laut.de-Kritik
Eine Werkschau mit genügend Luft nach oben.
Review von Fabian MerloSeit zehn Jahren bringt Pugs Atomz regelmäßig Soloalben und Collabo-Projekte unter das Rapvolk. Auch das Internetzeitalter hat der MC aus Chicago nicht verschlafen, was diverse kostenlose Mixtapes und Alben unterstreichen. Permanent tourt er um den Globus, die letzten Jahre des öfteren gemeinsam mit DJ Vadim.
Trotzdem fehlt selbst auf der sonst allwissenden Enzyklopädie Wikipedia ein Eintrag. Vielleicht ändert sich dies ja mit mehr Labelsupport und vernünftigen Vertriebskanälen: "The Decade" ist seine erste Veröffentlichung beim renommierten britischen Label BBE.
Die 16 Tracks sind eine Werkschau mit Songs aus den letzten Jahren, angereichert mit einigen neuen Tracks. Ein klassischer Karriererückblick ist "The Decade" dennoch nicht, da es kaum möglich ist, die 16 Tracks in verschiedene Schaffensphasen einzuordnen. Wüsste man es nicht besser, könnte man durchaus meinen, es handle sich um komplett neue Tracks. Dies zeigt auf der einen Seite, dass sich Pugs Atomz keinen Trends anbiedert und seinem Stil treu bleibt, anderseits kann man ihm aber auch mangelnde Entwicklung vorwerfen.
Der MC aus Chicago hat zweifellos eine Vorliebe für Beats klassischer Bauart und für soulige Samples. Alleine die ersten fünf Anspielpunkte kommen mit gesampleten Soulstimmen daher, und hier zeigt sich auch schon das Dilemma: Während "Memorial" angenehm ins Ohr flutscht und der Feel-Good-Track "Tear In Your Eye" sogar einen Höhepunkt darstellt, ist "Griffin" nur Durchschnittsware.
Dies zieht sich durch die ganze Platte hindurch. Während immer wieder Songs wie das mit schönem Gitarrensample veredelte "Winner", das von lässigen Bläsern getragene "Man Of The People" oder das mit gut gesetzten Vocalschnippseln versehene "The OutLaw" die Aufmerksamkeit verdienen, verschwinden andere Tracks schnell wieder aus der iPod Playlist. Dass es durchaus erfrischend sein kann, wenn Pugs aus seinem Schema ausbricht, zeigt der elektronische Remix von "Boom Box" aus dem Beatlabor von DJ Vadim.
Inhaltlich bewegt er sich souverän zwischen Battleraps und realitätsnahen Alltagsgeschichten. Der angenehme, aber unter dem Strich eher unauffällige Flow reicht jedoch nicht dazu aus, einen mittelmäßigen Beat in einen richtig amtlichen Track zu verwandeln.
Mit BBE im Rücken bietet sich Pugs Atomz die Möglichkeit, die Rap-Fraktion zu erreichen, die sich weniger für Nicki Minaj denn für gutgemachte, ehrliche Rapmucke interessiert. "The Decade" ist ein solider Einstand - um aber mit den hochklassigen Releases auf BBE mitzuhalten, muss er beim 'richtigen' Album noch bedeutend zulegen. Dann klappt es zumindest sicherlich mit dem Eintrag bei Wikipedia.
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