laut.de-Kritik
Sakriköstlich.
Review von Yan VogelSaarländer: Hausen irgendwo da unten im Südwesten, sind mit ihren Nachbarn in Hassliebe verbunden und hängen am Tropf irgendwelcher Finanzausgleichsmechanismen. Da ist es nie verkehrt, wenn neben Heinz Becker, UrPils oder Stefan Kuntz weitere Berühmtheiten dazu beitragen, das Bild des kleinsten Flächenlandes aufzupolieren. Die Rede ist von Powerwolf, jener zeitgenössischen Metal-Band, die seit Gründung unablässig die Erfolgswelle reitet.
Die Werkschau "Best Of The Blessed" anlässlich des fünfzehnjährigen Bestehens gab hiervon ein eindrückliches Zeugnis ab. Ein knappes Jahr später steht das Quintett mit seinem achten Studioalbum in den Startlöchern. "Call Of The Wild" lautet der Metal-affine Titel, der wie der Vorgänger "The Sacrament Of Sin" die Erfolgsformel Hook + Orgel = Hit weiterführt. Entscheidend für die Qualität sind dabei Nuancen. Das Songwriting gestaltet Chefwolf Matthew Greywolf noch kompakter und pointierter, während die Detaildichte in Sachen Orchestrierung und Add Ons noch opulenter ausfällt.
Der Opener "Faster Than The Flame" knallt direkt ins Gebälk und steht in direkter Tradition zu einem Track wie "Fist By Fist". Diesen intoniert übrigens Matthew Heafy, Chefdenker von Trivium, auf der beiliegenden Cover-CD. Zudem versieht die Band den Eröffnungsschlag mit einer liebevollen Hommage an "Master Of Puppets" von Metallica. Wer denkt bei der dreifachen Repetition des Wortes "Faster" nicht an den "Master"-Teil im All Time-Klassiker der Bay Area-Legende?
Die Produktion in der Umsetzung des Dream Teams Jens Bogren (Opeth, Dimmu Borgir) und Joost Van Den Broek (Ayreon, Epica) gelingt äußerst dynamisch. Mal protzig, mal reduziert, je nach Gusto des jeweiligen Songs. Die erste Single "Beast Of Gévaudan" gewinnt durch seine Storytelling-Anlage an Tiefe und Kontur. Sehr empfehlenswert ist auch die französischsprachige Adaption des Tracks, der die Gruselstory in der Heimatsprache noch einen Ticken eindringlicher illustriert.
Sänger Attila Dorn ist der Fels in der Brandung. Der ausgebildete Opernsänger beherrscht ein großes Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten, die von Bronchialgewalt über gutturale Rauhigkeit bis hin zu Zwerchfellorgasmen reichen. Die Energie und das Engagement des eingeschworenen Wolfrudels sind bemerkenswert. Schritt für Schritt tastet das Kollektiv sich zur Power Metal-Perfektion. Das stampfende "Varcolac" oder das schmissige "Dancing With The Dead" sind wie gemacht für große Bühnen in der Abendsonne, vor der der Weekend Warrior einen Stepptanz zum dargebotenen Dad Metal vollführt.
Man beherrscht behände das Einmaleins des Metals. Powerwolf sind Klone und Kreativ-Köpfe zugleich und beweisen, dass man das Rad erfinden und gleichzeitig ein Rad ab haben kann. Christliche Symbolik und ein entsprechendes Instrumentarium gehören zum Metal wie das Weihwasser in die Kirche. Der Titeltrack beginnt mit einem Melodien-Duell zwischen Organist Falk Maria Schlegel und Gitarrist Matthew Greywolf und spendiert im Mittelteil einen Steve Harris-Gedächtnis Bass-Part.
Im Mittelteil bewegen sich Powerwolf am weitesten aus ihrer Komfortzone. "Alive Or Undead" führt die mit dem Vorgänger etablierte Ballade in Form von "Where The Wolves Have Gone" fort. "Blood For Blood" erzählt die irische Version des Werwolfs. Das "Faoladh" genannte Pelzknäuel ist jedoch entgegen der heutigen Hollywood-typischen Lesart kein bösartiger Kinderschreck, sondern ein gutes Wesen. Entsprechend beschwingt und mit mehr Dudelsack als Orgel versehen tanzt die Nummer ins Ziel. Der Titel "Glaubenskraft" verrät bereits, dass auch ein Song in deutscher Sprache auf "Call Of The Wild" platziert wurde. Im Midtempo gehalten prangert die Band hier den Missbrauchsskandal der Kirche an.
Dagegen schrauben Powerwolf das Entertainment-Level mit "Undress To Confess" gehörig in die Höhe. Die Frage, ob zuerst Song oder Songtitel dagewesen ist, beantwortet zumindest dieses Stück eindeutig. Mit reichlich Eigthies-Touch durch den Einsatz eines Synthesizers und imposanter Stadion Atmosphäre gelingt ein sakriköstlicher Abschluss. Entsprechend lässt sich abschließend konstatieren: Gut gebrüllt, Löwe! Oder thematisch passender: Howl On!
6 Kommentare
Liest sich so, als wäre es für den Autor das erste oder maximal zweite Powerwolf-Album. "Call of the Wild" ist derselbe Aufguss wie die letzten drei bis vier Male. An sich durchaus gut, aber irgendwann gibt's für das immergleiche Schema eben anstatt Begeisterung nur noch ein anerkennendes Kopfnicken.
Musik für Sancho.
Sind durchaus geile Songs dabei. Los! Undress to confess! xD
Schlagerisierter Metal für die Wacken Main Stage, handwerklich natürlich nichts zu meckern, künstlerisch halt cringe wie immer.
Mukke für den lautuser
Aldah... seid doch nicht immer so frech! xD Nenene....