laut.de-Kritik

Neue Brücken zwischen Experiment, Folk und Pop.

Review von

"The sun on our backs / No fear of the future / And you can cry whenever you like / surrender your pride 'cause happiness suits you", singt Sarah Howells von den Paper Aeroplanes in "Good Love Lives On". Die Zeilen aus dem Opener ihres vierten Albums "Joy" zeugen vom neu gewonnenen Optimismus des walisischen Duos. Wie die Sängerin selbst erzählt, hatte sie den unglücklichen Ton der Vorgänger satt. "Das Licht, das nach einer Zeit wirklicher Dunkelheit zum Vorschein kommt" soll stattdessen ihre Songs zum Strahlen bringen.

Zu diesem Zweck suchten Howells und ihr Kollege Richard Llewellyn erstmals Hilfe bei einem Produzenten. Mit Mason Neely, der sich Arbeiten mit Lambchop oder Sufjan Stevens auf die Fahne schreiben darf, wagten sie den Bruch mit dem eher schlichten Folk ihrer früheren Platten. Sanft eingestreute Elektronik-Elemente tragen den Sound sowohl in eine modernere als auch poppiger Richtung.

In "Books" verdichten sich die neuen Tendenzen zu einer elektronisch verzierten Upbeat-Nummer. "Emily" prescht weniger nach vorne, kokettiert mit funkelnden Gitarren-Riffs und eingängiger Melodie aber genauso mit dem Pop. Einzigartig macht diese Arrangements allerdings erst Howells' Stimme: Verträumt und hell, zwischen Maria Taylor, Lykke Li oder Birdy, kann man sich ihren hoffnungsvollen Blicken in die Zukunft und den Resten süßer Melancholie nicht entziehen.

Instrumentale Überraschungsmomente lauern eher auf der zweiten Hälfte. Im Titeltrack "Joy" verursachen Percussions und "A-E-I-O"-Hintergrundgesänge ein Durcheinander, das ein wenig an Emiliana Torrini erinnert. Die sphärischen Synthesizer in "Placebos" erzeugen eine kühle Electronica-Kulisse, hinter der die Folk-Wurzeln der Paper Aeroplanes verschwinden.

Ohne viel Effekthascherei überzeugen die ähnlich gebauten "Caravan" und "Goldrush (Lodge Mix)": Repetitive Piano-Figuren, pulsierende Drums und zaghafte Synthies verschmelzen mit Howells' Gesang zu einer fesselnden Meditation über Liebe, Scheitern und Neuanfang. Auch das unaufgeregte "Call Off The Dawn" mit Fingerpicking und geflüsterten Backing-Vocals ist erfüllt von Hingabe, so dass man den Song nicht als folkigen Lückenfüller deklassieren sollte.

Obwohl in "Sail" dann doch für einen Moment die alte Schwermut zurückkehrt, "We are broken hearted now, we are all false starts and doubt", bewahren sich Paper Aeroplanes über "Joy" hinweg ihre positive Einstellung zum Leben. Das ist so erfrischend wie ihr erweitertes Klangbild. Die Brücke zwischen Experiment, Folk und Pop haben natürlich schon andere vor den Walisern geschlagen. Dass es einem dabei so warm ums Herz wird, das gelingt bei weitem nicht jedem so gut wie Paper Aeroplanes.

Trackliste

  1. 1. Good Love Lives On
  2. 2. Guessing Game
  3. 3. Books
  4. 4. Race You Home
  5. 5. Emily
  6. 6. Caravan
  7. 7. Sail
  8. 8. Joy
  9. 9. Call Off The Dawn
  10. 10. Placebos
  11. 11. Goldrush (Lodge Mix)

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