laut.de-Kritik
Der Rumäne verweigert den schnellen Genuss.
Review von Daniel StraubAls der Londoner Club Fabric 2001 die erste Mix-Compilation auf seinem Label rausbrachte und sich der House-DJ Craig Richards dafür an den Mixer stellte, ahnte wohl niemand, dass damit rein dauerhaftes Format geschaffen wurde. Und mehr noch: Für DJs und Produzenten ist es längst zum Karriere fördernden Schaulaufen geworden, wenn Fabric sie bittet, in ihrer Plattensammlung zu wühlen und ein Set zusammen zu stellen. Jüngstes Mitglied im exklusiven Club der durch den Ruf von Fabric geadelten Musiker, ist der Rumäne Petre Inspirescu.
Um den ist es in den letzten Jahren wieder etwas ruhiger geworden, nachdem ihn Ricardo Villalobos vor rund fünf Jahren quasi über Nacht zum aufsteigenden Star gemacht hat. Doch in dem Maß, in dem Minimal in den letzten Jahren an Anziehungskraft verloren hat, ließ der große Durchbruch für Petre Inspirescu auf sich warten. Vielleicht gelingt ihm ja mit "Fabric 68", was ihm bislang versagt geblieben ist?
Ambitioniert genug geht er jedenfalls an sein Set ran. Ausschließlich selbst produzierte Tracks kommen zum Einsatz. So viel Selbstbewusstsein haben bislang nicht viele vor ihm in der Fabric-Reihe gezeigt. Höchstens eine Hand voll können es gewesen sein, darunter beispielsweise der gefeierte Israeli Guy Gerber, Alt-Star Ricardo Villalobos und Detroits sympathisch-aufschneidender Gangster Omar-S. Zwei der genannten haben mit ihren Fabric-Sets eine Performance abgeliefert, der man sich ohne Umschweife hingeben konnte. Villalobos dagegen versperrte sich dem schnellen Genuss.
Gleiches lässt sich jetzt von Petre Inspirescu sagen. Die ersten paar Tracks in seinem Set klingen ganz nach solidem Minimal. Das ist natürlich nicht verkehrt, lässt einen 2013 aber auch nicht wirklich aufhorchen. Es dauert fünf, sechs Tracks bis das gleichförmige Rhythmusgeplucker in dezent eingesetzten Melodien seinen Gegenpart findet, wie bei "Anima" und "Chosen". Kurze Zeit später treibenden dann wieder ultra-tight programmmierte Snear-Sounds und dumpf abgefederte Bass-Drum-Kicks den Groove konsequent nach vorne.
Und je länger, das so geht, um so mehr verfestigt sich der Eindruck, dass sich Petre Inspirescu mit der Reduktion auf ausschließlich eigene Tracks etwas vergaloppiert hat. "Fabric 68" hätte in dieser Form vielleicht vor zehn Jahren überzeugen können. Heute wirken seine eigenen Tracks unflexibel und statisch, monoton und langweilig. Kein guter Start ins Jahr für Fabric und mit Sicherheit nicht der große Durchbruch für Petre Inspirescu.
1 Kommentar
Ich finde dieses Fabric Release ehrlich gesagt überragend. Sehr komplexe Kompositionen die teils in den Dub, Teils in experimentelle Elektronika abdriften, jedoch nie den Drive oder die Melodie verlieren. Kann ich nur weiterempfehlen unter den vielen Fabric Mixes in letzter Zeit.