laut.de-Kritik
Ein emotionales Manifest der meditativen Musik.
Review von Alexander CordasAb und an erkennt man sie gleich auf den ersten Blick, die Alben von Bands, die auf Tand und Glitzer einen großen Haufen setzen und Platten veröffentlichen, weil sie die Musik lieben. Die Amerikaner von Om gehören zu hundert Prozent in diese Kategorie. Schließlich ist alleine schon der Bandname ein Anzeichen für Kommerzverweigerung.
Die Suche nach "om" im Netz fördert allerlei esoterische Albernheiten zutage. Die Spielzeit der Songs folgt dieser Maxime: Drei der fünf Tracks gehen mit über zehn Minuten über die Ziellinie. Für manchen Musikkonsumenten mag so etwas zuviel des Guten sein. Wer sich aber auf Om einlässt, wird auf einen Trip mitgenommen, der es so derbe in sich hat, dass 'hypnotisch' oder 'süchtig machend' nur unzureichend beschreibt, was auf diesem Album abgeht.
Im weiten Feld zwischen Stonerrock, Alternative-Sounds, Doom, Gothic, Ambient und Psychedelic schwenken Om in den Standard-Orbit ein, auf dem sie seit 2005 ihre freakigen Kreise um den Planeten Erde ziehen. Da oben sind sie auch ganz gut aufgehoben, denn von dieser Welt sind Al Cisneros und sein kongenialer Partner Emil Amos ganz sicher nicht.
Der Sound des Albums ist nicht unbedingt dazu angetan, frohlockend und jauchzend durch die Heide zu hoppeln. Nichtsdestotrotz bauen Om mittels repetitiver Monotonie eine sakrale Atmosphäre auf, die meditativ und beruhigend auf den Hörer wirkt. Gängige Rock-Strukturen gelten im Om-Kosmos nichts, auch wenn die Musik des Duos ganz sicher in diese Kategorie fällt. Wer aber beliebige Dreiminüter mit vorhersehbaren Mustern erwartet, dürfte sich schnell von "Advaitic Songs" abwenden.
So treten Cisneros und Amos ihre Reise durch unterschiedlichste musikalische Einfluss-Ebenen an. Zu hören ist unter anderem nordafrikanische Sufimusik und asiatisch anmutende Gesangs-Arrangements. Der polyglotte Musikhörer dürfte mit offenen Ohren einen Hör-O(h)rgasmus nach dem anderen erfahren.
Da verzeiht man den beiden gerne, dass sie einen Übersong wie "Haqq Al-Yaqin" einfach ausfaden. Aber warum auch nicht, schließlich müsste man ein Ende dieses Opus konstruieren, das dem Charakter des Liedes nicht entsprechen würde. Tablas leiten in den Song ein, ehe ein Cello mit markantem Strich der Atmosphäre einen düsteren Touch verleiht. So fließt und gleitet es dahin, der Gesang erklingt ähnlich geheimnisvoll wie der instrumentale Aufbau und spricht in Rätseln.
Rätselhaft im besten Sinne bleibt auch das Album als Ganzes, und das ist auch wirklich toll so. Ganz hinter die Intention von Om steigt man selbst nach dem dutzendsten Durchlauf nicht. "Advaitic Songs" bleibt ungreifbar und mystisch. Fantastisch!
16 Kommentare
Meditativ! Mystisch! Monströs!
Viele Sufi-Einflüsse. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, wird belohnt werden. Wer arabischen Klängen generell offen gegenübersteht hat wohl kaum Probleme. Ich fand die genial! Macht Appetit auf den Backkatalog.
State of Non-Return! Wow!!
Ich mag ja diesen arabischen Einfluss unheimlich gerne. Wäre einen Kauf eventuell mal wert. Und nix Hipster da. Dafür sind die viel zu lange schon im Geschäft.
Edit: Gut, dass Alex die Review geschrieben hat, Edele hätte sich über den sinnlosen, untruen World-Music-Einsatz (und den Fehlen heftiger Gitarren und Titten auf den Cover) mockiert und das Album mit zwei Punkten abgestraft.
Mal reingehört - gar nicht übel - Arabic Stoner Rock oder so. Danke Laut.de außerhalb von Metal seid ihr auf jeden Fall auf der Spur, was ein gutes Webzine ausmacht.
Da muss ich der Redaktion auch einmal danken. Das Ding ist gekauft.
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.