laut.de-Biographie
Nocte Obducta
Nocte Obducta - unter dem Schleier der Nacht. Ein durchaus passender Name, den sich die Mainzer Band da gewählt hat, denn darin findet sich sowohl der Bezug zum Black Metal, als auch zu den literarischen, zum Teil sehr avantgardistischen Zielen von Bandkopf Marcel Breuer.
Der Gründung von Nocte Obducta voraus geht eine Band namens Desîhra, welche - obwohl 1993 gegründet - weder jemals live auftrat, noch Songs veröffentlichte. Ideen aus dieser Zeit finden aber Einzug in die neue Band, welche die beiden Gitarrist Marcel 'Traumschänder' Breuer und Magic 1995 gründen. Ehe mit Drummer Matthias Rodig, Basser Sathonys (beide auch bei Agathodaimon), Keyboarder Alex und Shouter Torsten 'Der Unhold' Hirsch (Agrypnie) das Line-Up für das erste Demo steht, ist Magic aber weg vom Fenster.
Die Wechsel in der Besetzung werden sich auch die folgenden Jahre wie ein roter Faden durch die Band ziehen und allen Marcel, der später weitgehend ans Keyboard und den Gesang wechselt, bleibt die treibende Kraft hinter Nocte Obducta. Tatsächlich bleibt das Line-Up auch auf dem Debüt "Lethe - Gottverreckte Finsternis" stabil, fängt dann aber bald an zu bröckeln. Wann und warum sich die Ananas zu markanten Bandfrucht entwickelt hat, ist heute nur schwer nachzuvollziehen.
Fällt das Debüt weitgehend noch in den Bereich des rasenden Black Metals, zeichnet sich auf dem zweiten Werk "Taverne - In Schatten Schäbiger Spelunken" bereits ab, dass die Kompositionen von Marcel deutlich mehr Raum für instrumentale, atmosphärische Musik benötigen. Die kreischenden Vocals von Marcel sind jedoch noch eindeutig im schwarzen Metal verwurzelt.
Daraus macht er auch keinen Hehl und schiebt 2001 "Schwarzmetall - Ein Primitives Zwischenspiel" hinterher, das so räudig und fies klingt, wie die ersten Scheiben von Darkthrone und Konsorten. Anstatt sich aber in irgendwelchen pseudo-intellektuellen und satanistischen Philosophien zu ergehen, führen sie dieses Gehabe mit ihren intelligenten Texten und umso absurderen Artworks ad absurdum.
Mittlerweile hat Marcel neben Drummer Matze, Shouter Torsten, Keyboarder Sebastian 'Flange' Fürst, Basser Patrick Baumann und Gitarrist Stefan eine stabile Band aufgebaut, die sich 2004 und 2005 an dem zweigeteilten Album "Nektar" versucht. Auch wenn sich die Medien in Sachen Musik nicht immer einig sind, so wird Marcels Lyrik doch überall lobend erwähnt.
Obwohl sich Nocte Obducta im Laufe der Zeit einen guten Ruf erspielt haben, geben sie Mitte 2006 bekannte, dass sie sich nach Fertigstellung von "Sequenzen Einer Wanderung" auflösen wollen. Diesen Schritt ziehen sie zunächst konsequent durch und Marcel, Flange und Matze gründen zusammen mit Basser Heidig die Band Dinner Auf Uranos.
Unter diesem Banner erscheint 2010 "50 Sommer - 50 Winter", ehe das Projekt schon wieder zu Grabe getragen wird, um Nocte Obducta zu reanimieren. Vollmundig wird "Verderbnis - Der Schnitter Kratzt An Jeder Tür" als Fortsetzung 2001er Albums "Schwarzmetall - Ein Primitives Zwischenspiel" angekündigt, hat mit der rohen Raserei der älteren Scheibe aber nur wenig gemein. Stattdessen präsentieren die Mainzer eher ihre rotzig-punkige Attitüde.
Entsprechend sind auch diverse Ex-Mitglieder an den Aufnahmen beteiligt. Inzwischen sind sie vor allem auf Festivals gefragter denn je und stehen sowohl auf dem Party.San- und dem Wolfszeit-Festival als auch auf dem TNT Open auf der Bühne. Wohl in Anspielung auf die Dinner Auf Uranus-Zeit benennen sie 2013 ihr Album "Umbriel (Das Schweigen Zwischen Den Sternen)". Dabei handelt es sich um den dunkelsten der Uranus-Monde.
Mit "Mogontiacum (Nachdem Die Nacht Herabgesunken...)" erscheint im Juli 2016 schließlich ein Teil des Materials, an dem Nocte Obducta zuletzt vor ihrer Auflösung gearbeitet hatten.
Nachdem also alle Wirren des vergangenen Jahrzehnts aufgearbeitet scheinen, legt die Gruppe in frappierendem Tempo nach. 2017 geht es gleich zweimal auf Tournee, einmal mit Todtgelichter, einmal mit The Vision Bleak. Pünktlich zur ersten Reise im März liegt dann mit "Totholz (Ein Raunen Aus Dem Klammwald)" auch schon das nächste Studiowerk am Merch-Tisch aus.
Zum 25. Bandjubiläum schalten Nocte Obducta 2018 dann wieder einige Gänge zurück: Keyboarder Flange verlässt die Band, direkten personellen Ersatz gibt es keinen. Das passt zum musikalischen Kurs. Ein geplantes Album wird vorerst verworfen, dunklere und traditionellere Pfade werden versprochen. Gerade noch so zum Jahresende 2020 legt der Fünfer dann mit "Irrlicht (Es Schlägt Dem Mond Ein Kaltes Herz)" tatsächlich sieben rabenschwarze Gaben vor: Es geht zurück zu den Wurzeln – vielleicht mehr denn je.
Matze, der zum Jahresbeginn die Band verlassen hatte, beteiligte sich noch an dem Album. Als Nachfolger präsentieren die Mainzer 2021 Malte Schmidt, was sich auch deutlich auf den Sound des Nachfolgers "Karwoche - Die Sonne Der Toten Pulsiert" auswirkt, wie sie berichten: "Durch die Änderung im Line-Up konnten wir ein paar eingestaubte Mechanismen über Bord werfen und die Daumenschrauben in Sachen Durchschlagskraft, Gehässigkeit und Präzision wieder anziehen, ohne die für uns seit jeher bedeutsame Verspieltheit zu opfern. Ein überarbeitetes Lied aus Desîhra-Tagen hier, ein psychedelischer Song dort und dazwischen vor allem Black/Death Metal, der schroff und direkt daherkommt. Wir sind sozusagen den Weg der analogen Anmutung beharrlich weitergegangen und haben dabei die für uns typischen Gimmicks, Schnörkel und Spielereien etwas tiefer in der Dunkelheit vergraben."
Noch keine Kommentare