Porträt

laut.de-Biographie

Propaganda

Propaganda ist eine jener späten Blüten der lebendigen Düsseldorfer Punk- und New Wave-Szene, die zuvor schon die Geburtswehen der Krupps, Male, DAF, Fehlfarben und den Toten Hosen erfolgreich begleitet hat.

Best of 1984: 40 Jahre, 40 Songs
Best of 1984 40 Jahre, 40 Songs
Die NDW hat sich selbst überrollt, einige deutsche Acts starten trotzdem durch. Bereit für Synthies, Saxofone und die echte Agathe Bauer?
Alle News anzeigen

Bei den Krupps findet auch Propaganda-Gründungsmitglied Ralf Dörper zunächst seine musikalische Heimat, bevor er die Industrial-Elektroniker um Jürgen Engler verlässt und einen Abstecher in poppige Gefilde den harten Metallmaschinen-Musik à la Krupps vorzieht. Im DJ und Der Plan-Produzent Andreas Thein findet er einen Bruder im Geiste. Zusammen mit der Sängerin Susanne Freytag gründen sie 1983 Propaganda.

Ein Name, der durchaus auch Programm ist. Mit faschistischer Ästhetik schockiert das Trio in Deutschland; mit ein Grund warum Großbritannien schnell zum Bezugspunkt für Propaganda wird. Als ersten Track spielen sie den Throbbing Gristle-Klassiker "Discipline" ein, der jedoch nie veröffentlicht wird, angeblich weil die Industrial-Erfinder um Genesis P-Orridge wenig Gefallen an der Coverversion finden. Kurze Zeit später stoßen noch Michael Mertens, ein begeisteter und professionell ausgebildeter Percussion-Experte, der seinen Lebensunterhalt bei den Düsseldorfer Philharmonikern verdient, und die Sängerin Claudia Brücken zur Band.

Als das englische Label ZTT-Records, wo Frankie Goes To Hollywood und Art Of Noise unter Vertrag stehen, auf die Band aufmerksam wird, siedeln die Düsseldorfer auf die Insel über und produzieren mit "Dr. Mabuse" ihre erste Single, die 1984 auch prompt in die Charts einsteigt. Brückens unterkühlter Gesang und die tanzbaren Synthiebeats werden zum Markenzeichen von Propaganda. Kurz danach verlässt Thein die Band und Mertens wird in den Rang eines vollwertigen Mitglieds erhoben. Die beiden Nachfolger "Duel" und "P-Machinery" können 1985 nicht an den Erfolg der Synthie-Nummer "Dr. Mabuse" anknüpfen und schaffen, im Gegensatz zum abgefeierten Debutalbum "A Secret Wish", nur mit Mühe den Sprung in die Charts. Für die anschließende Tour rekrutiert die Band die beiden Ex-Simple Minds-Musiker Derek Forbes (Bass) und Brian McGee (Schlagzeug). Nach dem Remixalbum "Wishful Thinking" führen die berühmten persönlichen Differenzen zwischen den Bandmitgliedern 1986 zum Ausstieg von Dörper und Brücken. Streitereien mit der Plattenfirma beschleunigen das Ende von Propaganda zusätzlich.

Claudia Brücken verfolgt fortan als Solokünstlerin ihren Weg und veröffentlicht 1990 ihr Album "Love: And A Million Other Things", bevor sie sich in Richtung Dancefloor orientiert und unter anderem mit Blank & Jones zusammen arbeitet. Ralf Dörper geht zurück zu den Krupps, die zu Beginn der 90er eine Renaissance erleben und mit ihrem Elektro-Metal-Mix in der Alternative-Szene schwer angesagt sind.

Propaganda - Propaganda
Propaganda Propaganda
Ralf Dörper und Michael Mertens ziehen den Kürzeren. Vorerst.
Alle Alben anzeigen

1988 starten Mertens, McGee, Forbes und die amerikanische Sängerin Betsi Miller den Versuch einer Reanimation. Das 1990er Album "1234" floppt jedoch und das Projekt Propaganda wird erst einmal wieder eingemottet. 2010 erscheint zum 25-jährigen Geburtstag das "A Secret Wish"-Album in einer Neuauflage. Ex-Mitglied Thein stirbt 2013 im Alter von 59 Jahren an Krebs.

Ab 2018 führen Claudia Brücken und Susanne Freytag das Band-Projekt unter dem nur leicht veränderten Namen xPropaganda weiter. Nach der Livescheibe "A Secret Plase" vom selben Jahr erscheint im Mai 2022 mit "The Heart Is Strange" auch ein neues Studioalbum der beiden Sängerinnen. Aber auch Dörper und Mertens melden sich 2024 mit einer neuen, selbstbetitelten Propaganda-Platte zurück. Für diese hat man Film-Komponist Hauschka und die aufstrebende Sängerin Thunder Bae gewinnen können. Insgesamt klingt die Scheibe organischer und weniger synthpoppig als die früheren Alben.

News

Alben

Propaganda - Propaganda: Album-Cover
  • Leserwertung: 1 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2024 Propaganda

Kritik von Toni Hennig

Ralf Dörper und Michael Mertens ziehen den Kürzeren. Vorerst. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Facebook

    Das Nachfolge-Projekt xPropaganda auf FB

    https://www.facebook.com/xPropagandaOfficial/
  • xPropaganda

    Offizielle Seite

    https://www.xpropaganda.co.uk/

3 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor einem Jahr

    Da steht: "1988 starten Mertens, McGee, Forbes und die amerikanische Sängerin Betsi Miller den Versuch einer Reanimation. Das 1990er Album 1234 floppt jedoch und das Projekt Propaganda wird erst einmal wieder eingemottet."

    Ich will das so nicht stehenlassen. Das Album "1234" ist ebenfalls großartig, anders, aber auch großartig. Es ist mit anderer Besetzung, klar, und es mag sein, dass es kommerzielle weniger erfolgreich war als das erste Album, und es trotzdem ein wunderbares Album im etwas softeren Propaganda-Sound, das ich einfach liebe und sehr empfehle. Ein Album, das ich auch über 30 Jahre danach noch sehr oft höre. Alles von Propaganda ist hörenswert, bereichernd, und zeitlos. Das Album "1234" mit ebenfalls großartigen Musikern gehört unbedingt mit dazu.

    Michael

    • Vor einem Jahr

      Heaven give me words, Wound in my heart und Only one word sind absolu tolle und super produzierte songs. Betsi Miller´s Stimme dazu ein Traum ! Schade, dass es nicht den Erfolg hatte, den es verdient hätte ! Liebe diese Songs !

  • Vor 16 Tagen

    Dieser Kommentar wurde vor 16 Tagen durch den Autor entfernt.

  • Vor 16 Tagen

    Erneut ich.

    Das xPropaganda-Album in 2018 hieß "A Secret Place" - "Place" mit c, nicht "Plase" mit s.