laut.de-Biographie
Queen
Ende der 60er Jahre spielen Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Drums) in der Londoner College-Band Smile, bis ein Kerl namens Farrokh Bulsara auftaucht, der fortan als Fan der Band zahlreiche Auftritte miterlebt und allmählich auch mit den Musikern in Kontakt kommt. Als Smile-Sänger Tim Staffell überraschend das Handtuch wirft, wittert Bulsara seine Chance: Er stellt sich den übrig gebliebenen Bandmitgliedern als Sänger vor. Nach anfänglicher Skepsis ist der Neue im Boot und mit John Deacon kommt auch ein Bassist zur Band. In dieser Formation entstehen 1970 erste Kompositionen wie "My Fairy King", "Liar" und "Keep Yourself Alive" unter dem neuen Namen Queen. Ihre energiegeladenen Auftritte in und um London treffen rasch auf großes Interesse seitens des Rock-Publikums.
Der am 5. September 1946 auf Sansibar geborene und 1964 mit seinen Eltern vor der Revolution geflohene Bulsara nennt sich fortan Freddie Mercury. Er stellt auf der Bühne sein schauspielerisches Talent unter Beweis und kümmert sich außerdem um das optische Erscheinungsbild der Band, das sich zur damaligen Zeit stark von Heavy Rock-Bands der Marke Led Zeppelin unterscheidet. Mit Glitzerhemden, Frauenkostümen, Schminke und Nagellack suchen Queen wie die neuen Glamrock-Stars David Bowie und T. Rex die Provokation.
Anfang 1972 gelangt ein Demotape der Band in die Hände eines EMI-Scouts, der Queen nach einem Livetest für ein Album unter Vertrag nimmt. Die erste Single "Keep Yourself Alive" steigt in Japan in die Top Ten ein, geht in Europa aber unter, das Album "Queen I" erweist sich immerhin als Achtungserfolg. 1974 erscheint "Queen II" und die Band supportet Mott The Hoople auf UK-Tour. Von nun an geht es Schlag auf Schlag: "Killer Queen" vom "Sheer Heart Attack"-Album avanciert zum Hit, die Band tourt was das Zeug hält und erspielt sich Fans auf allen Erdteilen. "Bohemian Rhapsody" vom 1975er "A Night At The Opera" wird zur besten Single 1976 gekürt, ein Jahr später komponiert Mercury mit "We Are The Champions" eine Art "My Way" für Stadionkonzerte. Gleichzeitig bricht das dazugehörige Album "News Of The World" mit der Hardrock-Opulenz vergangener Tage und korrespondiert so mit dem Zeitgeist: der Reduktion des Punk.
Anfang der Achtziger kooperieren Queen mit David Bowie für den Welthit "Under Pressure". Das dazugehörige '82er Album "Hot Space" wird für die beinharte Fan-Fraktion allerdings zum Härtetest. In München, dem Herzen des Disco-Beats aufgenommen, lassen Queen die synthetischen Eindrücke der allabendlichen Partynächte direkt in ihren Rocksound einfließen. Bei Presse und Fans stößt diese Entscheidung auf wenig Gegenliebe. Neben unerwarteten Discofunk-Ausflügen wie "Staying Power" und "Back Chat" ist mit "Life Is Real" auch eine leise Piano-Hommage an den kurz zuvor erschossenen John Lennon auf dem Album enthalten.
Die Charts erobern Queen schon zwei Jahre später mit dem "The Works"-Album und den Welthits "Radio Ga Ga" und "I Want To Break Free" zurück. Der letztere, von John Deacon verfasste Song, wird zur Hymne der südafrikanischen Widerstandsbewegung gegen die Apartheid. Anfang 1985 geben Queen zwei umjubelte Konzerte in Brasilien, die als "Rock in Rio" in die Geschichtsbücher eingehen. Es ist das größte Festival seit Woodstock. Im Juli treten sie bei Bob Geldofs Live Aid auf und spielen in London vor über 70.000 Zuschauern. Auf der "Magic Tour 1986" sind Queen das letzte Mal live zu sehen. Auf dem Mannheimer Maimarktgelände erleben 80.000 Menschen ihren Auftritt, es ist die größte jemals erzielte Zuschauermenge eines Konzerts in Deutschland. Auch hinter dem Eisernen Vorhang jubeln 80.000 der Band zu. Das dazugehörige Album "A Kind Of Magic" schreibt die Band für den Film "Highlander".
1987 und 1988 gehen die Bandmitglieder vor allem Soloaktivitäten nach. Roger Taylor gründet die Band The Cross und Mercury kooperiert mit der Sopranistin Montserrat Caballé für ein Album. Der Song "Barcelona" wird zum Eröffnungstitel der Olympischen Spiele 1992 ausgewählt. Tourpläne für das erfolgreiche Queen-Album "The Miracle", das 1989 erscheint, werden wegen des fortgeschrittenen schlechten Gesundheitszustandes von Freddie verworfen. Der Frontmann zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück und begibt sich mit der Band schon ein Jahr später erneut ins Studio, um "Innuendo" aufzunehmen.
Das letzte Queen-Album verkauft sich im Zuge der gleichnamigen, an den Bombast des Kultsongs "Bohemian Rhapsody" erinnernden Single weltweit prächtig. Die schlimmen Befürchtungen über Mercurys Gesundheitszustand bewahrheiten sich am 23. November 1991, als der Sänger per Pressemitteilung bekannt gibt, an der Immunschwäche AIDS zu leiden. Tragischerweise verstirbt Freddie Mercury bereits am folgenden Abend im Beisein seines Lebensgefährten Jim Hutton an einer Lungenentzündung.
Zu seinem Gedenken organisieren die übrigen Bandmitglieder am Ostermontag 1992 im Londoner Wembley Stadion ein Tribute Concert, an dem Acts wie Guns'N Roses, George Michael oder Elton John ihre Queen-Favorites zum Besten gaben. 72.000 Zuschauer im Wembley Stadion und rund 1.5 Milliarden an den Fernsehgeräten erleben das Spektakel weltweit. 1995 erscheint an Freddies Todestag mit "Made In Heaven" das vorerst letzte Queen-Album mit sehr melancholischen Songs, die kurz vor seinem Tod entstanden und die dieser bereits im Rollstuhl einsingen musste.
Als Anfang des 21. Jahrhunderts das DVD-Zeitalter eingeläutet wird, müssen natürlich auch alte Queen-Videos in die digitale Remasters-Mangel. So erscheint mit "Live At Wembley Stadium" der Mitschnitt der beiden umjubelten '86er Konzerte in London, angereichert mit neuen Interviews der verbliebenen Bandmitglieder sowie mit Regisseur Gavin Taylor und Tour Manager Gerry Stickells, die Einblicke in den Aufbau der Shows geben. Auch die DVDs "Greatest Video Hits 1" und "Greatest Video Hits 2" sind neben den bekannten Clips randvoll mit haufenweise Archivmaterial, das teilweise sogar erstmals zu sehen ist.
Derweil haben Brian May und Roger Taylor noch keine Lust, das Kapitel Queen ad acta zu legen. Nachdem immer wieder Namen durch die Presse geistern, welcher Sänger denn nun anstelle von Freddie Mercury mit den beiden bei kommenden Live-Shows auf der Bühne stehen soll, präsentieren May und Taylor 2005 dann tatsächlich jemanden, mit dem sie auf Tour gehen wollen: Ex-Free- und Bad Company-Sänger Paul Rodgers nimmt den Platz am Mikro ein. Die Reaktionen der Die Hard-Fans sind gemischt. Wohl auch vor dem Hintergrund, dass nicht einmal mehr John Deacon Lust hatte, sich an dem Spektakel zu beteiligen. Trotzdem gehen die Karten für die Konzerte weg wie geschnitten Brot.
Nachdem die Tour mit Paul Rodgers bis Ende 2006 immerhin eine Million Besucher anzieht, nehmen Queen 2008 unter dem Signum Queen + Paul Rodgers das Album "The Cosmos Rocks" auf. Doch die gegenseitige Wertschätzung hält nicht ewig: Im Frühjahr 2009 endet die Fußnote einer der nach wie vor größten und beliebtesten Rockbands der Welt. Zuvor haben sie in der Ukraine im Rahmen des Welt-AIDS-Tages aber noch ein Open Air vor über 350.000 Anwesenden aufgenommen, das unter dem Titel "Live In Ukraine" erscheint. Später gehen sie mit US-Castingstar Adam Lambert als Freddie-Ersatz auf Welttournee.
Seither spaltet sich das Lager der Queen-Fans in zwei Hälften: Eine, die das muntere Treiben der Akteure May und Taylor auf den Bühnen dieser Welt gut heißt. Und eine, die sich nach der gemeinsamen Zeit mit Deacon und natürlich Mercury zurück sehnt. Vor allem letztere Gruppe ist selbstverständlich stets über alle Maßen an unveröffentlichter Musik aus der guten alten Zeit interessiert.
So erleben Fans die große 1986er Stadiontour hinter den Eisernen Vorhang dank der DVD-Veröffentlichung "Hungarian Rhapsody: Live In Budapest" noch einmal hautnah mit. "Live At The Rainbow" schaut derweil auf Liveshows vor dem großen Queen-Kultsong "Bohemian Rhapsody" zurück und dokumentiert zwei London-Shows von 1974. Drei bis dato unveröffentlichte Songs erscheinen 2014 auf "Forever", einer davon ein Demo von Freddie mit Michael Jackson aus dem Jahr 1983. Zwar hatten damals beide Parteien die insgesamt drei Demos für nicht veröffentlichungswürdig befunden, aber dies stört über 30 Jahre später und nach dem Tod der beiden Protagonisten natürlich niemanden mehr.
Bereits seit 2010 arbeitet man an einer Filmversion der Queen-Karriere. Sacha Baron Cohen, der Mann der sich als kasachischer Diplomat Borat in unsere Herzen gespielt hat, soll Freddie verkörpern. Alle freuen sich. Doch es kommt anders. Drei Jahre später lässt Cohen verlauten, dass er das Projekt verlassen habe. Grund: Die Chefentscheider May und Taylor seien nicht mit seiner Vision einverstanden gewesen, ein Biopic zu drehen, das die Homosexualität des Sängers in den Mittelpunkt rückt. Für eine familienfreundliche Verfilmung der Geschichte von Queen stehe er nicht zur Verfügung. Bis zuletzt wollte Cohen die Story nach dem Skript von Peter Morgan ("Frost/Nixon") umsetzen, das die Bandjahre 1970 bis 1985 umfasst.
Schließlich übernehmen die Regisseure Bryan Singer und Dexter Fletcher und setzen den Schwerpunkt des Films nach Wunsch von Taylor und May auf die Musik und die damit verbundene, unglaubliche Karriere von Mercury und Band. Das Ergebnis heißt Ende 2018 "Bohemian Rhapsody" und gerät fast mehr zu einem Rock-Musical. "Mr. Robot"-Darsteller Rami Malek als Freddie Mercury erhält für seine Darstellung überwiegend großes Lob. An den Kinokassen entwickelt sich der Streifen schnell zum Selbstläufer: Bereits zwei Monate nach der Premiere ist "Bohemian Rhapsody" der erfolgreichste Musikfilm der Geschichte und verweist den bisherigen Spitzenreiter "Straight Outta Compton" (2016) sowie Musicals wie "The Greatest Showman" (2017) und "Mamma Mia!" (2008) auf die Plätze.
2019 bekommt das Biopic den Golden Globe als bestes Filmdrama, Rami Malek wird als bester Hauptdarsteller in einem Drama ausgezeichnet. Für den Soundtrack treffen sich May und Taylor mit dem alten Kollegen Tim Staffel wieder, dessen Ausstieg 1970 die Gründung von Queen erst ermöglichte. Gemeinsam nehmen sie den Smile-Song "Doing All Right" neu auf, der auch im Film vorkommt. Fans dürfen sich auf den DVD/Blu-ray-Release freuen, der den kompletten Live-Aid-Gig sowie ein Behind-The-Scenes-Special bereit hält.
7 Kommentare mit 28 Antworten
Queen sind fuer mich eindeutig der beste englische Interpret. Alles was man sonst in der Musik im Gegensatz zum Broadway immer vermisst, ist hier vereint in einer Band. Man koennte sich Mercury auch rueckwaerts anhoeren, und er waere klasse. Endlich mal hammer Melodien von einer Insel. Leider leidet die Band noch heute unter dem homosexuellen Status. Das wird sich leider auch nie aendern. Wer die Band nicht mag, faengt halt gleich mit diesem Argument an. Aber daemliche homophobe Menschen brauch das Volk halt auch. Wir brauchen ja auch nunmal Leute die in Kreisligasportvereinen spielen und im Fernsehen auftreten. Man haette auch die Prinzen nehmen koennen. Bestes Album ist ganz klar Hot Space, aber Queen war fuer mich immer schon eine klassische Stadionband und keine Albumband.
Mister X schon wieder... ach ja, ich schäme mich ja nicht mehr für ihn.
gninethgirf yrev yrev
Oh, welch Perle hier versteckt ist ... wird gleich mal archiviert ... Grüße an Gizi geh'n raus!
wie kam John deacon jetz in die band ?
der Film beantwortet alles
John Deacon kam nach Freddie Mercury in die Band. Es gibt ein Interview mit ihm und Roger Taylor indem Roger sagt die band habe ewig einen guten Bassisten mit gutem Character gesucht und jetzt durch Deacon auch gefunden!
ist wichtig
er wurde in 1 bach gewirft und dort hat man ihn gefunden
wirsing war aber intakt = sehr ungewöhnlich
Hey Meurer, mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich über die Feedback-Funktion ausgeheult hast und jetzt hagelt es auf einmal Mails von laut.de an ehrenwerte User. Was hatte ich dir gesagt? Wer petzt, kriegt nen Hausbesuch, schon vergessen?
r1er schickt auf Meurer's Geheiß seine Schergen aus.
Und dann werden keine Wände gestrichen!
ich habe boomermäßig erst kürzlich, via facebook, die anekdote von freddy mercury und sid vicious gehört/gelesen und war schwer angetan. respekt herr mercury
torqui comeback #322 ❤️
♥