laut.de-Kritik
Gelungene 160 Minuten aus 33 Jahren.
Review von Giuliano BenassiMit "Echoes" treten nun auch Pink Floyd in den erlauchten Kreis der Musiker ein, die eine Best-Of veröffentlicht haben. Nach guten 33 Jahren kann man es ihnen jedoch gönnen, zumal sich das Album merklich von den meisten Artgenossen seines Genres absetzt.
Angefangen beim Booklet, das sowohl gestalterisch als auch inhaltlich (mit Lyrics, Erscheinungsjahr und Originalalbum jedes Liedes) gelungen ist. Die Band wird zwar peinlicherweise als David Gilmour, Nick Mason, Roger Waters und Richard Wright angegeben, Syd Barrett nur ins Kleingedruckte verbannt; dem Einfluss des genialen Bandgründers, der nach dem zweiten Album Gilmour Platz machen musste, wird das Album dennoch gerecht, denn der Eröffnungstrack "Astronomy Domine" sowie fünf weitere Stücke stammen aus seiner Feder.
Am gelungensten ist die Aufreihung der Lieder. Die berühmtesten wie "Another Brick In The Wall Part II" ("We don't need no education"), "Money", "Time," "Us and Them" oder "Wish You Were Here" sind alle dabei, jedoch gemischt mit Material, dass weniger bekannt ist. So findet der Fan das erste discographische Zeugnis von Pink Floyd, die Single "See Emily Play"/"Arnold Layne" oder Auszüge aus "Momentary Lapse Of Reason" und "The Division Bell," den vorerst letzten zwei Studioalben.
Nahtlos ineinander übergehend erzeugen die Stücke ein Gefühl der Einheit, das auch ein neues Licht auf die Produktion der Band wirft. Nur ein Beispiel: Auf "Echoes" (1971) folgen "Hey You" (1979), "Marooned" (1994), "The Great Gig In The Sky" (1973) und "Set The Controls For The Heart Of The Sun" (1968) - Beispiele aus fünf verschiedenen Schaffensperioden, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit homogen wirken.
Mit Ausnahme der Debutsingle und des eher unnötigen "Set The Tigers Free," das bislang nur auf dem Soundtrack zu "The Wall" zu hören war, besteht das Album aus den schon bekannten Studioversionen. Das ist nur auf den ersten Blick enttäuschend, denn die manische Suche nach Perfektion ist ein wesentlicher Bestandteil des Sounds, der digital überarbeitet teilweise noch bombastischer wirkt als bei der Erstveröffentlichung.
Selbst wenn der Begriff "Best Of" einen schalen Eindruck hinterlässt: "Echoes" ist ein Album, dass nicht nur für Pink Floyd-Neulinge von Interesse ist.
4 Kommentare
Pink Floyd war (zu Waters Zeiten zumindest) ein Gesamtkunstwerk - die CDs waren moderne Rockopern. Leider, und das ist wohl der Fluch der Best-Of's werden diese Gesamtkunstwerke zugunsten der "Hits" auseinander gerissen und zusammengeklatscht wie es gerade nur geht. Zugegeben, man hat sich Mühe gegeben zumindest einen gewissen roten Faden zu ziehen jedoch verliert er sich zu schnell um dann wieder aufgenommen zu werden. Nichts gegen die CDs "Die besten Arien von Mozarts Opern" dennoch, ihre Wirkung (wobei ich hier Pink F. nicht mit Mozart gleichsetzen möchte) entzieht es sich dem Zuhörer wie der Zusammenhang entstand und damit auch die Bedeutung. Oberflächlich zum anhören sicher eine gute CD die kann aber nicht mit den Gesamtkunstwerken a la Dark Side of the Moon oder The Wall mithalten und erhebt auch, denke ich, keinen Anspruch darauf. Wohl eher trieb der Zwang "alle großen Musiker haben eine Best-Of, Du etwa nicht?" dazu diese Scheibe auf den Markt zu bringen, nur mit Best-Of bist Du einer der Best-Of-Musicans.
Bleibt zu hoffen dass niemand versucht Pink F. durch diese CD kennen zu lernen.
Für wen diese CD ist? Vielleicht für Fans die Ihre Sammlung vervollständigen wollen (und auch "The Division Bell" haben) oder einfach nur die Evergreen auf einmal hören wollen ohne immer wieder die CD zu wechseln. Ich persönlich halte mich an die kompletten Alben und höre lieber die 10x rauf und runter.
Grüße
PS: Ja, leider habe ich seinerzeit auch 19 DM für "The Division Bell" gelöhnt und sie steht als Erinnerung im Regal, die mir flüstert "Immer erst probehören - ohne Ansehen von Person und Band!"
Ich finde die CD für einen Einsteiger nicht mal so suboptimal und habe sie zu diesem Zweck (für meinen Schwager) gekauft. Trotzdem gibt es grobe Mängel - die Reihenfolge der Stücke ist unausgeglichen und z.T. zu gekünstelt. Echoes auf 17Min zu kürzen ist Blasphemie pur und den besten Teil von Shine on - Wright's Part IX - einfach abzuhacken kommt der Kastration eines Zeus gleich.
Aber wie gesagt, ich muss dir widersprechen Cat: ich kenne nun drei Personen, die durch die Platte ihre Lieblingsphase der Band erruieren konnten, und dafür ist sie doch ganz geeignet. Für den Fan aber uninteressant.
Zumal sie gerade die EMI verklagen, ihre Lieder nicht einzel verkaufen zu dürfen. Dem spricht ja ein Best-Of diametral entgegen. Prinzipiell ist es wurscht, ob sie das machen oder nicht. Wer sich's kauft und gut findet OK, ich persönlich meide Best Of-Scheiben allerdings.
Kann in das Gemecker der Hardcore-Fans nicht ein-, sondern der Rezi nur zustimmen. Irgendwo bei eurer "Hitparade der PF-Studioalben" bemerkt ein User, das Echoes eigentlich das einzige Floyd-Album ist, das man wirklich braucht - hart, aber gerecht. Angesichts der musikhistorischen Bedeutung der Truppe gehen 5 Sterne in Ordnung