laut.de-Kritik
Jetzt heißt es tapfer sein ...
Review von Michael EdeleJetzt heißt es tapfer sein. Auch wenn es weh tut, und ich beinahe selber nicht glauben kann, was ich da schreibe, aber "Be", das lange erwartete Kunstwerk der Ausnahmeband aus Schweden, ist gerade mal gutklassig. Für ein Band wie Pain Of Salvation, die einige der emotionalsten, musikalischen Geniestreiche absolviert hat, ist das eine mittlere Tragödie.
Wenn wir grad bei Tragödie sind, bei "Be" handelt es sich um eine Art Theaterstück, das mit dem neunköpfigen Orchestra Of Eternity und ein paar Darstellern von der Band schon live zum Besten gegeben wurde und auch dort schon auf sehr gemischte Gefühle traf. Gleiches trifft auch auf die Umsetzung als Tonträger zu, die mit einigen Sprachsamples aufwartet und die Konzeptstory wohl in gröberen Zügen wiedergibt.
Was das Booklet präsentiert, hat mit groben Zügen hingegen gar nichts zu tun. Ohne zwölf Semester Philosophie und Anthropologie, bzw. viel zu viel Zeit, um sich über den Effekt von Schmetterlingsflügeln auf Stürme in Asien oder den Furz eines Laubfroschs auf den geistigen Zustand von George W. Bush zu machen. Das mag ja alles sehr ambitioniert und für Menschen mit einer Unmenge an überschüssiger Zeit durchaus interessant und lesenswert sein, aber ich bezweifle einfach mal, dass sich Meister Gildenlöw damit einen Gefallen getan hat.
Doch auch musikalisch vermisse ich jegliche Großtat auf dem Album. Mag ja sein, dass sich Musik, Texte und Handlung ganz gut ergänzen, was aber einfach fehlt, sind wirklich gute Songs und Melodien, die nicht nur dein Herz bewegen, sondern auch nach deiner Seele greifen. Wo zur Hölle sind die geblieben? Bis es die Schweden zum ersten Mal in songorientierte Richtungen schaffen, vergehen sage und schreibe 15 Minuten. "Lilium Cruentus" knöpft ansatzweise an Glanztaten wie "Remedy Lane" an, wird aber von dem hochtibetanischen Yakgesängen von "Nauticus" gleich wieder ausgebremst. Auch das anschließende "Dea Pecunias" kann nicht wirklich überzeugen, ist einfach zu belanglos.
Ganz bitter wird's dann mit "Vocari Dei", einer Ansammlung von Botschaften an Gott, die Fans der Band auf einen extra dafür eingerichteten Anrufbeantworter hinterlassen konnten. Botschaft an Gott: Du hast versagt! Botschaft an Gildenlöw: Das war bisher auch kein Meisterwerk! Doch dann wird es auf einmal Licht, denn es folgen tatsächlich ein paar gute und vor allem zusammenhängende Songs. "Diffidentia" und "Nihil Morari" wecken tatsächlich Emotionen und schaffen es, den Hörer zu fesseln. Gleiches gilt auch für das instrumentale "Latericius Valete" und das überragende, vielschichtige "Iter Impius".
"Martius/Nauticus II" ist noch erwähnenswert, was man von "Animae Partus II" beim besten Willen nicht behaupten kann. Ich hoffe zwar inbrünstig, dass sich mit dieses Werk mit der bald erscheinenden Live-DVD noch erschließen wird, aber zunächst bin ich von Pain Of Salvation richtiggehend enttäuscht.
Noch keine Kommentare