Johannes holt Lea krass ab. Alli Neumann identifiziert sich krass, Stefanie Kloß findet alles krass, Clueso haut einen mit den Homies raus.

Südafrika (phk) - "Johannes hat unserer Drehanfrage zugestimmt", verrät "Die Johannes Oerding Story" als Anhängsel an "Sing meinen Song" verschwörerisch. Wow. Klar, ist ja eh seine Show. Oerdings Nase hat man bisher am häufigsten in "Sing meinen Song" gesehen, sein Redeanteil ist am höchsten, und ohne Drehgenehmigung dürfte er gewiss nicht mitmachen. Warum ers tut? - Aus Angst vor "Relevanzverlust", er "möchte nicht vergessen werden", teilt er mit.

Hannes duscht. Kamera drauf!

"Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" pimpt sich um eine dritte Stunde über die 'Story' je eines teilnehmenden Künstlers. Die meisten persönlichen Geschichten sind dabei so fad und ereignislos, dass die anderen Gäste befragt werden müssen: Wie finden sie die porträtierte Person? Am Ende redet jede/r über jeden. Alle kennen sich, alle haben sich voll lieb. "Sing meinen Song" ist das moderne Ohnsorg-Theater. Wo dort früher die Tante Trude ums Eck bog, um einen vorhersehbaren Satz Richtung Opa Wilhelm zu jodeln, da spürt man heute mit dem siebten Sinn, dass gleich Stefanie Kloß aufploppt, um zum Beispiel Leas Leben zu kommentieren. Auch wenn beide sich eventuell ert seit den Dreharbeiten kennen. Ach, und Nico Santos weiß auch was, was sonst niemand weiß.

In Oerdings Story lernen wir, dass er früher selbst den Tourbus gefahren hat und jetzt ein großer Star ist. Guck an. Biographien, wie man sie sonst weder kennt noch erahnt. Auch ein Camcorder-Video von Tante Anneliese mit "Hannes" als gelangweiltem Kind taucht auf,man sieht, wie er vor gut drei Jahrzehnten mal geduscht hat. Spannend. Kamera drauf, sofort!

Das Prinzip VOX

Das Prinzip etlicher Formate auf VOX baut auf das Vermischen der Rollen von Moderator und Teilnehmer: Für die "Shopping Queen" ist der Juror Guido Maria Kretschmer gleichzeitig Experte, Kommentator, Akteur in der Punktevergabe. Bei "Das perfekte Dinner" moderiert eine Off-Stimme, die Punkte vergeben die Teilnehmer:innen, manche zeigen sogar Moderationstalent in ihren Kochnischen. Ähnlich ist es in der "Höhle der Löwen", wo allerdings ein sekundär wichtiger Moderator als Pausenclown agiert. Faktisch moderiert aber irgendwie doch meist Carsten Maschmeyer als einer der Teilnehmer und Juroren/Investoren den Ablauf. Im "First Dates Hotel" empfängt der Küchenchef als Flirt-Glücksbringer mit roter VOX-Logo-Kugel unterm Arm. Und bei "Sing meinen Song" moderiert und covert eben Johannes Oerding mit.

In Folge sieben steht nun er im Mittelpunkt: schwarzer Sherlock Holmes-Hut, schwarzes Hemd, weiße Hose. "Stef", wie er Stefanie Kloß nennt, vertritt ihn als Host. Sie erscheint nahezu im Partner-Look, geht viel auf Tuchfühlung mit Oerding. Überhaupt findet die Silbermond-Sängerin alles "krass". Die Idee der Show mag man simpel, ausgeklügelt oder krass finden. Jedenfalls ließe sich Tiefgründigeres, Spritzigeres, Überraschendes daraus machen. Stattdessen gibt es, wie üblich, wieder sehr viele eingespielte Umarmungen und Tränen. Ein Großteil dieser Gefühlsduselei geht aufs Konto der beiden, Stef und Hannes - Betroffenheits-Mimik und nah am Wasser gebaut.

Clueso beispielsweise ist dagegen heute eher wenig zu sehen. Die Zahl seiner Sätze lässt sich an zwei Händen abzählen. Auch Lea ist in dieser Folge eher Sidekick, Montez ein Statist. Das dramaturgisch Konzept der Gruppendynamik dahinter: Alle finden alle Momente die besten überhaupt. Alle Performances berühren alle Beteiligten maßlos. Der harmlose Insider-Plausch unter deutschsprachigen Pop-Sternchen findet klimaprogressiv in Südafrika statt. Wir lernen, dass Oerding dafür sogar eine Gage erhält. "Darf man gar niemandem erzählen" Na, zu spät!

Der Mann ohne Vergangenheit

Aber wie hoch das Honorar wohl blingblingt? "Die Gage waren Getränke, da waren wir glücklich und zufrieden", erinnert sich Oerding an seine allererste Musikgruppe. Sie spielte lokale Shows in Norddeutschland mit "Disco-Party-Funk, mit dem 14 Minuten-Stück "Schüttel deine Kiste". Den Songtitel "Es hat gefankt" finden alle "voll geil" und "mega nice". Aus Oerdings Jugend erfährt man sonst nur, dass ihn sein Vater dabei beaufsichtigte, ein Graffiti von einer Parkbank wegzuschrubben. Da waren die vorigen Folgen ergiebiger, Lea besuchte gar ihre alte Schule und diskutierte ihre Songtexte mit einer Schulklasse. Oerding hat offenbar keine Vergangenheit. Plötzlich war der Musiker über 30 und spielte Musik auf "Für immer ab jetzt".

Alli Neumann will raus

Alli Neumann, die bis dato viel Funk-Kompetenz in der Show bewiesen hat, wählt einen Track aus Oerdings Zweitling. "Unfassbar mit diesem Streicher-Arrangement auch, und ich hab mich krass damit identifizieren können, weil in der Pandemie, ihr kennt das wahrscheinlich: Man hat Dokumentationen über Mesopotamien und das alte Ägypten geguckt und Gurken eingelegt, und danach wars einfach schwierig, da wieder rauszukommen", schildert Alli ihre Verbundenheit mit dem Song. Sie wolle jetzt aber weniger Dokus schauen und mehr unternehmen. Und vergisst dabei doch glatt die Werbung für ihre Tour. Ihr Anliegen für "Wenn du lebst": Es in "Gatsby-Style" zu performen, als Swing.

Weite Nadelstreifen-Hose, sportlich-elegantes, dunkelblaues Sakko, rosa Rüschenbluse, grapefruitfarbene Haare, Haargummi am Handgelenk, die Stimme fordernd, der Swing saftig, Alli federt auf ihren Lackschuhen. Cooler Auftritt! Und der einzig nicht weinerliche Abschnitt der Show. Oerding zeigt mehrmals mit den Fingern seiner linken Hand, wo er auf dem rechten Unterarm Gänsehaut bekommt. Oerding findets "Wahnsinn", Kloß "ultrageil". Dazu könnte einem mehr einfallen: Allis Stimme hat oft raue, tiefe, kratzige, freche und funky Komponenten. Hier spielt sie sie diese aber richtig gut aus. Ihr Auftritt harmoniert mit den Swing-Bläsern und Rhythmus hervorragend, die Vintage-Klamotten passen perfekt zum 30er-Jahre-Flair. Spannend an der Umsetzung ist auch, dass Neumann den von Oerding als "melancholisch" bezeichneten Song aus aller Verkopftheit und Schwermut herauslöst. Die Musik reißt schlicht mit.

Supergeil relaten

Nico Santos klingt beim Covern von Oerding im Wesentlichen wie Michael Bolton mit der Stimme von Nek. Er übersetzt eine Strophe in ein Spanisch, das sich wie eine Bubblegum-Fantasiesprache anhört - und löst eine Knutsch-Kaskade aus. Umarmung Johannes mit Nico. Braver Applaus. Umarmung Stef mit Johannes. "So toll", kameratechnisch unübersichtliche Umarmerei. Small Talk, irgendein Bekannter hat irgendwo "Schlachzeuch" gespielt. Nico Santos kann damit "relaten". Irgendwer auf der Couch findet es "mega", dass Nico mit Oerdings Song "relaten" kann. Stef findet einen Nebenjob in einer Schlachterei, den Oerding mal hatte, "supergeil". Oerding ist mit dem Fahrrad da hin gefahren: "Es war schon sehr harte Arbeit im Nachhinein gesagt, ich war Dachdecker, ich war Zimmermann, ich hab für die Apotheke Medikamente ausgefahren für die Rentner, die nicht mehr so gut auf den Beinen waren, ich kannte die alle, ich wusste, wo die wohnen, ich war in der Gastro, Vadda meinte, du musst alles mal gemacht haben"

Oerding referriert auf "Inas Nacht" und einen seiner ersten TV-Auftritte. Stef guckt "mal schnell rein in das Video". "Es geht einfach darum, dass man sich trennt und erst im Nachhinein merkt, was man an der Person hatte", analysiert Lea. Sie kennt das Leben, kennt diese Emotion, und der Song hat sie krass abgeholt. Lea lacht Gluckerlachen. Alle reden durcheinander und finden irgendwas "unfassbar schön". "Man meint, man hat hier schon alles erlebt", resümiert Oerding.

Insider-Fachsimpelei. Lea dankt Johannes, dass er ihre Karriere gepusht hat. Stef freut sich "wie verrückt, das klingt schön". Lea liebt es, "wenn man Songs pickt, die du so nicht erwartest". Lea lobt bei Oerding "so 'ne besondere Klangfarbe und so 'ne Aura" grundsätzlich. Lea "durfte Support spielen für ihn, für zwei große Shows. Johannes hat mir Türen geöffnet, wofür ich ihm immer dankbar sein werde". Er wiederum findet Cover für "Hammer". Stef umarmt Lea, Clueso drückt sie, sie findet irgendwas "voll geil", denn sie war "so aufgeregt, weil es soooo viel Text ist."

Rot verheulte Augen: Pfefferspray?

Die Sofa-Runde findet es "mega", dass Montez seinem Vater so viel zu verdanken hat, auch Urteile wie "krass" fallen, bevor der Song mit Klavier unplugged startet. Oerding hat nach der ersten Zeile rot verheulte Augen. Pfefferspray? "Du wirfst mit Steinen, wenn du im Glashaus sitzt". Stef findets "voll krass" und tätschelt Oerdings rechtes Knie.

Oerding fingert an seiner Nase herum, um den Tränenfluss zu checken. Im Bühnenbild lodern Fackeln. Als der Song seinen hymnischen, gleichwohl grässlichen Refrain erreicht, blendet VOX den Hinweis auf den CD-Sampler ein. "Darf man als Host heulen? Hehehehehe", gluckst Stefanie Kloß. Und wie fanden die andern den Song? Kommt ihr nie drauf. Sie fandens: "Wahnsinn". Oerding wörtlich: "Du kannst dich der Gänsehaut nicht entziehen." "Unfassbar. Mich hat der Text deswegen abgeholt, weil du den Song fast besser ge-, also besser im Sinne von du hast ihm noch 'ne weitere Bedeutung gegeben."

Trotz - oder gerade wegen der - allseits bekannten Trennung Ina Müllers vom Sänger steht der autobiographisch gefärbte und gefühlte Forever-Love-Song "Ich hab dich nicht mehr zu verlier'n" im Mittelpunkt des Emotionen-Reigens. Privat und professionell verschwimmen, wie sich in dem Duett zeigt - so geht Konserven-TV. Das Trompetensolo ist dabei das beste der zweiten Stunde. Alle huldigen dem glorreichen Einfall Cluesos, den Song als Duett mit Stef aufzuführen. Ursprünglich ein Duett von Johannes mit Ina hat die Realität das Lied platt gewalzt.

Nicht schämen für die Tränen

"Ich hab' hier gelernt, Gefühle laufen zu lassen, sich seiner Tränen nicht zu schämen", meint Johannes Oerding, dabei wirkt das Ganze eher wie ein Sedativum, spannend allenfalls für die Beteiligten. "Es ist einfach schön, jemanden zu erleben, der Musik so mag wie du", floskelt Oerding über Nico Santos. Clueso findet, "man" könne mit Homies "einen raushauen", Oerding lobt das TV-Event als "Urlaub mit Freunden." Montez erkennt, Oerding bediene "jedes Genre", weil er so talentiert sei. In Summe fließen zu viele Floskeln, Allgemeinplätze, ein austauschbares Bla-Bla. Stef findet "krass", dass Johannes zum vierten Mal dabei ist. Hoffentlich bleibt es dabei.

Fotos

Clueso und Silbermond

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