laut.de-Kritik
Die Popakademie wäre auf solche Absolventen stolz.
Review von Eberhard DoblerBusiness as usual. Es klingt zwar ziemlich gleichförmig, was das Quartett aus Nordkalifornien da seit dem Durchbruchsjahr 2000 abliefert, doch dafür finden Papa Roach kontinuierlich auf hohem Niveau statt, das muss man konstatieren. Die Mannheimer Popakademie wäre auf solche Absolventen mächtig stolz.
Jacoby Shaddix, der live ständig unter Strom steht, geht locker als Dozent einer Gesangsschule durch (nachzuhören bei der Heavyballade "Forever" oder auch "Reckless"), die Gitarrenspuren brutzeln und die Drums knallen tight. Das sitzt. Amtlich tönen auch Produktion und Arrangements aus den Speakern: druckvoll siedeln Papa Roach zwischen Alternative, punkigem Pop und Hardcore-Tempo.
Aber die Vaterschabe klingt wieder mal irgendwie genormt. Komisch, obwohl die Band als Ganzes eine eigene Handschrift aufweist, verlieren die Songs der aktuellen Platte doch an Wiedererkennungswert, je länger die CD im Player rotiert. Aus der Reihe tanzt höchstens das sinfonisch angelegte "Roses On My Grave".
Davon abgesehen lassen Shaddix und Kameraden keine Zweifel aufkommen: Sie begeben sich mit Album Nummer sieben mit Sicherheit nicht aufs Altenteil. Im Gegenteil. Uptempo abgehen und lauthals mitsingen, die nächste Tour kann kommen. Als fies kompakte Nummer erweist sich hier "Crash", ein schnelles Stück, mit dem Alternative-DJs vor der Primetime mit Sicherheit wenig falsch machen.
Im Anschluss bietet "The World Around You" ordentlich abgehangene Rock-Riffs im Refrain. Das harte "Alive (N'Out Of Control)" erinnert in den ersten Sekunden gar an The Cures "A Forest" - im Club ebenfalls eine sichere Bank.
Nach drei, vier Knallern zu Beginn hält die Platte zwar technisch das Niveau. Der Vierer klingt aber immer weniger böse. Und gerade weil parallel jedes Stück zur Mitsing-Hymne ausartet, verstärkt sich der Eindruck: Da mag jemand auf funktionale Standards nicht verzichten. Schließlich garantiert das dem Fan Textsicherheit beim Konzert.
Gar nicht gehen allerdings die überbordenen Vocals im Intro von "Time Is Running Out". Wenn Shaddix langsamere Töne anschlägt, die nicht US-Rock-inspiriert sind ("What Do You Do?"), lehnt er sich an jene Art Pathos an, die man im Gothicrock findet ("Forever") - die passend schwarzlackierten Fingernägel sieht man im Booklet. Gewusst wie. Und so schwimmen Papa Roach noch immer (und zu Recht) oben mit.
5 Kommentare
Ich habe dem Album 5 von 5 Punkten gegeben und ich habe ein Lieblingswort. Es heißt Gehörgangsorgasmus.
So einen bekomm ich sehr selten.
Die Musikrichtung, die Papa Roach macht (auf Infest und Lovehatetradedy war es mMn noch NuMetal, seit Getting away with murder ist es Alternative-Rock) triff sowieso schon meinen Geschmack und dieses Album verursacht bei mir von der ersten bis zur letzten Sekunde einen Gehörgangsorgasmus.
Jeder Song ist perfekt abgestimmt. Sicher, das Album ist ihr Glattgebügelstes, was auf Plattenverkäufe und das Mitsingen der Konzertbesucher abzielt, aber daran kann ich nicht verwerflichen erkennen. Mir gefällt's.
MfG puffel
@puffel (« Gehörgangsorgasmus. »):
neben Green Day's American Idiot eins meiner Lieblings-Alben.
@valalala_ (« neben Green Day's American Idiot eins meiner Lieblings-Alben. »):
Benjamin Blümchen zieht aus und Benjamin Blümchen verliebt sich dürfen in der Liste aber auch nicht fehlen.
Spass beiseite...Papa Roach hör ich seit 2000 (Nu Metalzeit) und auch mit dem aktuellen Album kann man Rockchicks vernaschen.
3/5