laut.de-Kritik
Farbarmes Sammelsurium aus Filmmusik und Dialogfetzen.
Review von Alexander Wentland"Junge, Junge! Das war ja schon ein dolles Ding. Diese wilde, sinnlose Gewalt ... Wie damals, wenn in den HO-Märkten die Südfrüchte kamen", resümiert Olli Dittrichs Alterego und "Zonenkind" Dieter Dubinsky am Ende der wahrscheinlich besten deutschen Komödie des angebrochenen Jahres.
Schonungslos und detailverliebt plündert Mattscheiben-Messias Oliver Kalkofe das unerschöpfliche Repertoire bestehend aus Edgar-Wallace-Filmen sowie den lieb gewonnenen Krimi-Klischees der 60er und 70er Jahre. Im Rücken: Ein Allstar-Ensemble der deutschen Unterhaltungsschiene.
"Der Wixxer" wird die Kassen zweifellos klingeln lassen. Und so sicher wie der Apfel in der Newtonschen Physiklehre, schlägt natürlich auch ein passender Soundtrack pünktlich zum Kinostart auf dem Boden der Tatsachen auf. Engagiert wurde für die akustische Untermalung der Wallace-Parodie Andreas Grimm, der den obligatorischen Score binnen zweieinhalb Monaten in trockene Tücher brachte. Der Berufspianist aus Köln ist dabei keineswegs ein unbeschriebenes Blatt: Bereits bei den erfolgreichen Comedy-Formaten Wochenshow, Ladykracher und Axel konnte er seine musikalische Vielseitigkeit erproben.
So pendeln die instrumentalen Titel locker zwischen Jazz, Swing, Lounge, klassisch orchestralem Scoresound und treibender Rockmusik. Wie nicht anders zu erwarten herrscht hier gnadenloser Eklektizismus, dem es mit dem breit gefächerten Spektrum an Stilen allerdings kaum gelingt, die Filmatmosphäre zu konservieren.
Die äußerst kurzen musikalischen Schnipsel ergeben auch mit viel Fantasie kein stimmungsvolles Gesamtbild. Während sich spaßige Versatzstücke wie "Smeelap flieht" oder "Entführung" im Kinosaal nahtlos in das Ambiente des Films einfügen, scheitert das Unterfangen ohne die visuelle Komponente - wie bei vielen anderen Scores - schon im Ansatz.
Trotz allem verstecken sich auch Highlights im Wust der Soundfragmente, die obendrein auch noch problemlos vom Rest zu trennen sind. Neben Grimm hat nämlich auch das Düsseldorfer Trio The 69ers Club drei Songs, unter anderem das rasante Maintheme, zum Soundtrack beigesteuert. Dabei erinnern die Beiträge der Jungs sicher nicht unfreiwillig an die Zeiten verfolgungsjagdlastiger Krimiserien in den 70er Jahren.
Da das natürlich alles nicht reicht, wurden kurzerhand zahllose Dialogsplitter in das bunte Sammelsurium eingestreut, was auch die unglaubliche Trackzahl 37 erklärt. Kein sinnlos verschossenes Pulver, denn der Wixxer brillierte nicht zuletzt durch skurrile Zwiegespräche und abgedroschenen Wortwitz.
Kostprobe gefällig? Kalkofe umzingelt von raubeinigen Hafenschlägern: "Ihr haltet euch wohl für besonders schlau, aber ich wette, keiner von euch kennt die 3. bionomische (!) Formel!" Selbstverständlich verfügen die gewaltbereiten Gesellen über ausgeprägte Kenntnisse der Geometrie, und es kommt auf der Kinoleinwand unausweichlich zum Kampf.
Natürlich darf die Coverversion des Madness-Songs "The Wizard" von Right Said Fred ("I'm Too Sexy") zu guter letzt auch nicht fehlen. Anke Engelke aka Doris Dubinsky unterstützt dabei die beiden sympathischen Fleischberge. Eigentlich repräsentiert der Titelsong den gesamten Soundtrack recht passend: Harmlos und farbarm.
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