.
Rio de Janeiro (dok) - João Gilberto verstarb 88-jährig in seinem Haus in Rio de Janeiro. Wegen seines hochkonzentrierten Vortragsstils bezeichnet man ihn auch als Zen-Meister der brasilianischen Musik. Ohne den am 10. Juni 1931 im brasilianischen Juazeiro geborenen und zutiefst scheuen Exzentrikers João Gilberto wären Geburt und weltweiter Siegeszug des Bossa Nova undenkbar. Die musikalischen Zutaten, mit denen er das Genre kreiert: Jazz und feurige Samba-Rhythmen.
Seinen Aufstieg feiert er im Städtchen Diamantina. Dort übt er im Bad seiner Wohnung, wegen der seiner Meinung nach guten Akustik, wie besessen Gitarre und das Singen. Er entwickelt den typisch gehauchten Gesangsstil zwischen Flüstern und sanfter Intonation, der für das gesamte Genre später als prägend gilt. Auf der Gitarre macht er aus dem Samba etwas gänzlich Neues. Statt perkussiver Elemente betont er den harmonischen, melodischen Anteil.
Zurück in Rio arbeitet er mit Antônio Carlos Jobim, ebenfalls eine Kultfigur des Bossa Novas. Gemeinsam mit Texter Vinicius de Moraes, der später unter anderem mit Baden Powell zusammenarbeitet, kreieren sie den Urknall des Bossa Novas mit "Chega De Saudade". Der Song und die gleichnamige LP schlagen 1958/59 ein wie eine Bombe. Gilberto steigt schlagartig zum Trendsetter und Idol gleichermaßen auf. Von diesem Punkt an erobert Bossa Nova die internationale Popkultur.
Besonders für die Cool Jazzer bietet Bossa ein gefundenes Fressen. Herbie Mann, Charlie Byrd oder Stan Getz integrieren ausgiebig Elemente in ihre Stücke. Vor allem Letzterer verhilft dem mittlerweile in die Staaten übergesiedelten Gilberto 1964 zum weltweiten Durchbruch mit der Kultplatte "Getz/Gilberto". Den Gesang teilt sich Gilberto darauf mit seiner damaligen Frau Astrud Gilberto. Zusammen mit Getz' charismatisch-warmem Saxophon macht sie die Single "The Girl From Ipanema" zum Welthit und ewigen Klassiker.
Im Verlauf seiner Karriere nahm der enigmatische und abgeschieden lebende Kauz Dutzende Platten auf. Für das Album "Getz/Gilberto" wurde er mit einem Grammy prämiert, für die darauf befindliche Single "The Girl From Ipanema" ebenfalls. Insgesamt erhielt er sechs weitere Grammy-Nominierungen.
Eines seiner letzten Konzerte gab er 2008 in Salvador de Bahia im Rahmen einer Tour zum 50. Geburtstag des Bossa Nova. Die Karten dafür waren binnen einer Stunde ausverkauft.
3 Kommentare
Ein absoluter Meister. Er hat auf die internationale Musik sehr viel mehr Einfluß genommen, als man zunächst meinen würde.
Bossa, die Fahrstuhlmusik des kultivierten Schlags.
Trotzdem Ehrenmann und Jazzlegende, RIP.
ich finde dessen schrullen und den filmreifen lebenslauf mit dem fiesen vater ja fast noch spannender als seine musik.