laut.de-Kritik
Nickelback hören ist immer noch besser als die WM in Katar zu schauen.
Review von Yan TemminghoffDie heilige Drei-Einfaltigkeit aus Fred Durst, Chad Kroeger und Kid Rock hat Anfang der Nullerjahre dem Rock das letzte bisschen Würde genommen. Mit der Mischung aus Hillbilly, Hüpfburg und Heulboje eroberte die Trias in bester Sparkassen-Manier die Geldbeutel ihrer Klientel.
Chad Kroeger ist ein Härtner im Holzfällerhemd, der weiß, was die Hausfrau an Singalongs braucht und gleichermaßen - wenn auch bemüht - harte Riffs einstreut. Und so bleiben Nickelback auch auf "Get Rollin'" in Erinnerung, mit schmalzigen Balladen und einigen satten Rockern. Dieser Schnitzelweck schmeckt nur mit reichlich Bier und Ketchup.
Das Ergebnis lädt zum Haareraufen ein und weniger zum Haareschütteln. Aber was hilft es. Nickelback hören ist immer noch besser als die WM in Katar zu schauen. Also: Dauerwelle föhnen, Rotzbremse zwirbeln und das Gaspedal der das Artwork zierenden Rostlaube bis zum Anschlag durchdrücken. "San Quentin" macht - nomen est omen - keine Gefangenen und fährt einen Sound, mit dem Metallica auf "Load" ordentlich Schiffbruch erlitten haben. Ob mit "Skinny Little Missy" Kroegers Ex Avril Lavigne gemeint ist? Fakt ist, dass der Track im Midtempo gehalten ist und gerade nach dem zweiten Chorus mit einem lockeren Riff und einem Highspeed-Lick für Überraschung sorgt.
Dann holen Nickelback die Akustik-Gitarren aus dem Schrank. Mit "Those Days" erklingt eine Ballade wie aus dem Lehrbuch. Was reimt sich auf: "Steel Still Rusts"? Richtig: "Ashes to ashes and dust to dust". Möge das Schmachten mit Ihnen sein. "Standing In The Dark" und "Tidal Waves" sind schnöde Rocker, der jede Jukebox die Playfunktion verwehren würde. Eine Prise Country darf nicht fehlen: "High Times" ist für dich, oh Sweet Home Alabama-Fraktion.
Die elf Songs sind mit Kalkül und Klischees inszeniert. Das tut nicht sonderlich weh, bietet aber auch keinen Anlass für Freudensprünge. Der Titel des Rausschmeißers kündigt denn auch die baldige Erlösung des Hörers an. "Just One More", dann ist es geschafft.
8 Kommentare mit 6 Antworten
Ich für meinen Teil ziehe eher als Gastarbeiter nach Katar ehe ich mir dieses Album bis zum Ende anhöre.
Jeder Ton wie ein Peitschenhieb
San Quentin fand ich überraschend gut xD
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
LOL. San Quentin fand ich tatsächlich mal nen guten Song. Als dann Those Days zu hören war... musste ich leider los.
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
In gewissen Kreisen, die anscheinend der Fraktion "was hab' ich für dicke Eier und was bin ich für ein harter Typ" zuzurechnen sind, ist es Standard, sich in geschmackloser und pseudolustiger Weise mit diversen Reviews und Kommentaren zu immer wieder den gleichen Bands und Artists zu äußern.
Hey, Musik ist Geschmackssache, mal gefällts, mal nicht, aber dabei sollte man es auch belassen......