Porträt

laut.de-Biographie

PinkPantheress

Es erscheint ziemlich abgestanden, irgendjemanden zum Gen Z-Repräsentativ auszurufen, aber wenn man sich den Werdegang von PinkPantheress so ansieht, fällt es schwer, das nicht zu tun. Ihr unorthodoxer Weg zum Indie-Teenage-Superstar schreitet quasi alle Basen und Klischees ab, zu allem Überfluss wählt sie TikTok als musikalisches Vehikel, und trotz alledem wirken ihre Musik und ihre Person so überhaupt nicht klischeehaft?

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Alles beginnt für Victoria Walker in Bath, wo sie als Kind einer kenianischen Mutter und eines englischen Vaters früh kreativ gefördert wird. Sie spielt Klavier, singt in der Schule, gründet eine Band mit ihren Klassenkamerad*innen, die Green Day und My Chemical Romance covert. So weit, so universell die Erfahrung von relativ artsy Kids in einer Stadt, die nun einmal kein künstlerisches Ballungszentrum ist.

Aber weil ihr Freundeskreis kreativ bleibt, ihre beste Freundin Mazz sich als Sängerin versuchen möchte und ihr Bruder sich mit Audio Engineering beschäftigt, beschließt auch Walker, dass sie sich einmal mit Produktion beschäftigen sollte. Mit vierzehn hat sie bereits mehrere Nebenjobs, lädt sich aber trotzdem GarageBand herunter und wurstelt sich in die Welt von … ja, wovon eigentlich?

Jetzt kommt der trickreiche beziehungsweise der Gen Z-Part: Klassische Musiker*innen-Biographien erreichen hier den Punkt, an dem das eine Genre sie für immer verzaubert. Sie sehen Nirvana live und kaufen sich eine Gitarre oder haben eine spirituelle Eingebung vor dem Tupac-Poster der Schwester. Aber die frisch als Künstlerin geborene PinkPantheress interessiert sich eigentlich für alles. Für alte Club-Musik, für Pop, für Emo, für R'n'B und für Hip Hop.

Entsprechend schwer kategorisieren lassen sich ihre nostalgischen kleinen Flips und Loops, die sie von da an auf Soundcloud hochlädt. "Just A Waste", "Break It Off" oder "Pain", ja, das ist Electronica, aber irgendwie sickert da das Ethos von einem Dutzend Genres durch. Fest steht nur: Die Leute mögen es. Genauer: TikTok mag es. TikTok liebt es. Weil diese kurzen Songs genau das tun, was für ein Trend gebraucht wird: Sie geben eine Stimmung vor, die an sich nicht ganz leicht zu erklären ist, aber trotzdem sofort einleuchtet.

So dauert es nicht lange, bis PinkPantheress als gesichts- und genreloser Artist in den britischen Charts stattfindet. Man darf nicht vergessen: Es ist Lockdown, eine ganze Generation sitzt mit komischen Gefühlen im Bauch zuhause eingesperrt und guckt auf ihre Handys. PinkPantheress verschwendet jedoch keinen Moment und legt direkt 2021 ihr Debütalbum nach. "To Hell With It" ist kurzweilig, fragmentiert, kaum ein Song ragt über die zwei Minuten, aber trotzdem wirken sie weder mager noch witzlos. Ihre Musik bleibt verspielt.

Wie groß diese kleinen Tracks werden können, zeigt sich aber erst im Folgejahr. Erneut geht ein Track von ihr viral, "Boy's A Liar", aber als der wahrscheinlich größte neue Rap-Act der Stunde beschließt, draufzuspringen, erreicht die Nummer ganz andere Dimensionen. "Boy's A Liar Pt. 2" mit Ice Spice wird der absolute Smash-Hit des Sommers, schafft es sogar in den USA in die Top drei und zementiert den Namen PinkPantheress als großen neuen Indie-Major-Artist, auf den man achten sollte.

Von da an machen Features einen großen Teil ihrer künstlerischen Identität aus. Es folgen Arbeiten mit Mura Masa, Shygirl, Lil Uzi Vert, Destroy Lonely, Willow oder Central Cee, die, wenn auch nicht so groß wie ihr Megahit, definitiv weiterhin ihr Profil schärfen. All das kulminiert 2023 in ihrem zweiten Album "Heaven Knows", das die Formel von "To Hell With It" recht treu weiterverfolgt.

Ja, da stecken eine Menge Generationen-Klischees in der Biographie von PinkPantheress. Aber trotzdem kann man neutral festhalten, dass es bisher keinen Artist wie sie gegeben hat. Nichts Vergleichbares, nicht einmal etwas wirklich Ähnliches. Sie hat das TikTok-Medium für sich zu ihrer eigenen Kunstform erhoben und spielt es innovativ und erfolgreich aus.

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