laut.de-Kritik
Spannungsbögen, Blastbeats und doomige Momente.
Review von Toni HennigNocte Obducta machten von rasenden Black Metal über rotzig punkige Töne bis hin zu psychedelischen Exkursen im Laufe ihrer Karriere einige stilistische Wandlungen durch. Auf den letzten beiden Alben ging es aber wieder vermehrt zurück zu den Wurzeln. Das ändert sich nun auch mit "Karwoche - Die Sonne Der Toten Pulsiert" nicht. Dennoch vernachlässigen die Mainzer nicht, was sie über die Jahre dazugelernt haben.
Erst vor zwei Jahren präsentierte die Band mit Malte Schmidt einen neuen Schlagzeuger. Das wirkte sich auch deutlich auf den Sound aus, wie die Mainzer berichten: "Durch die Änderung im Line-Up konnten wir ein paar eingestaubte Mechanismen über Bord werfen und die Daumenschrauben in Sachen Durchschlagskraft, Gehässigkeit und Präzision wieder anziehen, ohne die für uns seit jeher bedeutsame Verspieltheit zu opfern. Ein überarbeitetes Lied aus Desîhra-Tagen hier, ein psychedelischer Song dort und dazwischen vor allem Black/Death Metal, der schroff und direkt daherkommt. Wir sind sozusagen den Weg der analogen Anmutung beharrlich weitergegangen und haben dabei die für uns typischen Gimmicks, Schnörkel und Spielereien etwas tiefer in der Dunkelheit vergraben."
Der Opener "Sonne Der Toten" geht recht rotzig und punkig nach vorne, ohne dass es dem Track an Dynamik und an Atmosphäre mangelt. Geradlinig geht es auch mit "Drei Gemeuchelte Sommer" mit viel Blastbeateinsatz weiter. Zwischenzeitlich nehmen jedoch doomige Sounds das Tempo heraus, was die Morbidität des Textes unterstreicht. "Karwoche" kommt demgegenüber ziemlich erhaben daher und zieht die Spannung kontinuierlich an. Auch im getragenen "Birkenpech", das melancholische Naturbilder heraufbeschwört, schreiben sich Nocte Obducta Intensität ganz groß auf die Fahnen.
Deutlich roher gestaltet sich "Blutmond Nemesis", das in rund zweieinhalb Minuten über die Ziellinie geht, in der Zeit aber einige interessante Breaks zu bieten hat. "Conamara Chaos" verdeutlicht dann, dass Nocte Obducta trotz aller Rohheit ihren Sinn für Details nicht verloren haben, wie die unterschwellig psychedelischen Keyboards beweisen. "Balder" fährt schließlich von intensiven Spannungsbögen über Blastbeats bis hin zu doomigen Momenten noch einmal alles auf, was die Scheibe ausmacht.
Am Ende bekommt man mit "Schwarzbier Und Feigen" einen erzählerischen Song geboten, in dem es schlicht darum geht, irgendwo herumzulungern. Dabei wechseln sich schwere Riffs und atmosphärische Passagen voller Schönheit gegenseitig ab und sorgen so für einen stimmungsvollen Abschluss. Letzten Endes dürfte die Platte Fans der Anfangszeit genauso zufriedenstellen wie auch Anhänger, die erst ab den progressiveren Alben dazugestoßen sind.
2 Kommentare
Kehrwoche - Wenn die Toten Besen schwingen
Spaß beiseite …
erinnert in guten Momenten an Lunar Aurora. Hat was.