laut.de-Kritik
Fulminanter Höhepunkt in der Pur-Historie.
Review von Kai KoppIn der Gelsenkirchener Fußballarena 'Auf Schalke' feiern Pur einen Rekord nach dem anderen. Bereits 2001, zum 20-jährigen Bandjubiläum, zelebrierten sie dort mit 72.000 Fans ein berauschendes Fest. Drei Jahre später verdoppelt sich die Zuschauerzahl auf 150.000. Deren 300.000 Ohren lauschen dabei einem Konzertspektakel, das in der Pur-Historie einen fulminanten Höhepunkt markiert.
Bei den Konzerten, die im September 2004 stattfanden, werden Pur unterstützt von Heinz Rudolf Kunze ("Bis der Wind sich dreht"), Fool's Garden ("Freunde", "Hab mich wieder mal an dir betrunken") und der Schweizer Soulröhre Nubya.
Den Clou des Spektakels stellt jedoch das symphonische Konzept dar. Unterstützt vom 41-köpfigen German Pops Ensemble inszenieren Hartmut Engler & Co. ihre Deutschrock-Hit-Palette im Streicher-Gewand. Drei Monate haben Gitarrist Martin Ansel und Bandkollege Ingo Reichl an den Arrangements gearbeitet.
Eine rein instrumentale Ouvertüre eröffnet wohlklingend die Show, deren Live-Atmosphäre exzellent eingefangen wurde. Bei allen 13 folgenden Pur-Evergreens stimmt die partylaunige Menge lauthals mit ein. Dabei beschränken sich die Mitsing-Orgien keineswegs auf die Refrains. Der gesamte Text wird vom frenetisch feiernden Publikum übernommen. Hartmut Engler genießt es und scheint aus des Volkes Seele zu singen, wenn er "Abenteuerland", "Drachen sollen fliegen" und all die anderen Hits zelebriert. Das bestätigt beeindruckend der 150.000 Stimmen starke Chor.
Da das Konzept 'Rock meets Klassik' nicht neu ist, hält sich der Innovationscharakter in überschaubaren Grenzen. Für meinen Geschmack suggerieren Hartmut Englers Texte im symphonischen Gewand eine etwas zu dick aufgetragene Dramatik, die es nur eingefleischten Fans erlaubt, sich in verklärte Entzückung zu versetzen. Für eben diese und ihre heimische Pur-Sammlung ist "Pur-Klassisch" gedacht und gemacht.
Bei mir - und ich bin in der LAUT-Redaktion als ausgesprochener Pur-Möger bekannt - lösen die zum Teil recht schwulstigen Arrangements und der viel-harmonische Streicherbrei pseudodramatische Wohlklangsaggressionen aus. Die DVD, die neben der Musik auch die inszenatorische Pracht dieses Ereignisses offenbart, erscheint übrigens im November 2004.
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