laut.de-Kritik
Rootsreagge mit religiösen Metaphern und Dancehall-Anleihen.
Review von Robin BrodtDass der frankophone Raum ein guter Nährboden für Reggae ist, wissen wir nicht erst seit Dub Incorporation. Dennoch stellt die Länder- und Sprachgrenze immer noch ein Hindernis dar, das den zahlreichen begabten Reggae-Artists aus Frankreich und seinen Ex-Kolonien den Durchbruch hierzulande verwehrt oder erschwert. Das könnte sich nun zumindest bei Pekah (a.k.a Pierpoljak) ändern, der in der Grande Nation schon lange kein Geheimtipp mehr ist.
Mit "Tuff Gong Blues" erscheint nun ein Album, dessen Entstehungszeit um 2002 herum liegt und das zeitgleich mit "Je Fais C'Que J'Veux" im legendären Tuff Gong-Studio auf Jamaika Formen annahm. Ursprünglich als internationales Album geplant, wurde es lange Zeit nicht veröffentlicht, nur auf Konzerten verkauft und stückweise auf nachfolgenden Veröffentlichungen verwendet. Genremäßig wird hier ein astreines Rootsreggae-Werk geliefert, mit gelegentlichen Ausflügen in gemäßigte Dancehall-Gefilde, was bei "Allez Les Filles" mit einen schwachen Riddim etwas dünn, bei "Scandal Bad" dank Unterstützung von Elephant Man dafür umso besser klingt. Erwähnenswert auch die solide Version von Dennis Browns "Money In My Pocket", die aufgrund des französischen Akzents Pierpoljaks noch sympathischer rüberkommt. Die übrigen Roots-Nummern sind durchweg sauber produziert, stimmlich sicher und werden gewohnt souverän vorgetragen.
Eine Frage allerdings drängt sich mir beim Hören förmlich auf: Warum bitteschön wird hier ausgerechnet das einzige englischsprachige Album von Pierpoljak veröffentlicht, bei dem die Lyrics größtenteils von seinem jamaikanischen Kollegen Doniki stammen? Neben den üblichen sozialkritischen Texten finden sich religiöse Metapher und Lobpreisungen zuhauf. An sich nichts Ungewöhnliches in Reggaekreisen möchte man meinen, doch lässt sich so in der ersten Veröffentlichung kein authentisches Bild eines Künstlers zeichnen, der in Interviews wohltuend zu Protokoll gibt, persönlich nichts mit dem religiösen Fundamentalismus des Rastafari-Kults anfangen zu können. Man mag der Platte die teils hochkarätige jamaikanische Besetzung zugute halten, namhaft u.a. Jr. Kelly, Elephant Man, Anthony B. und Horace Andy, die auch allesamt eine solide Leistung abliefern. Doch so nett die Combinations auch klingen, es fehlt da einfach die Atmosphäre eines "Kingston Karma" (wobei gleich der erste Track noch diesem 1998 erschienenen Album entnommen ist). Allerdings scheint die von mir hier vermisste Stimmung auch immer wieder durch - besonders bei den Tracks, in denen sich der Interpret dann doch noch zu französischen Gesangseinlagen hinreißen lässt.
Insgesamt ein Album, das dank eingängiger Melodien und prominentem Support sicherlich keinen Einspruch der hiesigen Reggaegemeinde zu befürchten hat, aber leider unter den speziellen Qualitäten eines Pierpoljaks stehen bleibt. Und nein, ich bin nicht frankophil!
7 Kommentare
"review von LAUT-REDAKTION"?
ich bin frankophob...
sry, ich schweife vom thema ab. leider sagt mir der sound so gar nix, daher hab ich mich mit solchen sekundären dingen aufgehalten. man möge mir verzeihen...
danke
war schon von anfang an registriert und wird in den kommenden stunden behoben. der autor heißt robin brodt
schankedön, meister! :handschüttel:
bring mir ein stück brodt!
ich bring dir eher nen duden...
ich seh schon, freddy vermisst die alten massiv-zeiten schon jetzt. armes freddy... *streichelundtröst*