laut.de-Kritik
Murder Ballads gegen Mord und Todschlag.
Review von Giuliano Benassi"Verbannt Lieder über Mord, Lynchjustiz und grausame Bestrafung ins Reich von Mythos, Erinnerung und Geschichte", fordern die Pine Valley Cosmonauts und ihre Gäste auf dem Cover dieser Sammlung. Mit ebensolchen Liedern Geld für Organisationen zu sammeln, die sich in den USA gegen die Todesstrafe einsetzen, ist eine klasse Idee. Doch auch musikalisch haben sich die Beteiligten alle Mühe gegeben, ein erwerbenswertes Produkt zu schaffen.
"It's the same with man, horses and dogs, nobody wants to die" verkündet Lambchops Kurt Wagner mit wehmütiger Stimme, bevor er besingt, wie sich zwei Kinder gegenseitig erschießen, "die Waffen zu groß für ihre Hände". Aus europäischer Sicht ist er der bekannteste Namen auf dieser Doppel-CD, dennoch stehen ihm seine Mitstreiter mit gelungenen Coverversionen nicht nach.
"Ich glaube an's Morden" gibt etwa Skid Marks zu Protokoll, während Otis Clay ergreifend traurig erzählt, wie er seine Verlobte am Ufer des Ohios umbringt. "Banks Of The Ohio" sang auch Joan Baez 1969 in Woodstock, dabei ist es nur eines von mehreren bekannten Stücken.
"Gallows Pole" gab es 1994 in der Interpretation von Jimmy Page und Robert Plant auf ihrer Reunionplatte "Unleaded", "Delilah" ist ein alter Gassenhauer von Tom Jones, "Green Green Grass Of Home" gehörte zum Repertoire von Elvis und Johnny Cash. Gerade Cash scheint das große Vorbild für dieses Projekt zu sein.
"These songs are just for listening and singing. Don't go out and do it", schrieb er 2000 seelenverwandt in der Einführung zu seiner Anthologie "Love, God, Murder". Zudem sang er das hier vertretene "Long Black Veil" bei seinem berühmten Konzert in Folsom Prison.
Zwischen Alternative Rock, Folk und Country angesiedelt, gibt es unter den 27 Stücken kaum schwache Momente. Selbst das zweimal vertretene "Green, Green Grass Of Home" und der gewöhnungsbedürftige keltische Gesang Charlotte Greigs auf "Willie O'Winsbury" können nach mehrmaligem Hinhören überzeugen. Zu den Höhepunkten gehören der pseudo-russische "Gulag Blues", das fröhliche "Delilah", das mitreißende "Dang Me" und das abschließende "Tom Dooley", hier in einer Liveaufnahme der Sundowners aus dem Jahr 1967.
Selten gelingt es, ein todernstes Thema mit Ironie zu begegnen. Ebenso schwer scheint es, ein sinnvolles Projekt mit dem Erwerb eines nützlichen Gegenstandes zu unterstützen. "The Executioner's Last Songs" bietet beides: ein gutes Gewissen und gute Musik.
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