laut.de-Biographie
Rasco
Durch die Geschichte des Undergrounds im Rap-Genre zieht sich eine endlose Diskussion über Kommerz, Keep-It-Real und Hip Hop selbst. Künstler werden in einer Sekunde degradiert und in der Nächsten als die neuen Stars gefeiert. Letztendlich kann aber niemand eine klare Linie ziehen, wo der Underground aufhört und das vergoldete Hip Hop-Biz anfängt. Wahrscheinlich kann auch Rapper Rasco diese Frage nicht beantworten. Obwohl er sich in seiner musikalischen Geschichte stets in der Nähe dieser imaginären Grenze bewegt.
Mitte der Siebziger in San Mateo/ Kalifornien geboren, infiziert sich Keida Brewer schnell mit dem Hip Hop-Virus. Doch erst ist es nicht der Sprechgesang, der es dem Jungen angetan hat. Seine jungfräulichen Kontakte mit der Hip Hop-Kultur hat er durch Breakdance. Zusammen mit seiner Crew Various Blend unternimmt er Anfang der Neunziger seine ersten Geh-, bzw. Tanzversuche. Doch seine Kumpels Friz-B und Eb.F drücken ihm ständig ein Mikro in die Hand und fordern ihn auf auch mal ein paar Verse zu kicken. Die Rechnung geht auf und Rasco macht eine gute Figur am Mic. Gemeinsam rocken sie fortan kleinere Bühnen in der Bay-Area rund um San Francisco. Ein passender Name muss her und die Abkürzung Rasco klingt überzeugend. Das Kürzel steht für die Attribute realistic, ambitious, serious, cautious und organized, die den Rapper passend charakterisieren sollen. 1994 veröffentlichen Various Blend ihre erste Single "Chill As I Flex", die sich aber nur in der Nachbarschaft behaupten kann.
Nach einiger Zeit erkennt Rasco, der sich mittlerweile seinen eigenen Rap-Style zugelegt hat, dass dieser mit dem Various Blend-Style nicht mehr zusammen passt. Er trennt sich von der Crew, die nach seinem Weggang in der Versenkung verschwindet. Zu dieser Zeit ist Rasco eng mit dem Produzenten Peanut Butter Wolf befreundet. Als er 1996 das College beendet bietet Butter Wolf dem Rapper an, auf seinem Label Stones Throw eine Single zu droppen. Dieses Angebot scheint Rasco zu beflügeln. Gemeinsam zaubern die beiden den Track "The Unassisted" und lassen den Underground erschüttern. Die 12'' entwickelt sich nach kurzer Zeit, zur best verkauften Single auf Butter Wolfs Label zu dieser Zeit. Damit entpuppt sich die Verpflichtung für die Plattenfirma als Erfolg und auch Rasco kann sich nicht beklagen. Der Track ist ein Hit im Untergrund und die DJs spielen das Teil gleichermaßen, so dass der Name Rasco bei den Heads hängen bleibt.
An den Erfolg will man anknüpfen und ein Album ist sofort im Gespräch. Es gibt nur ein Problem, denn Rasco ist überfordert. Zu diesem Zeitpunkt beinhaltet sein Reimbuch vorwiegend unbeschriebene Blätter und aufgenommen hat er schon gar nichts. Deswegen müssen sich seine Fans noch über ein Jahr gedulden. Als Entschädigung ist das Debüt-Album aber ein Tummelplatz des Who-is-Who der nordkalifornischen Bay Area. Auf Produktionen von Peanut Butter Wolf, Kut Masta Kurt, Evidence, diverser Cuts der Top-DJs Vin Roc oder Babu, featuret Rasco so bekannte Rapper wie Defari und die Dilated Peoples. Die Platte "Time Waits For No Man" muss sich aber trotz der illustren Gästeliste Kritik gefallen lassen. Einigen Heads gefällt Rascos Ich-bezogener Style nicht. Er sei zu eindimensional, glauben seine Kritiker. Das Hip Hop-Magazin Source scheint das nicht zu stören, denn sie wählt das Album zum "Best Independent Record 1998".
Das Werk erringt auch einen gewissen kommerziellen Erfolg und stellt so das Label und auch den Künstler zufrieden. Doch die Wege von Stones Throw und Rasco trennen sich. Da er schon die Veröffentlichungen in Übersee in die Hände des Londoner Labels Copasetik Records gegeben hat, will die Plattenfirma nun auch die Promotion in den USA übernehmen. Der Rapper lässt sich auf den Deal ein, hat aber immer wieder mit Problemen seitens des Labels zu kämpfen. Deswegen startet er nach einiger Zeit seine eigene Company. Pockets Linted Records mausert sich zum kleinen, aber feinen Label für Bay Area-Underground Acts, die ihr Talent auf der Compilation "20.000 Leagues Under the Street" unter Beweis stellen können.
Nach der EP "The Birth", inspiriert von der Geburt seiner Tochter, widmet sich Rasco einem neuen Projekt. Planet Asia, ein Rapper aus dem nahe gelegenen Fresno, gehört schon lange zum engen Freundeskreis. Die Beiden verstehen sich auch musikalisch sehr gut und so machen sie unter dem Pseudonym Cali Agents gemeinsame Sache. Mit dem acht Jahre jüngeren Planet Asia bringt er den Longplayer "How The West Was One" heraus und macht Kritiker wie auch Heads glücklich. Während Rasco in dieser Zusammenarbeit auf älter, ruhiger und erfahrener macht, gleicht das Planet Asia aus und rappt sich hungrig und fresh in die Herzen der Fans.
Textlich ist Rasco für seine Prahlerei bekannt, was gerade seine Kritiker auf die Palme bringt. Umso verwunderlicher ist es, als er in seinem nächsten Solo-Album "Hostile Environment" deutlich geänderte Raps vom Stapel lässt. Auf ruhigen Beats von beispielsweise J.Rawls erzählt er über die Gefahren der Straße und über die Verantwortung gegenüber seiner Tochter. Eine Schiene, die er auch in seinem aktuellen Album "Escape From Alcatraz" fährt. Auch hier geht es bei weitem nicht nur darum, wer der beste Rapper des Viertels ist. Im Vorfeld häufen sich die Probleme mit dem englischen Label und nehmen schließlich Überhand. So setzt sich Rascos Labelreise fort und er landet bei der New Yorker Company Coup d'État Records. Eine Verbindung die sich hoffentlich für die Firma und Künstler kommerziell, vor allem aber musikalisch auszahlen wird.
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